Das war eine gewaltige Bombe, die da im Herbst des letzten Jahres in Kroatien konstruiert und bald danach gezündet wurde. Die extreme Anhebung der Gebühren für Bootsbesitzer, die von der kroatischen Regierung beschlossenen wurde und die jeder Bootseigner entrichten muss, hat hohe Wellen geschlagen. Wo kleine Boote bis zu 9 Metern Länge bei einem Aufenthalt bis zu 15 Tagen entlastet werden, steigen die Kosten für größere Schiffe mit bis zu 600 (!) Prozent extrem an. Sehr bald wird sich in der noch jungen Saison herausstellen, wie sich das in der Praxis auswirkt. Viele Bootsbesitzer stehen ihrem Traumrevier, dem sie in guten wie in schlechten (Kriegs-)Zeiten die Treue gehalten haben, erstmals mehr als kritisch gegenüber. Und die neue Kurtaxe, die ab sofort auch alle Bootsleute trifft, kommt dann noch »on top« dazu.
Ein Revier verändert sich
Die kroatische Adria als Segel- und Motorbootrevier wird sich in jedem Fall weiter verändern. Die herkömmlichen Dauerlieger und auch die Huckepack-Kapitäne aus den naheliegenden Regionen Süddeutschlands und aus Österreich, die ihrem Wassersportrevier bisher so ziemlich alles verziehen haben, werden in jedem Fall weniger werden. Die Alternativen sind da, eine »Neuausrichtung« für den familiären Wassersport vielleicht sogar schon überfällig. Sieger wird dabei kurzfristig Griechenland sein, denn die wieder neu entdeckten griechischen Ziele boomen wie selten zuvor. Schon 2017 wurde ein erfolgreiches Jahr gemeldet – sowohl im Ionischen Meer als auch in der Ägäis – und die Vorzeichen für die noch junge Saison weisen auf weitere Zuwächse hin. Erste Charterfirmen sind von Kroatien weiter Richtung Hellas gezogen oder können ihren treuen Stammkunden dort zumindest eine Niederlassung anbieten. Ob damit auch das Überangebot an Charterschiffen in Kroatien wieder auf ein verträgliches Maß zurückgeht, bleibt abzuwarten. Wie auch immer, die Charterpreise sind – auch dank der vielen phantasievollen Preisnachlässe – nicht gestiegen.
Ausbau der Infrastruktur
Der weitere Ausbau der Infrastruktur in den kroatischen Marinas und Häfen, aber auch im touristischen Bereich ganz generell, bringt automatisch eine andere Klientel in das immer noch junge EU Land mit seinem wertvollsten Gut, der 1.177 km langen Küstenlinie und seinen 1.185 Inseln. Der Neubau von Marinas sowie die bemerkenswerten Modernisierungsmaßnahmen werden in anderen Mittelmeerregionen aufmerksam verfolgt. Die teuren, übervollen Reviere in Frankreich mit ihren verwöhnten Jetsettern, die Kroatien bisher eher milde als touristische Rabauken mit post-kommunistischem Habitus belächelt hatten, schauen mit großen Augen auf die Adria – inklusive der entsprechenden Investoren…
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Text: Josef Bauer