Die der spitze Schnabel eines urzeitlichen Vogelgiganten senkt sich der Stahlzacken bedrohlich auf die Gäste im Visitor-Center nieder. Die bleiben aber gelassen und betrachten Muffin kauend ein Spektakel, von dem der Ingenieur Hugh Baird seinerzeit sicher nicht einmal zu träumen gewagt hätte: Das Falkirk Wheel dreht gemütlich seine Runde – das weltweit einzige rotierende Bootshebewerk ist in voller Aktion. Die 35 m hohe Konstruktion hat zwei drehbar gelagerte Bootskammern, die jeweils mit 300 Tonnen belastet werden können. In knapp 15 Minuten ist ein Boot in die Höhe geliftet. 1822, als die Kanalverbindung zwischen Glasgow und Edinburgh nach den Plänen von Hugh Baird fertig gestellt wurde, waren dafür noch 11 Schleusen notwendig gewesen. Nachdem in den 1960er-Jahren die Kanalverbindung geschlossen worden war, verschwanden diese Schleusen, weil sie für Häuser oder Straßen Platz machen mussten. Das Falkirk Wheel sollte als Millennium Link diese Lücke wieder schließen. In nur drei Jahren wurden der Forth & Clyde Canal und der Union Canal restauriert, Schleusen, Brücken und Aquädukte an den beiden Kanälen instand gesetzt und das spektakuläre Falkirk Wheel errichtet. Im Mai 2002 war es soweit: In Anwesenheit der Queen drehte sich das Wheel zum ersten Mal. Stolze 34 Millionen Pfund kostete das Projekt. Tatsächlich sieht der Forth & Clyde Canal aus, als wäre er mit Gold gepflastert – zumindest im Juli und August, wenn goldgelb blühende Iris den Kanal säumen und ihn streckenweise wie einen Teil von Claude Monets berühmten Garten an der Seine erscheinen lassen. Der Meister hätte hier für seine Großleinwandkompositionen sicher reichlich Anregung gefunden! Ein Maler unserer Tage, der hin und wieder an den Lowland Canals seine Motive sucht, ist John Stoa. Mit dem Skizzenblock wandert er über den „Towpath“ und beobachtet vor allem den steten Wandel dieser Landschaft. „Wasser ist meine Inspiration, denn es verändert sich immer: mit dem Wetter, mit der Jahreszeit und mit der Tageszeit. Es schenkt mir immer neue Ideen“, schwärmt der Schotte. Die Blütenpracht der Iris interessiert ihn dagegen offenbar weniger. Einer, der das anders sieht, ist William: „Schade, dass ihr das nicht erlebt, jetzt im September ist der Farbzauber leider schon dahin“, bedauert er. Der Mittfünfziger bedient mit seinen British-Waterways-Kollegen die Schleusen entlang des Forth & Clyde Canals. Zwischen Falkirk und Glasgow sind vier „Locks“ zu durchfahren, dazu kommen Dreh- bzw. Hebebrücken. British Waterways hat keine fest stationierten Lockkeepers, sondern eine etwa zehnköpfige, „fliegende“ Einsatztruppe. Sie begleitet die Boote von Schleuse zu Schleuse oder steht auf telefonische Anforderung bereit, eine Drehbrücke zu öffnen.
Den ganzen Törnbericht lesen Sie in Skipper 01/2007