Man nehme einen ultraleichten Bootsrumpf aus dem Skirace, die doppelte Anzahl an Pferdestärken im Rücken und setze einen Weltmeisterskipper ans Steuer …
Ende November, 9 Uhr morgens, irgendwo im Nirgendwo an der Donau in Niederösterreich. Die Nebelbänke hängen tief im steil eingeschnittenen Flusstal. Die paar Häuser um mich herum scheinen gottverlassen, was mein morgendlich-depressives Niemandslandgefühl nicht wirklich mindert. Es nieselt leise an die Windschutzscheibe meines Autos, die Klima kämpft tapfer gegen das Beschlagen. Das Navi bestätigt die Ankunft am Fahrziel mit »Willersbach«. »Willensstark« sollte es wohl heißen, sinniere ich in den trostlosen Morgen hinein. Mindestens willensstark muss man schon sein, um sich um diese Frühwinterzeit auf eine Bootsfahrt einzulassen. Nein, nicht auf einem gemütlichen Kajütkutter mit seele- und körperwärmendem Glühmost – einer zimtig-süßen, leicht alkoholischen Birnen-Spezialität der Region – in der wollbehandschuhten Rechten …
Mit einem 160 km/h schnellen, offenen Raceboat soll mir heute dennoch richtig eingeheizt werden.
Während mich Gedanken an das Verlassen-Müssen meines wohlig warmen Gefährts erschaudern lassen, taucht ein weißer Sprinter mit Bootstrailer samt schwarzem, riffhaiförmigem Rumpf aus der Nebelsuppe auf. Eine kurze Lichthupe in meine Richtung bestätigt mir, dass es sich hierbei wohl um meine heutige Verabredung handelt. Mit einem Affenzahn steuert das Gespann direkt zur Slipanlage. Breit grinsend springt mein Skipper des Tages aus dem Van.
»Hi, ich bin Frederik«. Kann Fröhlichkeit ansteckend sein, frage ich mich? »Aber alle nennen mich Fred.« Und ehe ich noch reagieren kann, schüttelt mein Gegenüber bereits herzlich-resolut meine eiskalte Hand. Binnen zweier Minuten ist das schwarze Raceboat ins trübe Donauwasser geslippt und der 300-PS-Außenborder schnurgelt leise dahin, als wäre erst September.
Den ganzen Test lesen Sie in Skipper 01/2014
Text & Fotos: Michael Erhart