Farbenprächtig, kunstvoll bemalt und auf Hochglanz poliert spiegelt der Bus die Exotik und Kreativität eines Landes wider, das in touristischer Hinsicht noch zu den „weißen Flecken“ unserer Erde gehört. Wer weiß schon etwas über El Salvador? Bürgerkrieg, Guerilleros, Militärjunta, Kaffee und Cholera – damit endet zumeist das Wissen über den kleinsten Staat Zentralamerikas. Mit einer Flä‧che von 21041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie Hes‧sen. Sechs Millionen Menschen leben in dem Land, das an Guatemala und Honduras grenzt. Die Fahrt auf asphaltierten Straßen verläuft angenehm, denn der ausrangierte Bluebird-Bus aus den USA ist klimatisiert. Auch der Service kann sich sehen lassen: Es gibt gekühlte Getränke, gebackene Hähnchenkeulen, Sandwiches mit Käse oder Frikadellen und Kuchen. Und das zu Spottpreisen: Ein 1/4 Liter Bier oder Sandwich kosten umgerechnet 1 €, ein Becher duftender Kaffee ist für 30 Cent zu haben. Während aus dem Radio lateinamerikanische Rhythmen dröhnen, laden schwarz‧‧haarige Schönheiten mit verführerischen Blicken zu einem kostenlosen Quartier ein. Doch Vorsicht! Hier steht man schneller vor dem Traualtar, als dass man in einem Motorboot irgendwo an den Ufern des Rio Lempa dümpelt. Doch nicht nur heiratswillig, auch zuverlässig sind sie, die Salvadoreños. Lorenzo, Besitzer des gecharterten Flitzers, em‧pfängt mich auf dem Marktplatz des kleinen Grenzstädtchens Civitá. „Bienvenito, alles ist vorbereitet, wir können ablegen, nur bei den Behörden sind noch notwendige Formalitäten zu erledigen.“ Flink wie ein Wiesel bahnt er sich den Weg durch die engen Gassen, deren weiß getünchte Fassaden das gleißende Sonnenlicht reflektieren. Marktbuden, in denen Bauern und Trödler lautstark ihre Waren anpreisen, reihen sich nahtlos aneinander. Zwischen Wellblechbuden, Obst- und Gemüseständen eingeklemmt befindet sich das Polizeirevier. Staunen und Gelächter ernte ich, der Deutsche, für mein Vorhaben, den gesamten Fluss bis zur Mündung in den pazifischen Ozean zu befahren. Niemand wisse, wer zuständig sei, um für diese „Expedition“ die notwendigen Dokumente auszustellen.
Den ganzen Törnbericht lesen Sie in Skipper 12/2007