Vollgas!
Wer hätte das gedacht: Auf dem Rhein bei Emmerich wird nicht geblitzt! Geschwindigkeitsbeschränkung? Nö, Fehlanzeige! Skipper hat sich auf dem Beifahrersitz eines der schärfsten Boote, die es im Handel zu kaufen gibt, angeschnallt und sich dem Rausch der Schnelligkeit hingegeben.
Die Akkus sind geladen! Die Edelkunden von Alfred Zurhausen hören es vergnügt. Nun kann es gleich losgehen. Die drei flott gekleideten Herren greifen zu den Brillen und federn über die Treppen des Emmericher Hafens hinunter zum Steg unterm Kran. Da liegt sie, Heck ins Rheinwasser gesteckt, Bug keck in den weißblauen Himmel gereckt. 15 Meter das Beste vom Besten. Die Männer streifen die edlen Schuhe ab und treten in Strümpfen an die »Cold War«. Einer streicht der Schönen über die Flanke aus Epoxy-Harz, lässt gefällige Blicke über die Armaturen und die Monitoren gleiten. Er sagt: »Wahnsinn! Alles perfekt!« 15,7 Meter Wahnsinn, in der Breite sind es 2,44 Meter. 6.500 Kilo Wahnsinn!
Alfred Zurhausen, eher lässig gekleidet, erklärt, jedes Detail an diesem Boot sei in Handarbeit entstanden. Die Werft in Miami lasse jährlich gerade mal vier dieser Pracht-Exemplare vom Stapel. Zurhausen tätschelt die »Cold War« und lässt die Abdeckung über dem Motorraum hochfahren. Die Hebevorrichtung ist aus Aluminium, die Gestänge sind aus Blöcken im Ganzen gefräst. Edler geht nicht. Ohne einen Laut macht sich die »Cold War« hinten frei.
Gucken kostet nix. Also gucken die Männer. Wortlos. Mit glänzenden Augen. Da jagt es einem echten Liebhaber doch glatt den Puls hoch. Diese Stangen, diese Wellen, diese Streben und Verbindungen für die Ewigkeit, diese vollkommene Verarbeitung. Kein Zentimeter ist verscherzt, kein Finger Kabel zuviel. Er sieht riesig aus, der Motor der »Cold War«, und doch sehr übersichtlich, silberglänzend wie die Auslage in einem futuristischen Juwelierladen und luxus-nüchtern wie High Tech bei AMG oder NASA, Rolls oder Rolex, Bose oder überhaupt bei den Bossen der Welt. »2.700 PS«, sagt Zurhausen lächelnd, »das ist doch was. Steigt ein, wir probieren es aus.« Das klingt wie die Einladung zu einer Runde Karussell. Und alle wissen: Das ist schamfrei untertrieben. Denn die Herrschaften dürfen gleich am eigenen Leib erfahren, was wirklich hinter dem Wörtchen »schnell« steckt.
Den ganzen Artikel lesen Sie im SKIPPER 06/2015.
Text: Detlef Vetten, Fotos: Cigarette/AMG