RIBs der italienischen Werft ZAR Formenti aus der Lombardei haben eine lange Tradition – sie werden weltweit in 35 Ländern verkauft und erfreuen sich unter Schlauchboot-Fans großer Beliebtheit. Zu den Verkaufsschlagern gehört die ZAR 53, die wir während des SKIPPER-Tests auf dem Bodensee unter die Lupe nahmen.
Es heißt, Piero Formenti (66), der Gründer von ZAR Formenti, habe sein ganzes Leben den Duft intensiver Aromen und von Gummi eingeatmet. Der Großvater hatte einen Gewürzladen und der Vater war Produktionsleiter in einem Unternehmen namens Reeves, das in den 1970er-Jahren gummierte Stoffe und Schlauchboote herstellte. Und je öfter Piero seinen Vater in der Firma besuchte oder mit dessen Fünf-Meter-Schlauchboot auf dem nahegelegenen Fluss Tessin zum Fischen fuhr, desto stärker wuchs seine Begeisterung für aufblasbare Sportboote. Mit gerade einmal 20 baute er sein erstes Schlauchboot mit Klappkiel, um den damaligen Ein-Mann-Betrieb 1979 bei der Handwerkerinnung anzumelden. Vom Vater ermuntert, begann Piero Formenti in der elterlichen Garage mit dem kommerziellen Bootsbau.
Konnte er damals bis zu drei Beiboote pro Jahr fertigen, so betrug die Produktion bei ZAR Formenti um das Jahr 2008 immerhin schon 400 Boote pro Jahr. Dann kam die große Weltwirtschaftskrise, deren Auswirkung auch die Italiener zu spüren bekamen. Heute laufen in den drei verschiedenen Modellreihen ZAR, ZAR mini und ZAR Tender fast 50 Modelle in Längen zwischen 1,80 und 13,00 Metern vom Stapel. Auch Pieros Sohn Luca ist längst in der elterlichen Familienwerft tätig. Die hier von uns getestete ZAR 53 verfügt wie alle ZAR-Festrumpf-Schlauchboote über eine patentierte einmalige Rumpfform mit strömungsgünstigem Bug, seitlichen selbsttragenden Tunneln im Rumpf und einem bündig mit den achterlichen Konen abschließenden Heckspiegel.
Jens Würdemann, der freundliche Mitarbeiter vom Testboot-Lieferanten Bootezentrum Nürnberg-Fürth, erwartet uns mit der nagelneuen ZAR 53 am Steg der Friedrichshafener Messe-Marina. Die 5,35 m lange Probandin präsentiert sich als kompaktes RIB mit zahlreichen Sitzbänken, Handläufen, Mittelkonsole und Edelstahl-Geräteträger. Das Boot besticht mit einer eigenwilligen und zugleich markanten, bullig wirkenden und hochgezogenen Bugform. Die hellgrauen 52 cm dicken Tragschläuche mit sechs Luftkammern aus Orca-Hypalon sind so mit dem GFK-Bootskörper verklebt, dass Rumpf, Deck- und Schläuche faktisch eine Einheit bilden. Die Freibordhöhe des 530 cm langen und 190 cm breiten »Innenraumes« trägt durchschnittlich 48 cm.
Das Cockpit beherbergt eine Fülle an Staufächern, Sitzen und Umbauvarianten, auf die wir etwas näher eingehen wollen. So lässt sich der Bugbereich als 140 cm breite Sitzbank nutzen, mittels optionalem Zubehör entweder zur 140 x 180 cm großen Sonnenliege oder zu einem Essbereich mit Tisch gestalten. Für das komfortsteigernde »Vorschiff-Paket« werden 1.213 Euro aufgerufen. Dass in die vordere Liegewiese die 90 cm breite Sitzbank vor der Steuerkonsole einbezogen wird, sei ebenso erwähnt wie die beiden 100 cm langen Handläufe im Bugbereich und je unterhalb der Sitzbank, in welcher auch der 130 Liter fassende Benzintank untergebracht ist. Die sauber vernähten wetterfesten Polster weisen eine Materialstärke von lediglich 50 Millimetern auf, sie bieten aber guten und zufriedenstellenden Sitz- und Liegekomfort.
Die exakt 100 cm hohe Steuerkonsole der ZAR 53 verfügt beim Testboot über analoge Suzuki-Instrumente und einen 7-Zoll-Garmin-Echomap-UHD2-72cv- Kartenplotter. Optional lässt sich auch ein 9-Zoll-Multifunktionsdisplay installieren. Die 28 cm hohe und 85 cm breite Acrylglas-Frontscheibe ist mit stabilen Edelstahl-Handläufen versehen, die bei Wellengang den notwendigen Halt garantieren. Zwei je 32 cm breite Gangflächen zwischen Mittelkonsole und den Orca-Bordwänden sorgen für genügend Bewegungsfreiheit. Der Skipper sitzt auf einer 92 breiten Sitzbank mit Staufach, in der auch ein Blower für die Gasabsaugung des Sprittanks verbaut ist. Danach schließt sich die 150 cm breite Hecksitzbank an, die in eine 140 x 190 cm große Liegefläche verwandelt werden kann.
Unter der Sitzbank befinden sich Stauräume und zwei Bordbatterien. Optional und gegen 2.023 Euro gibt es einen Niro-Geräteträger, der für den weiteren individuellen Zubehör-Ausbau zahlreiche Möglichkeiten bietet und auch Grundlage für die Installation eines Bimini-Verdecks ist. Diese empfehlenswerte schattenspendende Überdachung schlägt mit 1.785 Euro zu Buche. Für den perfekten maritimen Auftritt sollte man über einen praktischen Flexiteek-Belag im Cockpit nachdenken, der für 1.999 Euro zu haben ist. Ein weiteres Staufach hinter der Hecksitzbank kann bis zu 100 cm lange Gegenstände wie Tischbeine oder die Luftpumpe aufnehmen.
In der Summe erweist sich das Cockpit praxisgerecht gestaltet und sehr sauber verarbeitet. Dass die Ankerolle um etwa zwei Zentimeter über die robusten Gummigriffe am Bug herausragt, erweist sich in der Praxis als überarbeitungswürdig, denn sie behindert so eine »weiche Landung« bei frontalen Anlegemanövern. Dieser als »Schönheitsfehler« zu bezeichnende Umstand schmälert aber in keiner Weise den tollen Gesamteindruck des vielseitig einsetzbaren italienischen Qualitätsschlauchbootes… (den kompletten Test finden Sie in der Ausgabe 07/23)
Technische Details
Länge über Alles: 5,83 m
Breite: 2,43 m
Schlauchdurchmesser: 52 cm
Luftkammern: 6
Gewicht (o. Motor): 480 kg
CE-Kategorie: C
Max. Personenzahl: 8
Brennstofftank: 130 l
Wassertank (opt.): 60 l
Baumaterial: Rumpf GFK, Schlauchsystem Orca-Hypalon 1.100 dtex
Motorisierung: Außenborder, werftseitig empfohlene Leistung bis
110,3 kW (150 PS)
Grundpreis (o. Motor): 42.602 €, Preis des einsatzbereiten Testbootes
inklusive Motor und umfangreicher Sonderausstattung: 82.559 €
Informationen und Werft
Bootezentrum Nürnberg-Fürth, (ZAR-Händler und Lieferant
des Testbootes), Melli-Beese-Straße 14, 90768 Fürth,
Tel. 0911-8013517, www.bootezentrum.de
ZAR Formenti SRL, Vigna della Pace 2/2, I-20086 Motta Visconti (MI)
Weitere deutsche Händler unter: www.zar-formenti.net/de
Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 07/2023!
Text & Fotos: Rex Schober
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