Irlands Binnengewässer stehen bei Freizeitskippern hoch im Kurs. Spitzenreiter der navigablen Sehnsüchte ist der Shannon River. Wir haben den rund 370 Kilometer langen Fluss zwischen Portumna und Carrick-on-Shannon mit einer Linssen 35.0 AC unter den Kiel genommen.
Irland, das ist das Land der Legenden, das Dorado der Dichter und Denker – oder wie Heinrich Böll sagte, Europas tief in den Atlantik hereingerutschtes, glühendes Herz. Irland ist aber auch das Land der Veränderungen. In nur wenigen Jahrzehnten stieg das wirtschaftliche Aschenbrödel vor den Toren der britischen Insel in die Logenplätze der Wirtschaftswachstumsstaaten auf. Zu den Protagonisten der Hausse zählt auch Mr. Stock. Getreu Oscar Wilde, demnach Reisen den Geist veredelt, möbelte er alte, amerikanische WK2-Landungsboote auf, montierte Fahrgestelle drunter und pinselte das Ganze quietschgelb an. Seitdem tuckern die skurrilen Dinger unter dem werbewirksamen Namen »Viking Splash Tours« Dublin-Besucher durch die Prachtstraßen und Wasserwege der irischen Metropole.
Samstag 13.00 Uhr: Have a nice time … ich habe noch die Worte des Splash-Tours-Fahrers im Ohr, da kurvt uns ein Kleinbus über den Highway M3 und weiter über handtuchschmale Regional
Roads nach Banagher, einem winzigen Irgendwo im geografischen Herzen der grünen Insel. Mit jedem Kilometer entlang sanft dahingetupfter Hügel frage ich mich, ob es in diesem Örtchen überhaupt Einkaufsmöglichkeiten gibt. Schließlich wollen wir den Shannon River eine Woche lang unter den Kiel nehmen und brauchen dazu – na, was wohl – eine gut gefüllte Kombüse. Aber, Skepsis hin, Zweifel her, kaum ist der Charterboothafen am Ortsende von Banagher erreicht, sind alle Bedenken verflogen. Hier liegen – geschätzt – gut 200 Boote, sprich: bei der Menge fest- und flüssignahrungsaffiner Skipper sollte ein Supermarkt vorhanden sein. Und so ist es auch. Einen Steinwurf vom Anleger rollt uns Irlands bekannte Super Valu-Kette nicht nur den roten Schlaraffenland-Teppich aus, sondern liefert den Einkauf auch direkt zum Boot.
Es regnet. Und wenn es in Irland regnet, können ein paar Tropfen fallen, kann es kübeln oder der Himmel zieht – so wie jetzt – alle Register und schüttet pro Quadratmeter ein ganzes Schleusenbecken aus. »Tut mir leid«, achselzuckt John, »aber da müssen wir durch.« Sagt‘s, drückt uns einen Schirm in die Hand und geht mit uns vom Charterbüro zum Boot. »Da liegt sie«, deutet er auf eine funkelnagelneue Linssen GS 35.0 AC. Nach einem Schnell-Check in Sachen Inventar und Technik heißt es Leinen los zur Proberunde. »Nichts leichter als das«, denke ich mir, wecke den 80 PS-Nanni-Diesel zum Leben, steuere flussabwärts die Bogenbrücke über den Shannon an, werfe einen Blick auf das GPS und … staune…
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Text & Fotos: Gerald Penzl