Nach der erfolgreichen Markteinführung der SR41 in der vorigen Saison präsentiert Bavaria Yachtbau nun das kleinere Schwestermodell des neuartigen Sportscruisers – die nicht minder attraktive Bavaria SR36. Wir haben den jüngsten Entwurf der Giebelstädter Großserienwerft auf der Ostsee getestet …
Verantwortlich für das stimmige Erscheinungsbild der 12,28 m langen und 3,85 m breiten SR36 ist der italienische Naval- Architekt Marco Casali, mit dem die 1978 von Winfried Herrmann gegründete Bavaria-Werft seit einigen Jahren erfolgreich kooperiert. Um es an dieser Stelle schon ein bisschen vorwegzunehmen – der römische Designer und die von Projekt-Manager Norbert Leifeld geleitete Entwicklungsabteilung der Franken haben einen richtig guten Job gemacht, viel Kreativität und Fingerspitzengefühl bewiesen. Bevor wir gleich über die als Option gelistete absenkbare Badeplattform an Bord gehen, um die Bavaria 36SR aus der Nähe zu betrachten, hier zunächst einige Informationen über das weltweit bekannte süddeutsche Bootsbau-Unternehmen. Unter der Regie des neuen CEOs Marc Diening werden derzeit 550 hochmotivierte Fachkräfte beschäftigt. Binnen eines Geschäftsjahres entstehen etwa 500 Bootseinheiten, wobei die schieren Fertigungsund Verkaufszahlen schon einmal wesentlich höher waren. Nachdem in den ersten zwei Jahrzehnten der Bavaria-Historie ausschließlich Segelboote vom Band liefen, veröffentlichte SKIPPER im Januar 2001 einen detaillierten Praxistest der BMB 330 Sport – im Hause Bavaria Yachtbau hatte also, parallel zur Segler-Herstellung und fortan mit beträchtlichen Zuwachsraten verbunden, das Motorboot-Zeitalter begonnen. Um jetzt den Bogen in die Gegenwart zu schlagen – die sinnvoll gestraffte und in jeder Hinsicht verbesserte Range der motorisierten Bavarias umfasst zwölf Grundmodelle, die sich auf fünf Baulinien verteilen und Rumpflängen zwischen 8,50 und 16,03 m aufweisen. Sämtliche Konstrukte werden vom ersten (Hand-)Laminat bis zur finalen Hochglanzpolitur in der Bavariastr. 1 in Giebelstadt bei Würzburg produziert. Die unter dieser einprägsamen Adresse gemeldete »Bootsfabrik « verfügt über ein 200.000 Quadratmeter großes Gelände. Im riesigen Hallenkomplex gibt es vier jeweils 125 m lange Produktionsstraßen, eine Schreinerei für den sachgerechten Innenausbau der Yachten sowie mehrere maßgeschneiderte Werksbereiche für die computerunterstützte Rumpf- und Decksfertigung.
Vom imposanten unterfränkischen Werftareal wechseln wir nun blitzartig an die holsteinische Ostseeküste, um in der Neustädter ancora Marina Bavarias Marketing- und PR-Experten Marcus Schlichting mit dem Testboot anzutreffen. Am Anleger vertäut ist als Baunummer 1 der Serie die »klassische« Hardtop-Variante der SR36, die auf Kundenwunsch mit einer separat zu bestellenden achterlichen Glastür geliefert werden kann. Alternativ gibt es den 8.600 Kilogramm schweren Newcomer als sogenannte »Open Top«-Version mit niedrigerer Windschutzscheibe und einem schattenspendenden Bimini-Dach aus GFK – primär für südliche Gefilde ein durchaus überlegenswertes und sehr sportiv anmutendes Konzept. »Beim Entwurf der Bavaria SR36 haben wir bewusst mit dem berühmten leeren Blatt Papier angefangen. Im Zuge des Entwicklungsprozesses kristallisierten sich dann einige wichtige Eckpunkte und unverzichtbare Stilelemente heraus, die es später zu berücksichtigen galt«, so Norbert Leifeld. Gemeint ist beispielsweise die wirklich superbe achterliche Sitzgruppe, die sekundenschnell zur großen Sonnenliege oder zum Bestandteil der backbordseitigen Cockpit-Dinette avanciert. Schräg gegenüber befindet sich eine wie ein perfekt eingepasstes Möbelstück wirkende Wetbar, in die sich neben Kocher, Grill und Spüle ein Dometic-Kühlschrank mit 80 Litern Fassungsvermögen integrieren lässt. Der Steuerstand mit ergonomisch postierten Bedienkomponenten sieht klasse aus und bietet eine sehr gute Übersicht. Zu bemängeln ist allerdings die unbequeme Sitzposition des Skippers, der unweigerlich das Gefühl verspürt, ein Lineal verschluckt zu haben. Vom Backbord- zum Steuerbordanschlag notieren wir drei Ruderdrehungen und halten fest, dass die hydraulische Lenkung butterweich und präzise funktioniert. Bei herrlichem Sonnenschein verschaffen wir uns an der frischen Meeresluft einen Eindruck von der Beschaffenheit der Gangborde, die mit optionalem Teak belegt sind und eine praxisgerechte Trittbreite von 31 bis 41 cm aufweisen. Der Bugankerkasten ist daher auch bei weniger guten Wetterbedingungen einwandfrei zugänglich. Die gute Zugänglichkeit gilt leider nicht für den Maschinenraum. Wer zu Servicezwecken über eine Leiter »abtaucht«, der muss sich durch eine 59 x 44 cm große Bodenluke zwängen, die zumindest für ungelenkige Besatzungsmitglieder ein »Hindernis« darstellt. Früher kokettierten die Bavaria-Sportscruiser übrigens stets mit einer serienmäßig vorhandenen elektrischen Motorraumöffnung… (den kompletten Test finden Sie in der Ausgabe 05/22)
Technische Details
Länge über Alles: 12,28 m
Breite: 3,85 m
Durchfahrtshöhe (o. Antenne): 3,20 m
Tiefgang (Antr. abgesenkt): 0,97 m
Gewicht: 8.600 kg
CE-Kategorie: B
Max. Personenzahl: 8
Kojenzahl: 4 (+1)
Brennstofftank: 500 l
Wassertank: 250 l
Septiktank: 70 l
Baumaterial: GFK
Motorisierung: 2 x Innenborder mit Z-Antr., Benzin oder Diesel, Leistung
2 x 220,6 kW (2 x 300 PS) bis 2 x 257,4 kW (2 x 350 PS)
Grundpreis: 279.531 € mit V8-Benzinern, wahlw. 2 x Mercruiser 6.2 l
350 DTS, Leistung je 257,4 kW (350 PS) oder Volvo V8-350-CE 5.3 l,
Leist. je 257,4 kW (350 PS). Preis mit Testmotorisierung ab 325.227
€, Preis des Testbootes inklusive Sonderausstattung 518.863 €
Informationen und Werft
Bavaria Yachtbau GmbH, Bavariastr. 1, 97232 Giebelstadt,
Tel. 09334-9420, Kontaktdaten der deutschen Bavaria-Händler
unter www.bavariayachts.com
Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 05/2022!
Text & Fotos: Peter Marienfeld
Alle weiteren Bootstests finden Sie HIER!