Anders als die schon recht anspruchsvollen Reviere an den Küsten des Ärmelkanals und der Biskaya, gestaltet sich ein Törn durch das Herz der Bretagne ausgesprochen ruhig und entspannt. Die Fahrt führt durch eine uralte Kulturlandschaft, die allerorten Besiedelungsspuren aus sechs Jahrtausenden aufweist. Deshalb sollte neben den Unterlagen für das Revier im Speziellen auch ein guter Reiseführer für die Bretagne allgemein an Bord sein. Menhire, Hünengräber und monolithische Kultstellen eines immer noch unbekannten Volkes, die in der Sprache heute noch präsenten Kelten sowie der über Jahrhunderte geführte Kampf gegen die Vorherrschaft der französischen Könige ist ein fruchtbarer Boden für Sagen und Legenden. Diese finden sich in der Bretagne fast an jeder Stelle: König Artus und die Ritter der Tafelrunde, der Zauberer Merlin, Tristan und Isolde, dazu Zwerge, Feen und böse Hexen. Dass Asterix, Obelix und die verwegene Dorfgemeinschaft von ihren Schöpfern in der Bretagne angesiedelt wurden, liegt wohl auch an diesem geschichtlichen Hintergrund. Die Bretonen unterscheiden ihr Land in Argot und Armor, das Land des Waldes und das Land des Meeres. Kein Ort liegt weiter als 60 Kilometer vom Meer entfernt. Die Küste säumen namhafte Hafenstädte wie St. Malo, St. Brieuc, Brest, Lorient und Nantes an der Mündung der Loire. Sie spielten im Laufe der Geschichte eine wichtige Rolle sowohl im Handel, im Krieg aber auch als Stützpunkt der gefürchteten Korsaren. Wenn alle Orte so nah am offenen Meer liegen, weshalb wurden dann die Kanäle quer durch das Herz der Halbinsel gegraben? Die ursprünglichen Pläne gehen auf die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen mit England zurück. Immer wieder blockierte die britische Flotte die Hafenstädte und unterbrach so den Handel und die Versorgung. Eine binnenländische Verbindung zwischen Brest und Nantes sollte die Folgen der Blockaden mildern. Realisiert wurden die beiden Binnenwasserstraßen aber erst zwischen 1824 und 1838.
Den ganzen Törnbericht lesen Sie in Skipper 05/2009