Die Wetterkapriolen in Kroatien treiben immer neue Blüten, allerdings in Form von Eisblumen. Die Adria in der Marina Punat, einem besonders geschützten Bereich, weist gerade einmal noch null Grad Celsius auf. „Wenn die Witterung weiter so anhält, friert die Marina Punat in Kürze zu“, meint SeaHelp-Chef Wolfgang Dauser, der zurzeit in Punat weilt. Und fügt augenzwinkernd hinzu: „Dann ist es um den Status des eisfreien Hafens in Punat geschehen.“ Und so unwahrscheinlich ist das Szenario gar nicht, denn die Meteologen haben für die nächsten Tage eine Fortdauer des für kroatische Verhältnisse extremen Winterwetters angesagt.
Derzeit leidet ganz Kroatien unter den ungewohnten Temperaturen. Kaum ein Skipper, der an seinem Boot im Winterlager oder am Steg nicht irgendwelche Schäden zu beklagen hat. Wolfgang Dauser weiter: „Durch die Kälte härtet die Persenning aus, bei Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h bricht die Plastikhaut, insbesondere die durchsichtigen Plastikscheiben.“ Das kann dann in der Folge zu Wassereinbrüchen führen. Außerdem besteht bei den defekten Persennings die Gefahr, dass sie bei der nächsten Bora komplett fortgerissten werden und benachbarte Boote beschädigen. Allein die Sattler dürften sich freuen: Sie haben mit Reparturarbeiten der defekten Planen bestimmt bis Mai ausgesorgt.
Wie bereits von den SeaHelp-Experten befürchtet, halten viele steif gefrorene Leinen der Kälte und dem extremen Winddruck nicht mehr stand. Eine Segelyacht, die am Steg lag, hat sich auf diese Art bereits losgerissen und wurde bei Omisalj wieder auf den Strand geworfen. Doch nicht nur das Material, auch Mensch und Natur leiden derzeit unter der Kälte. Die Straßen in Kroatien sind derzeit wie leergefegt, es herrscht bis auf das Heulen des Sturms eine gespenstische Ruhe.
Auf der Insel Krk konnten die SeaHelp-Mitarbeiter derzeit ein anderes Phänomen beobachten. Viele Vögel, sowohl einheimische als auch Zugvögel, die sich den Balkan als vermeintlich sicheren Zufluchtsort vor dem Winter auserkoren haben, liegen tot am Boden. Wolfgang Dauser: „Man kann hier schon von einem Massensterben reden. Allein vor einem Hotel auf der Insel liegen derzeit über 50 Vögel, die verendet sind.“