Test: PRIMEUR 615 TENDER

Primeur 615 Tender lautet die Typenbezeichnung dieser ansehnlichen offenen Sloep, die nicht aus niederländischer, sondern aus polnischer Fertigung stammt. Dass das trailerbare Wanderboot reichlich Fahrfreude vermittelt, liegt auch am Antriebskonzept – ein 50 PS leistender Tohatsu-Außenborder verrichtet seinen Dienst im Schacht. 

   

Bevor wir auf die vorzügliche Laufkultur und das beachtliche Leistungsvermögen des japanischen Viertakters als Antriebsquelle der Primeur 615 Tender zu sprechen kommen, sind einige Hintergrund- Infos zum schwarz-weiß kolorierten Testobjekt angebracht. Zunächst jene, dass der in 2002 aus der Taufe gehobene Bootsbaubetrieb namens Truszczynscy Boats im westpommerschen Städtchen Sianów angesiedelt ist. Unternehmensgründer Adam Truszczynscy, der gegenwärtig 120 feste Mitarbeiter beschäftigt, war vor dem Schritt in die Selbstständigkeit mehr als zwei Jahrzehnte als Schiffbau-Ingenieur für mehrere renommierte niederländische Werften tätig. Daraus resultiert jede Menge Knowhow. Seit Anfang 2023 wird vertrauensvoll mit einem deutschen Exklusivimporteur kooperiert. Autohändler Harald Zimmermann (57) aus der ostfriesischen Ortschaft Moormerland hat neben den Kfz-Fabrikaten Kia und Seat zahlreiche E-Bikes und neuerdings auch Boote im Programm.

»Ich bin selber begeisterter Wassersportler und Motorboot-Fan. Da lag es doch nahe, sich diesbezüglich zu engagieren und mit einer eigenen Firmensparte im Wassersportbereich Flagge zu zeigen. Wir haben uns auf die auch hierzulande im Trend liegenden Sloepen spezialisiert und setzen auf die Bootsmarken Corsiva und Primeur«, so unser freundlicher Testboot-Lieferant, der übrigens seriöse Vertriebspartner im Großraum Berlin, in Schleswig-Holstein und in Süddeutschland sucht. Für die laufende Saison werden zehn von Hand laminierte Primeur-Modelle in Längen von 5,70 bis 7,15 m angeboten, die entweder mit ökonomischer Dieseltechnik oder der eingangs thematisierten Schachtmotorisierung in Gestalt eines Außenborders zur Disposition stehen. Wir treffen Harald Zimmermann auf niederländischem Terrain, und zwar im grenznahen Blauwestad, einem noch im Aufbau befindlichen Wohn- und Erholungsgebiet am Oldambtmeer. Zwei schmucke Sloepen sind am Steg eines modernen Ufer-Cafés vertäut. Die Primeur 700 sparen wir uns mit einem Testbericht für die Oktober-Ausgabe von SKIPPER Bootshandel auf, jetzt ist erstmal die kleinere 615 Tender an der Reihe.

Mit Tohatsus im Schacht montiertem 50-PSViertakter fährt die Primeur 615 Tender sehr gut vorwärts und erreicht ein Spitzentempo von 21,6 Knoten

Äußerlich hinterlässt das sehr gut proportionierte Kunststoff-Boot mit geflochtener Wieling einen vielversprechenden Eindruck. Die Länge über Alles beträgt 6,15 m bei 2,37 m größter Breite, und mit einem Trockengewicht von 780 kg ist die kompakte 21-Fuß-Primeur natürlich problemlos trailerbar. Als Maximalmotorisierung werden 44,1 kW (60 PS) empfohlen. Wer sich in Ermangelung eines Bootsführerscheines mit 11 kW (15 PS) begnügen muss, der bewegt die 615 Tender zumindest im Laufschritt-Tempo – saubere Gleitfahrt ist leider nicht drin. Anders sieht es aus, wenn die Wahl auf den dreizylindrigen Tohatsu MFS 50 A ETL fällt, der aus einem Hubraum von 866 ccm spritzige 36,8 kW (50 PS) generiert … Ins Boot gelangt man über den 38 cm tiefen Hecksteg oder die beidseitig vorhandenen Einstiegsstufen innerhalb der 77 cm hohen Bordwand. Der mit zwei Lenzabflüssen versehene Cockpitboden ist mit schwarzgrauem HPL-Teak-Imitat belegt, das insbesondere bei Nässe wenig Grip bietet. Hier hätten wir eine einfache »raue« Antirutsch-Struktur, aufgeklebtes »SeaDek«-Material oder einen vergleichbaren elastischen Bodenbelag als praxisgerechte(re) Lösung besser gefunden.

Ein weiteres fragwürdiges Detail sind die mit Getränkehaltern versehenen losen Schappdeckel, denen die Werft geeignete Scharniere und Gasdruckdämpfer spendieren sollte. Ansonsten sieht alles sehr gefällig aus und funktioniert einwandfrei. Gemeint sind zum Beispiel die im Stile eine Handlaufs ums Achtercockpit herumgezogene Niro-Reling, das optimal angepasste mehrteilige Cabrioverdeck mit Anschlusspersenning oder auch die zentral postierte Steuerkonsole, deren Höhe mit 103 Zentimetern protokolliert wird. Die angenehm leichtgängige mechanische Lenkung, die lediglich drei Ruderdrehungen zwischen Backbord- und Steuerbordanschlag benötigt, liegt wie die Fernschaltbox optimal zur Hand. Der Lowrance-GPS-Plotter wird, wie nicht anders zu erwarten, als kostenpflichtiges Zubehör ausgewiesen. Die mit einem bequemen Härtegrad aufwartenden vorderen Polsterbänke lassen sich mittels originaler Einlegekomponenten in eine Doppelliege von etwa 170 x 160 cm verwandeln.

Diagonal wächst die Länge auf bis zu 220 cm an. Ebenfalls prima zum Sonnenbaden, aber weniger windgeschützt, ist 192 x 80 cm messende Relaxing- Zone, die achtern an die Rückenlehne der Ruderbank angrenzt. Um noch kurz hinter die Kulissen, sprich, auf die einsehbaren Innenflächen des Bootskörpers zu schauen: Erfreulicherweise präsentieren sich sämtliche GFK-Schnittkanten der Primeur 615 Tender sorgfältig entgratet. Zudem wurden die technischen und elektrischen Installationen inklusive der im Verborgenen liegenden Motormontage fachmännisch ausgeführt… (den kompletten Test finden Sie in der Ausgabe 06/23)

 

Technische Details

Länge über Alles: 6,15 m
Breite: 2,37 m
Durchfahrtshöhe: 1,10 m
Tiefgang: 0,50 m
Gewicht (o. Motor): 780 kg
CE-Kategorie: C
Max. Personenzahl: 8
Brennstofftank (opt.): 52 l
Baumaterial: GFK
Motorisierung: im Schacht montierter Außenborder (Langschaft),
maximale Motorleistung 44,1 kW (60 PS)
Grundpreis (o. Motor): 21.740 Euro, Preis des Testbootes mit umfangreicher
Sonderausstattung und einsatzbereit montiertem Tohatsu-
MFS50-Außenborder: 36.498 €

 

Informationen und Werft

Zimmermann Wassersport (Primeur-Exklusivimporteur und Lieferant
des Testbootes), Borgwardring 1. 43, 26802 Moormerland,
Tel. 04954-955010, www.zimmermann-wassersport.de

Truszczynsky Boats, Klos 41, PL-76-004 Sianow,
www.truszczynsky-boats.pl

Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 06/2023!

Text & Fotos: Peter Marienfeld

 

 

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