Welterbe Wattenmeer

Die westfriesischen Inseln Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog zählen zu den Kronjuwelen der niederländischen Wassersportdestinationen. Wir haben die bilderbuchschönen Wattenmeersprossen mit einem 135 Jahre alten Plattbodenschiff von Leeuwarden aus in Augenschein genommen.

Erinnern Sie sich noch an den Sommer 2018? Der hat Maßstäbe gesetzt. Die Eisdielen waren rappelvoll, die Tiefdruckgebiete hatten dienstfrei und die Ferienorte an der Nord- und Ostseeküste feierten neuen Besucherrekorde. So auch Leeuwarden. Die EU hatte die hübsche Kapitale der niederländischen Provinz Friesland zur Kulturhauptstadt Europas gekürt und damit die Weichen für ein Event-Feuerwerk der Extraklasse gestellt. Den Höhepunkt bildete die französische Straßentheatergruppe »Royal de Luxe«. Mit ihren bis zu 10 Meter hohen und rund 2 Tonnen schweren Riesenmarionetten wollten und sollten die Street Performer das historische Zentrum der Stadt in einer Märchenwelt verwandeln. Derweil die Choreographie noch an der Inszenierung feilt, macht Skipper Sytze im nahe gelegenen Yachthafen De Zwemmer das historische Plattbodenschiff Aaltje Engelina zum Auslaufen klar.

Die Windmühle De Hoop in Dokkum wurde 1849 erbaut

»Du kommst früh«, begrüßt er mich und fragt, ob die Anreise problemlos gewesen wäre. »Ja«, antworte ich, »die Straßen waren frei.« Das gilt auch für die anderen Passagiere. Gegen 15 Uhr sind alle fünf Kabinen der Aaltje Engelina bezogen, Sytze steht am Ruder, weckt die 175 Selbstzünder-Pferde der rund 135 Jahre alten Dame und nimmt den Van Harinxmakanaal unter den Kiel. »Wir müssen«, sagt er, »vor 20.00 Uhr Harlingen erreichen. Dann schließt die Tsjerk-Hiddes-Schleuse und wir kommen nicht mehr in den Zuiderhafen.« 
»Okay«, denke ich mir, werfe einen Blick auf die Karte und runzele die Stirn. »Das das sind ja nur 30 Kilometer. Also bloß keinen Stress, die Strecke schaffen wir locker in der Hälfte der Zeit.« Entsprechend relaxt lasse ich die hübschen Bilderbuchpanoramen der friesischen Küstenlandschaft an mir vorüberziehen. Nach knapp einer Stunde entlang von Fleckviehwiesen, Windmühlen und verhuschten Bauernhöfen wird mir Sytze‘s Eile jedoch klar. Der – wenn man so will – Bremsklotz in Sachen freie Fahrt sind die Wartezeiten vor den Dreh- und Klappbrücken.

So bleibt die Harinxma-Brug als automobiles Einfallstor ins Zentrum von Leeuwarden zur Rushhour für den Schiffsverkehrs geschlossen. Vor der Zwette-Eisenbahnbrücke warten wir eine gefühlte Ewigkeit auf einen Zug aus Amsterdam und in Dronrijp, einem kleinen 3000-Seelen-Dörfchen auf halber Strecke, senkt sich die Brücke – so ein Pech – direkt vor unserer Nase. »Tja«,
schmunzelt Sytze, »das sind die Schattenseiten des Segelvergnügens. Mit einem 18 m Mast braucht man auf den Binnenkanälen Geduld.« …

Star der XXL-Marionetten ist »La Petite Géante«. Das kleine Mädchen bringt stattliche 800 kg auf die Waage

 

Den kompletten Reisereport lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 05/2019! Sie erhalten dort ausführliche Reiseinfos zu Anreise, Törn-Rute, Charter und Land und Leute
Text & Fotos: Gerald Penzl