Die Kuster 38 ist sozusagen das »Pilotprojekt« der neuen Motorkreuzer-Generation von Kuster Yachts. Hervorstechende Merkmale des niederländischen Stahlverdrängers sind die grundsolide Produktqualität und der wirklich extrem gefällige, aber dennoch eigenständige optische Auftritt.
Das gegen Mitte der 90er-Jahre von der Firma Consonant Yachts aus der Taufe gehobene Fabrikat Kuster wird seit der Saison 2015, und zwar unter einem eigenen Label, exklusiv von der Harlinger North-Line-Werft angeboten. Die Produktion der wind- und wetterfesten Tourenyachten erfolgt am Ufer des Van-Harinxma-Kanals in einer riesigen Werkshalle, die nur einige Katzensprünge von der Schleuse zum mitunter recht rauen Wattenmeer entfernt ist. Mit Ausnahme der Polster- und Niro-Arbeiten, um die sich regionale Spezialbetriebe kümmern, entstehen die derzeit in sechs Ausführungen zwischen 31 bis 47 Fuß bestellbaren Premium-Motorboote »unter einem Dach«, und dies parallel zu den bekanntlich aus GFK gefertigten North-Line-Yachten.
Interessant ist, dass Werftchef Sipko van Sluis (47) bei der konsequenten Weiter- beziehungsweise Neuentwicklung der Kuster-Range mit dem britischen Konstrukteur Arthur Mursell kooperiert, der auch für den Entwurf der enorm fahrstabilen North-Line-Cruiser verantwortlich zeichnet. Mursells Architekten-Büro TT Boat Designs Ltd befindet sich auf der Isle of Wight. Doch von der schönen Insel an der englischen Südküste schnell zurück ins beschauliche Hafenstädtchen Harlingen, denn am werfteigenen Vorführsteg wartet die Baunummer 1 der Kuster 38 darauf, dass wir uns einen Eindruck von den inneren Werten dieses äußerlich sehr gelungenen, an ein klassisches Polizeiboot erinnernden Wasserfahrzeuges verschaffen. An Bord der »Blue Bell«, die im Februar 2019 anlässlich der Boot Holland ihr offizielles Debüt gab und im vorigen April die Motorboot Sneek bereicherte, gelangt man entweder über die seitlichen Relingöffnungen, über den hochgezogenen Bug oder über den 80 cm tiefen Hecksteg. Der Rumpf des 12,00 x 4,04 m messenden Multiknickspanters wird von einer oberarmdicken schwarzen Gummischeuerleiste umgeben.
Ein äußerst sinnvolles, von den North-Line-Yachten übernommenes Detail, das bei unsanften Anlegemanövern vor Beschädigungen schützt und dazu noch richtig originell ausschaut. Die von einer Seereling flankierten Gangborde sind bis zu 41 cm breit und rutschhemmend strukturiert. Erstaunlich viel Platz bietet die von einem Softtop überspannte Achterplicht unserer blau-weißen Testkandidatin, deren Durchfahrtshöhe mit kanalfahrttauglichen 2,40 Metern angegeben wird. Im selbstlenzenden offenen Cockpit gibt es eine halbrunde Sitzbank mit Staufach-Innenleben, wobei die Polsterauflagen objektiv betrachtet eindeutig zu weich abgestimmt sind. Doch der Härtegrad ist, wie vieles im Leben, reine Geschmackssache. Dazu gleich noch der Hinweis auf ein weiteres leicht zu korrigierendes Manko – um die mit Gasdruckdämpfern versehenen Zugangsluken der Plichtunterkellerung anzuheben oder zu verschließen, muss man mit nicht unerheblichem
Kraftaufwand zupacken …
Technische Daten
Länge über Alles: 12,00 m
Breite: 4,04 m
Durchfahrtshöhe: 2,40 m
Tiefgang: 1,10 m
Gewicht: 12.000 kg
CE-Kategorie: B
Max. Personenzahl: 6
Kojenzahl: 4
Brennstofftank: 1.250 l
Wassertank: 450 l
Septiktank: 300 l
Baumaterial: Schiffbaustahl
Motorisierung: Einbaudiesel mit Wellenantrieb, werftseitig empfohlene Leistung 89,7 bis 109 kW (122-148 PS)
Grundpreis (ab Werft): 400.000 € inklusive umfangreicher Ausstattung, Preise für optionales Zubehör nennt die Werft auf Anfrage
Das finden wir gut…
-Sehr gefällige, klassisch-schöne Stahlverdränger-Optik
-Professionelle, auf Dauerhaftigkeit abzielende Verarbeitung
-Tadellose Lauf- und Manövriereigenschaften, kleiner Wendekreis
Das finden wir nicht so gut…
-Eingeschränktes Platzangebot in der Gästekabine
Informationen und Werft
Kuster Yachts (Werft und Lieferant des Testbootes),
Kelvinstraat 2d, NL-8861 ND Harlingen,
Tel. 0031-517391054,
www.kusteryachts.nl
Den kompletten Bootstest gibt es wie immer in Ihrer Printausgabe: SKIPPER Bootshandel 09/2019!
Text: Peter Marienfeld