Test: Linssen 35 SL AC

Linssen Yachts hat mit den Booten der brandneuen SL-Serie vier sehenswerte Stahlverdränger vorgestellt, die sich perfekt zum stilvollen Wasserwandern eignen. Das vielleicht interessanteste Modell aus dem SL-Quartett ist die von SKIPPER Bootshandel erprobte 35 AC.

Verantwortlich für das stimmige Erscheinungsbild dieses Bootes sind die Styling-Profis von Kessels Granger Design-Works. Seit geraumer Zeit kooperieren Steven Kessels und James Granger vom belgischen Genk aus mit dem Prototyping- und Engineering-Team der Maasbrachter Renommierwerft, die für die exzellente Produktqualität ihrer Entwürfe international bekannt ist. Irgendwann im Leben eine Linssen zu besitzen, streben unzählige Tourenskipper an, wobei das Realisieren dieses Vorhabens gar nicht mal so einfach wird. Erstens erfordert der Erwerb einer Motoryacht dieser überdurchschnittlich wertstabilen Edel-Marke ein prall gefülltes Bankkonto, zudem entstehen von den in Längen zwischen 30 und 50 Fuß erhältlichen Schmuckstücken, die momentan in drei Baureihen und elf Ausführungen vom Stapel laufen, jährlich nur 55 bis 65 Einheiten. So kann es vorkommen, dass der kaufwillige Kunde mitunter eine Weile warten muss, bis sein Traumschiffchen denn tatsächlich schwimmt. Besser hatte es da die SKIPPER-Bootshandel-Redaktion, die mit der nigelnagelneuen Seriennummer 1 der Linssen 35 SL AC Anfang Juni auf Probefahrt ging, und dies auch noch, ohne dafür zu bezahlen … 

An Bord des bildhübschen Verdrängers gelangt man über die optional erhältlichen, sehr teuren, aber hüftsteifen Crewmitgliedern dringend zu empfehlenden Relingleitern oder über den 90 cm tiefen Hecksteg, der von einer unterarmdicken Gummi-Rammschutzleiste umgeben wird. Selbige kommt – übrigens kennzeichnend für eine jede Linssen SL – auch anstelle einer klassischen Tauwieling zum Einsatz und steht unserer auf modern getrimmten Probandin hervorragend zu Gesicht. Die Gangbordbreite beträgt ausreichende 31 cm bei 22 Zentimetern Schanzhöhe  – man befindet sich also, zumindest auf eine ausgewachsene Linssen bezogen, an Deck eines Kompaktmodells. In Anbetracht der Hauptabmessungen, es sind immerhin 10,70 x 3,40 m, relativiert sich dieser Begriff natürlich.

In der 183 cm hohen Bugkabine ist das Platzangebot geringer, als es diese Weitwinkel-Aufnahme vermuten lässt. Die bequem gepolsterte Doppelkoje misst jedenfalls 200 x 150 cm

 

Eine der ganz wenigen Ungereimtheiten auf diesem attraktiven Boot ist nach Meinung des Testers der Verzicht auf eine »eingeformte« Hecktreppe. Stattdessen sieht sich der Bordgast mit einer platzraubenden zentralen Stufenverbindung zum Achterdeck konfrontiert, deren Benutzung eine gewisse körperliche Fitness erfordert. Obendrein muss man die mittig teilbare Heckbank auseinanderschieben, die subjektiv empfunden eine etwas straffere Polsterung vertragen könnte. Einen fest montierten Rudersitz gibt es nur gegen Aufpreis, als Standardlösung dient ein solide anmutender originaler Klappstuhl…

 

Technische Details

Länge über Alles: 10,70 m
Breite: 3,40 m
Durchfahrtshöhe: min. 2,45 m
Tiefgang: 1,00 m
Gewicht: 9.000 kg
CE-Kategorie: C
Max. Personenzahl: 8
Kojenzahl: 4 (+2)
Brennstofftank: 240 l
Wassertank: 220 l
Septiktank: 240 l
Baumaterial: Schiffbaustahl
Motorisierung: Standardmotor Volvo D2-75, Einbaudiesel mit Wellenantrieb, Leistung 55,1 kW (75 PS)
Grundpreis (ab Werft): 285.320 €, Preis des Testbootes inklusive umfangreicher Sonderausstattung 343.350 €

 

Das finden wir gut:

-Erstklassiges Qualitätsniveau der gesamten Yacht
-Gutmütiges, absolut sicheres Fahr- und Manövrierverhalten
-Harmonisch abgestimmte Volvo-Standardmotorisierung

 

Das finden wir nicht gut:

-Eingeschränkte Zugangsbreite der vorderen Sanitärräume

 

Informationen und Werft
Linssen Yachts BV (Werft und Lieferant des Testbootes), Brouwersstraat
17, NL-6051 AA Maasbracht, Tel. 0031-475439999,
Kontaktdaten der deutschen Händler: www.linssenyachts.com

 

Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 08/2020!
Text: Peter Marienfeld
Fotos: Peter Marienfeld (10), Linssen Yachts (6)