Die Riva-Klinik

In einem kleinen Ort in Oberitalien restauriert der Schwiegersohn von Carlo Riva die legendären Luxusboote der High Society – für 200.000 Euro pro Reparatur.

Es steht schlecht um den Patienten. Sehr schlecht. Vor wenigen Tagen haben sie es erst eingeliefert, dieses einst so wundervolle Prachtexemplar. War früher so dynamisch, schnittig, lässig, zog alle Blicke auf sich. Und jetzt? Liegt reglos da, sichtlich gezeichnet, mitgenommen. Mag man gar nicht mehr hinschauen. Ein elender, fürchterlicher Anblick. Ein Anblick, der weh tut, gerade einem wie Patrizio Ferrarese. Signore Ferrarese steht lange über dem Korpus, er schüttelt den Kopf und sagt: »Un disastro.« Der Zustand sei eine Katastrophe, meint er, überall, jedes einzelne Teil. Das Holz abgesplittert, an anderen Stellen, die Planken aus einst edelstem Mahagoni, heruntergekommen, vermodert. Ein kleines Schild aus Chrom, vier Buchstaben. Riva. Das einzige, was daran erinnert, dass dies einmal ein großartiges Boot gewesen sein muss. Kurz vor dem Heck hängt ein buntes Drahtgewirr heraus, kleine Kabel, zerrissen, alles hinüber, Land unter. Und die Armaturen, ja um Himmels willen, völlig verkratzt, die wenigen Knöpfe, die noch übrig geblieben sind, alle funktionslos und aber auch dermaßen im Eimer. Wahrlich, un disastro. »Terribile«, sagt Signore Ferrarese. Fürchterlich. Dann geht er, ein paar Schritte, wenige Meter durch die Halle. Er dreht sich noch einmal um und sagt: »Es wird ein bisschen dauern. Aber wir kriegen das schon wieder hin.« Natürlich kriegt er das hin, dieses edle Boot, diese Aquarama 623 wieder seetüchtig zu machen, es wieder herauszuputzen, in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Wer sonst, wenn nicht er. Patrizio Ferrarese, der Mann, der die luxuriösen und schon historischen Motorboote des legendären Konstrukteurs Carlo Riva zusammen mit seiner Crew originalgetreu wieder herrichtet, der den kranken Patienten nach monatelangen Operationen wieder gesund entlässt. Patrizio Ferrarese, man könnte zu ihm auch sagen: Dottore Riva. Ein Boots-Doktor, der mit viel Herzblut operiert. Schließlich ist er ja auch der Schwiegersohn von Carlo Riva.

Den ganzen Report lesen Sie in SKIPPER 02/2014
Text: Florian Kinast

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