Doch dann führten die Kuba-Krise, die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen mit nuklearen Sprengköpfen und die von den USA bis heute praktizierte Blockade inklusive Einreiseverbot von US-Bürgern nach Kuba zu einer langen Periode des Stillstandes. Als die Amerikaner ausblieben, ging es auch mit der Marina in Kubas Hauptstadt bergab. Erst 1992, als der privat organisierte Club Náutico Internacional Hemingway gegründet wurde und als einzige nichtstaatliche kubanische maritime Organisation die Verwaltung über den großzügigen Sportboothafen mit seinen vier langen, kanalartigen Becken übernahm, mauserte sich der Hafen langsam wieder zur Vorzeigemarina. Commodore Diaz und seine kubanischen Mitstreiter setzten dabei auf die Finanzkraft ausländischer Eigner. Durch die Erlaubnis, Mitglieder aus dem Ausland aufnehmen zu dürfen, nimmt der Club im sozialistischen und devisenarmen Kuba eine Ausnahmestellung ein. Namensgeber für die Marina ist – wie sollte es anders sein – der Schriftsteller Ernest Hemingway, der von Havanna aus häufig zum Fischen aufs Meer fuhr. Das riecht ein wenig nach Etikettenschwindel, denn „Papa Hems“ Yacht Pilar war im kleinen Fischerhafen von Cojimar, wenige Kilometer östlich von Havanna stationiert. Seine Patrouillenfahrten im 2. Weltkrieg begannen meist im militärischen Teil des Naturhafens zwischen der Altstadt und der Festung Moro. Mittlerweile zähle der Club Náutico 1800 Mitglieder aus 46 Nationen, berichtet Commodore Diaz nicht ohne Stolz. Allerdings sind nur die wenigsten Liegeplätze besetzt und es besteht auch weiterhin Sanierungsbedarf in der Anlage.
Diesen Revier-Tipp lesen Sie in Skipper 11/2008