Hopp, Züri, hopp!
Zürich boomt! Zwar ist die Stadt an der Limmat kein Schnäppchen, bietet aber höchste Lebensqualität und zählt zur Crème de la Crème der Kunst-, Kultur- und Lifestyle-Metropolen. Zusammen mit dem Zürichsee und dem Walensee ist die quirlige Schweizerin auch für Wassersportler eine Topadresse.
Postkarten sind prima!!! Man kann sie an die Wand pinnen, sie regen die Fantasie an und wecken Fernwehträume. Neulich flatterte mir eines dieser bunten Dinger in den Briefkasten. Auf der Vorderseite waren eine malerische Stadt, ein marineblauer See und dahinter tief verschneite Berge zu sehen, auf der Rückseite schrieb Jörg, dass er jetzt in Zürich sei und bei Ganz Yachting einen Job habe. Ob ich nicht für ein paar Tage vorbeikommen und mit ihm den Zürichsee unter den Kiel nehmen wolle. Warum nicht, denke ich mir, packe meine Sachen und setze mich in den Zug. Jörg holt mich am frühen Nachmittag im Hauptbahnhof von Zürich ab. Wir schlendern aus dem bilderbuchschönen Jugendstilbau, spazieren am trutzigen Landesmuseum vorbei und steuern den Limmatquai an. Nach gut 20 Minuten entlang einem bunten Potpourri aus verträumten Häuschen, schnörkellosem Biedermeier, wuchtigen Barockfassaden und spitzen Kirchtürmen sitzen wir im Café Odeon. »Hier«, philosophiert Jörg, »tranken schon Thomas Mann, Albert Einstein und Lenin ihren Kaffee.« Dann deutet er auf den Anleger gleich neben der Quaibrücke. »Siehst du das erste Boot dort rechts«. Ich nicke. »Okay«, sagt er, »das ist unsere Ovation 6.8.«
Leinen los! Jörg startet die Maschine, ich verstaue meine Gepäck und er tuckert im amtlich vorgeschriebenen Schneckentempo Richtung See. Steuerbord grüßt das navigable Abziehbild der Alpenmetropole, der 1909 vom Stapel gelaufene Raddampfer »Stadt Zürich«, backbord geben sich historische Luxus-Hotels und die Belle Époque Badeanstalt Utoquai die Ehre. Ich werfe einen Blick auf’s Armaturenbrett, schaue Jörg an, der versteht und schüttelt den Kopf. »Nein«, sagt er, »hier und jetzt bleibt der Gashahn zu. Für Speedorgien ist viel zu viel Verkehr.« Bei Kilchberg, dort wo die Chocoladenfabrik Lindt seit 1899 die Welt mit ihren Köstlichkeiten beglückt, schält sich ein merkwürdiges Gefährt aus den Wellen. Von weitem sieht es aus, als hätte jemand eine alte Züricher Badeanstalt auf einen Schiffsrumpf geschraubt, der Kreation einen Schleppkahn als Antrieb verpasst und das Ganze auf Neptun losgelassen. Beim Näherkommen entpuppt sich die vermeintliche Badeanstalt als schwimmendes, auf Jugendstil und Märchenwelt getrimmtes Theater. Herzbaracke lese ich auf der Schiffswand; Jörg dreht bei und ich gehe an Bord. »Grüezi«, stellt sich Frederico vor, »ich bin Kapitän, Theaterintendant und Eigner in Personalunion.« Dann drückt er mir einen frisch gebrühten Kaffee in die Hand und führt mich durch das Allerheiligste seines blau-grünen Traumschiffs, den großen Theatersalon. »40 Personen«, sagt er, »haben hier Platz, können vornehm tafeln und dabei unser Programm genießen. Selbst Robbie Williams war schon unser Gast. Wenn du Lust hast, komm doch mal zu einer Vorstellung.«
Den ganzen Artikel lesen Sie im SKIPPER 06/2015.
Text & Fotos: Gerald Penzl