Monika Breuch-Moritz ist Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und seit Januar 2017 „Maritime Botschafterin Deutschlands“. SKIPPER Bootshandel sprach anlässlich des Weltschifffahrtstags am 28. September mit ihr über die Bedeutung der deutschen Seeschifffahrt, Umweltschutz und digitale Anträge von der Copacabana.
Am 28. September ist Weltschifffahrtstag. Seit 1978 gibt es diesen Tag, um die Aufmerksamkeit auf die Meeresumwelt, die Schiffssicherheit und die Sicherheit des Seeverkehrs zu lenken. Warum hat der Aktionstag eine so große Bedeutung – auch fast 40 Jahre nach Einführung?
Breuch-Moritz: Die IMO, die internationale Seeschifffahrts-Organisation, erinnert jeden letzten Donnerstag im September an die Bedeutung der Seeschifffahrt für den Welthandel. Der Tag macht deutlich, wie eng die globale Schifffahrt, der Zustand der marinen Umwelt, die Schiffssicherheit und die Sicherheit des Schiffsverkehrs miteinander verbunden sind. Unter dem diesjährigen Motto „‘Connecting Ships, Ports and People‘ – Schiffe, Häfen und Menschen miteinander vernetzen“, wird besonders betont, dass globaler Handel im Zeitalter der Digitalisierung nur nachhaltig und effizient sein kann, wenn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eng vernetzt und abgestimmt miteinander arbeiten.
Die Schifffahrt steht häufig in der Kritik wegen hohen Emissionsausstoßes. Wie umweltfreundlich ist die Schifffahrt aktuell?
Breuch-Moritz: Die Schifffahrt hat in den letzten Jahren im Bereich Umweltschutz enorme Fortschritte gemacht. Die Mitgliedstaaten der IMO haben zahlreiche weltweit verbindliche Regelungen zur weiteren Verbesserung des Umweltschutzes im Seeverkehr verabschiedet. Unter anderem dürfen in den Sondergebieten Nord- und Ostsee bereits seit 2015 nur noch Treibstoffe eingesetzt werden, die maximal 0,10 Prozent Schwefel enthalten. Seit Inkrafttreten hat im Bereich der Deutschen Bucht der Schwefelgehalt in der Luft deutlich abgenommen. Unsere Überwachung zeigt, dass fast alle Schiffe die Grenzwerte einhalten. Zudem dürfen weltweit ab 2020 nur noch Treibstoffe eingesetzt werden, die maximal 0,50 Prozent Schwefel enthalten – derzeit sind wir außerhalb von Sondergebieten noch bei einem Schwefelgehalt von 3,50 Prozent. Auch andere Emissionen werden in den nächsten Jahren schrittweise weiter reduziert. Zuletzt konnten wir uns Anfang September über das Inkrafttreten des Ballastwasserübereinkommens freuen. Diesem sind über 10 Jahre intensive Arbeit im internationalen Gremien und Organisationen vorausgegangen.
Welche Rolle spielt Deutschland in der zukünftigen internationalen Schifffahrt?
Breuch-Moritz: Deutschland setzt sich in der IMO für die weitere Verbesserung von Sicherheit und Umweltschutz im Seeverkehr ein und wirkt in der IMO erfolgreich mit. Deutsche Eigner stellen mit ihren Schiffen die viertgrößte Handelsflotte der Welt. Leider fährt nur ein kleiner Teil dieser Schiffe unter deutscher Flagge. Die Bundesregierung hat zuletzt zahlreiche Initiativen ergriffen, um die deutsche Flagge attraktiver zu machen und das maritime Knowhow zu erhalten, z.B. durch entsprechende Fördermaßnahmen. Auch die deutsche Flaggenstaatverwaltung hat ihr Angebot verbessert und steht nun rund um die Uhr mit der Maritimen Hotline und Ansprechpartnern für Reedereien, Seeleute und Behörden zur Verfügung. Außerdem sind wir dabei, unsere Dienstleistungen zu digitalisieren – wenn Sie einen Antrag stellen möchten oder ein Anliegen haben, muss es egal sein, ob Sie in Bremen, am Nordkap oder an der Copacabana sitzen.
Wie verbringen Sie den Weltschifffahrtstag?
Breuch-Moritz: Ich werde an der Konferenz der Maritimen Botschafter der IMO in London teilnehmen. Dort geht es darum, international auszutauschen, wie maritime Berufe attraktiv bleiben können oder auch, wie die erfolgreiche Arbeit der IMO noch besser bekannt gemacht werden kann. Gerade bei Sicherheit und Umweltschutz hat die IMO Großartiges geleistet. Es wird auch darüber diskutiert, mit welchen Aktivitäten wir IMO Botschafter noch mehr junge Menschen für die internationale Schifffahrt begeistern können.
Interview: Rebecca Hoffmann, Online Redaktion SKIPPER Bootshandel, 2017
Foto: BSH