Ein regelrechtes Netz schiffbarer Gewässer in Lothringen (französisch Lorraine) und im Elsass (französisch Alsace) verbindet Ostfrankreich mit Deutschland und der Schweiz, Belgien und Luxemburg. Durch die strategisch günstige Lage gilt dieses Revier als eine der letzten Bastionen der traditionellen europäischen Flussschifffahrt. Für den naturliebenden Freizeitskipper heißt es mitunter, Augen zu und durch, da die an sich recht beschaulichen Wasserwege vielerorts von teils gigantischen Industrieanlagen flankiert werden. Für kulturell Interessierte gibt es einige echte Sehenswürdigkeiten zu entdecken – dazu muss man aber oftmals hinter die Kulissen schauen. Das Städtchen Sierck-les-Bains liegt nur einen größeren Katzensprung vom Saarland sowie der offenen deutschen und luxemburgischen Grenze entfernt. Hier richtete Charterspezialist Kuhnle-Tours im vergangenen Frühling eine neue Basis ein, die der Ausgangspunkt unseres One-Way-Törns nach Niderviller sein soll. Es ist Anfang Oktober, und von Hamburg kommend haben wir auf regennassen Straßen gerade 720 Autobahn-Kilometer hinter uns gebracht. Gut, dass die fünfköpfige Crew weiß, was sie erwartet – ein angenehm geräumiges, zweckmäßig eingerichtetes und praxisgerecht ausgerüstetes Leihschiff nämlich, auf dem man sich auch bei widriger Witterung sofort wohl und heimisch fühlt. Oder doch nicht? Die „Habicht“, so heißt das schwimmende Domizil für die folgenden sieben Tage, hat offenbar schon bessere Zeiten erlebt. Der blau lackierte Rumpf des stählernen Verdrängers ist heftig verschrammt und schreit geradezu nach einer Schönheitskur. Hinzu kommt, dass der junge Mann im Kuhnle-Blaumann, der sich um die Einweisung kümmern soll, die vorbestellten Fahrräder vergessen hat und beim besten Willen keine Auskunft geben kann, wo man sich vor Ort mit Proviant versorgt. Nach der erforderlichen Erkundungsfahrt mit anschließendem Einkauf in Sierck-les-Bains sind das Abendessen an Bord und die diebstahlsichere Unterbringung unseres Autos gewährleistet. Dieses wird nach dem Entladen des Gepäcks auf dem Gelände eines benachbarten Campingplatzes geparkt. Den Abend verbringen wir in der sehr einfachen und alles andere als einladenden Hafenanlage, die jedoch einen schönen Blick auf die rot-gelb beflaggte, von Scheinwerfern angestrahlte und daher weithin sichtbare mittelalterliche Burg über dem Moselufer bietet.
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