Mit 346 Kilometern Länge ist die Themse kürzer als der Neckar oder die Schelde. Dennoch zählt der Fluss zu den bekanntesten und geschichtsreichsten Binnengewässern Europas. Wir haben die plätschernde Berühmtheit von Windsor bis Oxford unter den Kiel genommen.
Mal angenommen, Sie wären vom Sternzeichen her Stier und hätten im wetterlaunischen Monat April Geburtstag. Jetzt haben wir Juni, die Sonne lacht und Sie möchten Ihren Ehrentag draußen im Grünen nachfeiern. »Warum nicht », denken Sie, »das ist doch eine prima Sache.« Weiter angenommen, Sie hießen nicht Meier, Müller oder Schulz, sondern Elisabeth Alexandra Mary, hätten am 21. April 1926 in der Nähe vom Hyde Park in London das Licht der Welt erblickt und wären somit keine geringere als Ihre Majestät, Königin Elisabeth II. Ich weiß, das klingt vermessen, aber nichtsdestotrotz, die Feierdoublette ist seit über 200 Jahren fester Ritus im britischen Königshaus. Und so feiert die Queen ihren kalendarisch korrekten Geburtstag privat im Buckingham Palast, ihren – wie die Briten sagen – Official Birthday dann mit Pauken und Trompen an einem (möglichst wetterfreundlichen) Juniwochenende landesweit nach. »Sorry«, entschuldigt sich Jonathan«, ich weiß, ich bin zu spät. Aber auf der Themse ist die Hölle los.« Das ist – typisch britisch – Understatement pur! Jonathan hat unser Boot von Henley-on-Thames nach Windsor überführt, doch heute ist Queens Official Birthday, Gott und die Welt sind auf dem Wasser und so hat er sich vor jeder Schleuse im wahrsten Sinn des Wortes die Beine ins Achterdeck gestanden. »Die Boveney Lock«, sagt er, »die letzte Schleuse vor Windsor, hab ich mir erspart. Euer Boot liegt jetzt drei Meilen flussaufwärts im Windsor Yachtclub. Am besten, ihr fahrt mit dem Taxi hin«. Dann spendiert uns eine Runde Cider und übergibt die Bootsschlüssel. Natürlich ist nicht sofort ein Taxi zu haben. Wir überbrücken die Zeit und stürzen uns in den Trubel.
Kein Problem! Der Hafenmeister des Windsor Yachtclubs trinkt in aller Ruhe seinen Five O‘Clock Tea aus und begleitet uns dann zu unserer Linssen 34.9 AC. Unser Ziel ist Oxford, die ehrwürdige
Wissenschaftsschmiede mit ihrer historischen Bilderbucharchitektur, ihrem bunten Studentenleben und natürlich dem Boat Race, dem berühmt-berüchtigen Ruderboot-Rennen zwischen den Oxforder Studiosi und ihren Kommilitonen aus Cambridge. Nach Oxford – für den britischen Lyriker John Keats übrigens die schönste Stadt der Welt – sind es vier gemütliche Flussreisetage entlang sanft gewellter Wiesen, fulminanter Landsitze und mittelalterlicher Lilliput-Örtchen. Hinter der historischen Steinbogenbrücke von Maidenhead rücken kleine, dicht verwucherte Inseln ins Bild. Hoch über den grünen Fluten der Themse thront Cliveden House. Während sich die tiefe Abendsonne in den Neorenaissance-Fassaden des ehemaligen Luxus-Landsitzes und heutigen 5-Sterne-Hotels spiegelt und sich in den palastähnlichen Hallen alles um das Wohlbefinden der zahlungskräftigen Gäste dreht, legen wir ein paar Zündtakte weiter in Cookham an…
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Bild-und Textquelle: SKIPPER Bootshandel (Redaktion: Gerald Penzl)