Im Lande der Tulpen und Grachten gibt es jede Menge schiffbare Wasserwege, so dass dem Freizeitkapitän alle Möglichkeiten offen stehen, wunderbare Reviere mit hervorragender Infrastruktur und freundliche Menschen kennen zu lernen. Start- und Zielpunkt unseres sechstägigen Holland-Törns durch drei Provinzen ist das am Ausgang des Sneekermeers gelegene Wassersport-Dorf Terherne. Im Yachthafen der Firma de Schiffart Yachtcharter erwartet uns die vorab reservierte „Pegasus“. Der führerscheinfrei zu pilotierende Proficiat-Verdränger hat offensichtlich schon einige Saisons hinter sich gebracht – das 11,00 x 3,40 m messende Mietobjekt wirkt jedoch keinesfalls verwohnt, sondern präsentiert sich bei der Übergabe absolut sauber, fachmännisch gecheckt und – was lobend hervorzuheben ist – geruchsneutral. Auf die Technik und eine praxisgerechte Ausrüstung kann man sich ohnehin verlassen, denn regelmäßige Wartung und der damit verbundene Begriff Kundenzufriedenheit werden im professionell geleiteten Full-Service-Familienbetrieb von Arend und Gisela de Schiffart groß geschrieben. Unser schwimmendes Domizil verfügt über vier plus zwei Kojen und wird von einem 48 kW (65 PS) leistenden Vetus-Hyundai-Diesel befeuert. Der laufruhige Vierzylinder beschleunigt die Pegasus auf 7,6 Knoten oder 14 km/h – das reicht zum stressfreien Spazierenfahren. Hingewiesen sei noch auf den Tiefgang des Bootes. Es sind exakt 100 cm. Wären es mehr als 110 cm gewesen, hätte man Probleme, die berühmte Turfroute mit einigen extrem flachen Teilstrecken zu befahren, und genau das haben wir vor. Nach dem Verstauen des Gepäcks stärken wir uns im sehr empfehlenswerten Terherner Restaurant De Gouden Leeuw. Zur vorgerückten Nachmittagsstunde wird abgelegt, um die Nacht in Joure zu verbringen – wenngleich das 12 000-Einwohner-Städtchen etwas abseits von der eigentlich angedachten Fahrtroute liegt. Während des Landgangs in Joures von vielen Fachgeschäften gesäumter Midstraat versorgen wir uns mit festem und flüssigem Proviant. Nicht zu übersehen sind ein perfekt sortierter Bierladen unmittelbar am Anleger und der 1628 erbaute Kirchturm, der in der Abenddämmerung besonders schön beleuchtet wird.

Gegen den Uhrzeigersinn

Unterschieden wird ganz offiziell zwischen der kleinen und der großen Turfroute. Die erstgenannte, fast 80 km lange friesische Rundfahrt mit sieben Schleusen und 30 Brücken führt von Akkrum über Aldeboarn nach Gorredijk. Dann geht es über den Tjongerkanaal, Oldeberkoop und Heerenveen zurück nach Akkrum. Wir haben den großen Rundkurs auf dem Plan, der eine Stippvisite in den beschaulichen Ortschaften Donkerbroek, Oosterwolde und Appelscha beinhalten soll. Über die Drentsche Hoofdvaart besucht man Meppel, steuert dann nacheinander Steenwijk, Ossenzijl, Heerenveen und schließlich wieder Akkrum an. Im Verlauf dieser Variante mit ungefähr 160 Streckenkilometern werden 17 Schleusen und 52 Brücken passiert. Von Joure kommend, beginnt der Törn bei herrlichem Spätsommerwetter kurz vor dem Abzweig nach Akkrum. Wir lassen das bildhübsche Städtchen im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und laufen – gegen den Uhrzeigersinn – zunächst nach Heerenveen, das anno 1551 von drei Grafen zum Zwecke der Torfgewinnung gegründet wurde und heute als regionales Wirtschaftszentrum gilt. Weithin bekannt wurde die Gemeinde unter anderem durch die seit 1904 bestehende Batavus-Fahrradfabrik. Der an Industrieanlagen entlang führende Nieuwe Heerenveense Kanaal ist allerdings nicht sonderlich spannend. Ohne Zwischenstopp motoren wir daher weiter auf die Engelenvaart und orientieren uns nach Backbord, um über die Jonkers- of Helomavaart und an Nijetrijne vorbei nach Ossenzijl zu gelangen. Das von Kuhwiesen und weiten Feldern eingerahmte 500-Seelen-Dorf liegt in der Provinz Overijssel. Zur Ossenzijler Prominenz gehört Vri-Jon-Werftchef Jan Jonas, der nebenbei den unter durchreisenden Skippern sehr populären Contessa-Yachthafen betreibt. Fortan haben wir mit der Kalenberger Gracht, die sich durch den prächtigen Nationalpark De Weerribben schlängelt, ein entzückendes Gewässer vor dem Bug. Der staunende Betrachter sieht sich mit penibel gepflegten, vorwiegend reetgedeckten Anwesen konfrontiert, dazu herrscht reger Bootsverkehr, und die Gaststätten an beiden Kanalufern sind gut besucht. Wir stoppen auf, legen eine Kaffee- und Kuchenpause ein, dann nehmen wir Kurs auf das mittelalterliche Blokzijl. Hier angekommen und froh, einen adäquaten Liegeplatz vor der Kulisse der Festungsmauern ergattert zu haben, benötigt man ausnahmsweise Ohrenstöpsel. Zwar neigt sich das Stadtfest, das offenbar jede Menge Gäste aus Nah und Fern angelockt hat, hoffentlich seinem Ende entgegen, doch die Musikbeschallung aus riesigen Lautsprecherboxen ist, wohlwollend formuliert, mindestens grenzwertig. Richtig ruhig wird es erst zur Geisterstunde – die vierköpfige Pegasus-Besatzung hat sich einen Schlummertrunk an Bord verdient…

Den ganzen Bericht lesen Sie in Skipper 02/2013