Donauwalzer
Majestätische Städte, traumhafte Landschaften und spektakuläre Naturräume: Die Donau zählt nicht ohne Grund zu den beliebtesten Flusskreuzfahrtzielen. Wir haben den Fluss zwischen der Schlögener Schlinge und Krems mit einem kleinen Charterboot unter den Kiel genommen.
Es war einmal. Vor vielen hundert Jahren, als sich die Donau noch als ungestümer Fluss durch die Alpen wälzte, da hauste in einer Burg hoch über der Schlögener Schlinge ein skrupelloser Raubritter. Getrieben von der Gier nach Gold spannte er eine Kette über den Fluss, stoppte so die Schiffe und plünderte sie nach Herzenslust aus. Gott und die Gebete des Passauer Bischofs setzten dem Treiben ein Ende. Ein Blitz schlug in die Burg ein, brante sie nieder und katapultierte den Raffhals schnurstracks in die Hölle. »Heute«, schmunzelt Hafenmeister Franz im Yachthafen Schlagen, »ist die Donau sicher«. Nach einem kräftigen Frühstück im Restaurant der Marina starten wir unsere Bénéteau Antares. Eine kleine Fähre quert die Flussmitte. Wir lassen sie passieren, geben dann Gas, der GFK-Franzose hebt sich und gleitet nach einem homöopathischen Powertrimm ohne Anflug von Allüren Richtung Linz. Backbord krallt sich ein verhuschter Bauernhof an das schmale Ufer, ein paar Kühe weiden, dann verwandeln Steilhänge und Felsen Europas einstmals wichtigste Binnenschifffahrtsstraße zwischen der Hanse im Norden und dem Tor zum Orient in ein wildromantisches Flusstal. Nach einer halben Stunde schlägt die Landschaft sanfte Töne an, aus Dur wird Moll, aus Krimhilds Rache ein zartes Blümchenkleid im Laura Ashley Stil. »Sportboot im Oberwasser«, melde ich mich per Handy in der Schleuse Aschach an. Wir müssen warten. Nach 20 Minuten dampft ein schneeweißes Flusskreuzfahrtschiff in das 230 m lange Becken, wir folgen dem navigablen Komforthotel und machen in freundlichem Abstand an einem Schwimmpoller fest. Während wir gurgelnd in die Tiefe liften, zücken die Passagiere oben am Sonnendeck die Fotoapparate. Wann und wo schließlich bekommen sie so eine Nussschale hautnah vor die Linse?
Wie alle Sagen und Legenden, ist auch die Nibelungensage ein Mix aus Wahrheit und Fantasie. Ob Krimhild nach dem Tod ihres Siegfried auf ihrer Reise in die Arme des Hunnenkönigs Etzel in Linz logierte, weiß man nicht. Wir jedenfalls passieren den Namensgeber der Heldensage, die Nibelungenbrücke und damit das Bindeglied zwischen der Linzer Altstadt und dem futuristisch gestylten Zukunftsmuseum Ars Electronica. Drei Kilometer weiter rollt uns der Yacht-Club »Nibelungen« den roten Gästeliegeplatz-Teppich aus. Wir dampfen ein und gehen auf Stadterkundung. Der Weg durch den Donaupark führt an großen Stahlskulpturen, einem künstlich aufgeschütteten Chillout-Strand und dem ultramodernen Kunstmuseum Lentos vorbei in die Rathausgasse Nr. 3. Hier residiert – nein, nein, nicht der Stadtrat oder der Bürgermeister – sondern eine kleine Kalorienstation namens Leberkas Pepi. Grundsätzlich zählen, wie die Österreicher zum Leberkäse sagen, Beamtenripperln«, nicht zu meinen lukullischen Favoriten, doch Papi’s rechteckige Brühwurst-Derivate sind nicht nur lecker, sie haben auch Kultstatus. Ob 16 Uhr nachmittags oder 4 Uhr morgens, bei Pepi trifft sich vom Hilfsarbeiter bis zum Hofrat alles und jeder um Kalorien zu fassen und herrlich über Gott und die möglichst böse Welt zu tratschen.
Den ganzen Artikel lesen Sie im SKIPPER 08/2016.
Text & Fotos: Gerald Penzl