Mit einem komfortablen Beneteau Swift Trawler auf Törn im Herzen Dalmatiens.
Roberts Anruf von der Charter-firma in Split kam erstmal überraschend, denn von dem angekündigten »Jugo« war weit und breit noch nichts zu bemerken. »Bitte an keiner Boje festmachen und kein Ankern in Buchten oder Häfen«, so der besorgte Mitarbeiter, der per Rundruf alle seine Charterschiffe über den aufziehenden Starkwind informierte. Über den Sturm waren wir zwar durch unser virtuelles Crewmitglied windfinder.com auch schon vorgewarnt, aber diesen Anruf empfanden wir dann doch als einen Superservice am Kunden. Er passte zum insgesamt sehr guten Eindruck, den wir schon weit vor unserem eigentlichen Törn durch die dalmatinische Inselwelt von unserem Vercharterer gewinnen konnten. Auch in umgekehrter Richtung funktionierte der Kontakt von unserem komfortablen Swift Trawler zur Charterbasis am Festland durch das bordeigene Handy-system mit eingespeicherten Kurzwahlen hervorragend.
Wir hatten uns für diesen Törn in das Herz Dalmatiens vorgenommen, überwiegend Inseln, Orte und Buchten anzulaufen, die Neuland sind oder wo wir schon lange nicht mehr »gestrandet« waren. Start und Ziel sollte im Großraum Split sein, damit die einen bequem mit dem Flugzeug anreisen können und die anderen endlich einmal die faszinierende Altstadt mit dem Diokletianpalast in aller Ausführlichkeit besichtigen können. Wir sind dann sehr schnell beim Vercharterer Nautika Centar Nava in Split gelandet, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Die Übergabe des markanten Trawlers mit dem Namen Tami – bald liebevoll unsere »rote Tami« getauft – erfolgte äußerst professionell. Der Start sollte gleich früh am nächsten Morgen sein und deswegen wurden die beiden Volvo-Diesel auch pünktlich um 8:00 Uhr gestartet. Den Hafen verlassen konnten wir dann aber erstmal doch nicht, denn durch ein gigantisches Kreuzfahrtschiff, das gerade einlief, wurde es vor unserem Bug kurzfristig dunkel. Die schwimmende Kleinstadt schob sich vor unseren Augen rückwärts (!) in das große Hafenbecken und wir genossen das übergroße Schauspiel mit respektablem Abstand.
Insel Šolta
Šolta liegt in nord-westlicher Verlängerung von Brač und ca. 8 Seemeilen südwestlich vor Split. Unser erstes Ziel sollte das Städtchen Maslinica sein, welches wir vor vielen Jahren schon einmal für einen Hafenübernachtungsstopp ausgewählt hatten. Damals war der alte Palast im Hafen verlassen und machte einen eher heruntergekommenen Eindruck auf uns. Nun, um es kurz zu machen: Aus der Fastruine wurde ein Luxushotel und aus dem rustikalen Anlieger davor eine Art Kleinst-Luxus-Marina. Wir nutzen den schralenden Wind im gut belegten Hafen und machen uns weiter mit den Manövrier-eigenschaften des Swift-Trawlers vertraut. Das letzte Hafenmanöver war dann die kurze Weiterfahrt zu den westlich davon vorgelagerten Klein-inseln, wo wir vor Anker gehen wollten. Nach diversen Anker-Fehlversuchen war klar, dass unser Anker keine Freundschaft mit dem dortigen Krautboden anstreben wollte.
In der nahen Sesula-Bucht fanden wir dann zwei Restaurants, die mit Ihren Bojen locken beziehungsweise gleich mit dem farbigen Info-Flyer, den uns der Marinero beim ersten Infogespräch von Boot zu Boot überreichte. Die
vordere Konoba »Sesula« ist eine bürgerliche Version und die »Sismis« ist ein schön am Hang gelegener Gourmet-tempel, der auch eine Profi-Weinverkostung zum Menü anbietet. Die Bucht ist schön und sicher, aber dieses Lokal wirkt hier irgendwie deplatziert.
Die Insel hat an dieser Seite aber auch kleine und feine Buchten, die mehr oder weniger unberührt sind von auffälliger Urbanisation. Es gibt zwar Begehrlichkeiten zur touristischen Bebauung/Vermarktung dieser Küste, aber noch kann man mit etwas Glück und bei entsprechender Wetterlage Alleinherrscher seiner ins Auge gefassten Bucht sein. Anders sieht es drüben an der Nordlinie von Šolta aus. Die beiden großen Orte und Buchten Necujam und Rogac sind umtriebige Orte, wo aber die Yachties immer gern gesehen sind. Beide bieten Anlegemöglichkeiten – zum Teil mit Wasser und Strom – und Ankermöglichkeiten auch für größere Boote. Ein Tipp für Motorboote bis ca. 10 Meter Länge: Der zwischen Felsen und Treppen angelegte Anleger mit kurzen Mooringleinen des Restaurants Pasarela im südöstlichen Teil kann bei ruhigem Wetter auch über Nacht genutzt werden. Dann gibt’s auf Wunsch auch Strom, aber vorher gibt’s in jedem Fall erstklassige Küche (von Pizza bis Hummer!) und Tiki-Feeling mit den genial in die Felsen auf verschiedenen Plateaus mit Strohdächern geschaffenen Sitzplätzen und türkisen Ausblicken.
Insel braČ
Der Jugo erwischte uns dann im sicheren Hafen von Milna an der Westküste von Brač, den wir rechtzeitig angelaufen waren. Dort lagen wir sicher an zwei Moorings in der Marina vor der ehemaligen Fischfabrik. Im Hafen und der großen Bucht gibt es insgesamt drei Marinas, die in diesen Tagen natürlich gut gefüllt waren. Da heißt es rechtzeitig einen Mietwagen organisieren, um mit einem schönen Tagesausflug quer über die Insel einem Hafenkoller vorzubeugen. Mit dem zunehmenden Wind waren wir dann auf unserem Landausflug schnell per Du: Auf einem Kirchturm in einem der kleinen Orte an der Straße nach Süden und auch in Bol, der
Touristikmetropole an der Südküste mit dem weltberühmten »Goldenen Horn«, das an diesem Tag einen Ruhetag einlegen konnte, war er unser ständiger Begleiter. Herr Jugo hielt nicht nur die Strandurlauber fern, sondern verkürzte dann am Nachmittag auch unseren Autostopp auf einem hochgelegenen Pass im Inselinneren, wo die geöffnete Autotür von zwei Crewmitgliedern festgehalten werden musste.
Nach der Rückkehr zum Boot hatte sich die Situation im Hafen grundlegend verändert: Der Wasserstand lag einen Meter über normal, die Mole war überschwemmt, aber die Boote lagen sicher. Zum Glück kannten wir die Insel schon von früheren Törns als frühsommerliches entspanntes Eiland. Damals hatten wir die nahegelegene Bucht und den Ort Bobovišća als temporäre Heimat ausgemacht und in guter Erinnerung behalten. Dort lagen wir an einer Boje, die gleichzeitig eine Mooring zum Ufer hatte, an der sich die Mannschaft mittels Dinghy und wenigen Zügen an der Leine zum Landgang aufmachen konnte. Der Ort selbst liegt etwas oberhalb. Im kleinen Hafen mit lokalen Fischerbooten haben sich die beiden Konobas Dalmatika und Vala mit typischer kroatischer Küche etabliert. Allgemein bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass über die Jahre in Kroatien immer öfter auch Pizza in guter Qualität angeboten wird und wenn diese dann auch noch vom vorherrschenden Holzkohlegrill befeuert daherkommt, haben nicht nur die Nachwuchscrewmitglieder ihren Energie-speicher auf geschmackvollste Weise aufgefüllt.
Am nächsten Morgen geht’s nach ruhiger
sternenklarer Nacht (mit dem »Großen Wagen« vor dem Bullauge) weiter Richtung Süden. Unser Ziel ist die Insel Hvar, wo wir uns die gleichnamige Inselmetropole und auch die gegenüberliegenden Paklenischen Inseln anschauen wollen.
Insel hvar
Doch als erstes laufen wir das Städtchen Stari Grad an. Mit dem ordentlich motorisierten Swift-Trawler – die beiden Volvos bringen den stabilen Halbgleiter schnell auf 16 Knoten Marschfahrt – erreichen wir nach 11 Seemeilen die fjordähnliche Bucht, wo wir am langen Hafenkai anlegen und einen Erkundungsspaziergang durch den Ort machen. Besonders beeindruckt hat uns dort die im 16. Jahrhundert errichtete Villa des Dichters Petar Hektorovic.
Den ganzen Artikel lessen Sie im SKIPPER 09/2016.
Text: Josef Bauer