Charterboot-Test: „Titan“ Sealine F430

Mit einer Motoryacht vom Kaliber der Sealine F430 über die Ostsee zu brausen, das hat schon was! Und tatsächlich lässt sich dieser völlig neuwertige Flybridge-Kreuzer auch noch chartern. Die Übernahme erfolgt in Heiligenhafen am Fehmarnsund.

In der örtlichen Fünf-Sterne-Marina ist die international agierende Yacht- und Charterzentrum GmbH anzutreffen, die hier nicht weniger als 78 Segelyachten und zwei äußerst attraktive Sealine-Motorboote bevorratet. Letztere entstammen bekanntlich der Greifswalder Hanse-Werft und wurden erst im Frühsommer in Dienst gestellt. Wie man ja weiß, gibt´s einen musizierenden »Pop-Titan« und einen ehemaligen Bayern-Keeper, der als oftmals unüberwindlicher »Torwart-Titan« auf sich aufmerksam machte. Unser grau-weiß koloriertes Leihschiff ist ebenfalls als »Titan« unterwegs, wobei dieser effektheischende Name in riesigen Lettern am wuchtigen Heckspiegel prangt. Dann wollen wir doch mal schauen, was der unbelastet beinahe 14 Tonnen schwere Luxusliner in der Praxis zu bieten hat.

Vorausgeschickt sei noch, dass man das gute Stück prinzipiell nur dann ausgehändigt bekommt, wenn der Sportbootführerschein See und ein SRC-Funkzeugnis vorhanden sind. Überdies muss der Chartergast eine Kaution in Höhe von 3.000 Euro hinterlegen, die nach einem malheurfreien Törn prompt zurückgezahlt wird. Kenntnisse im Umgang mit Wasserfahrzeugen dieser Kategorie sind von Vorteil, aber keine Bedingung. Wie der Skipper auf Zeit mit dem 13,55 x 4,55 m messenden Mietobjekt umzugehen hat, erklärt uns als professioneller »Einweiser« Jörg Brauer, ein pensionierter Wasserschutzpolizist. Infolge der schieren Masse und des umfangreichen technischen Equipments der Sealine F430 dauert die Übergabeprozedur selbstredend eine längere Weile. Ein sauberes Ablegemanöver lässt sich, na klar, am besten beim Ablegen üben, und da der vorpommersche Nobelhobel mit zwei elektronisch gesteuerten Volvo-IPS500-Triebwerken, dem genialen Joystick-Docking-System und obendrein mit kräftigen Bug- und Heckstrahlern ausgerüstet ist, kann mit vorsichtshalber ausgebrachten Kugelfendern, etwas Fingerspitzengefühl und der stets erforderlichen Ruhe und Gelassenheit am Ruder eigentlich kaum etwas schief gehen – erfahrungsgemäß sogar bei heftigem Seitenwind.

Ein echtes Highlight – die enorm große Flybridge avanciert bei entsprechender Witterung buchstäblich zum Platz an der Sonne

 

Also bugsieren wir die »Titan« aus der Box und nehmen mit synchronen 600 min-1, die für ein Schleichfahrt-Tempo von drei Knoten ausreichen, gemächlich Kurs auf den unter praller Sonne liegenden Fehmarnsund. Bis zum Ende des Tonnenstrichs gilt es, Defensive walten zu lassen, um dann aber auf 1.500 min-1 zu steigern. Acht Knoten erscheinen jetzt auf dem GPS-Display, einhergehend mit einem Dieselkonsum von 9,3 l/h pro Maschine. Wenn man den 5,5-Liter-Reihensechszylindern, die jeweils 272 kW (370 PS) mobilisieren, ein bisschen die Sporen gibt, schnellt der Bedarf an Flüssigfutter rapide in die Höhe. Als realistischer Durchschnittswert sollten etwa 40 Liter Sprit in der Stunde einkalkuliert werden – das Volumen des Brennstofftanks beläuft sich auf passende 1.100 Liter. Zum Überwinden der Gleitschwelle und dem Erreichen einer Reisegeschwindigkeit von 17 Knoten genügen 3.000 min-1, die das nach der CE-Norm B zertifizierte und vom britischen Yacht-Designer Bill Dixon entworfene GFK-Boot souverän seinem Zielhafen entgegenstreben lassen. Wer sich an den auf dem offiziellen Datenblatt in Aussicht gestellten Topspeed herantasten möchte, der braucht Geduld, denn trotz des optimalen Trimms verstreichen als halbe Ewigkeit empfundene zweieinhalb Minuten, bis die Schweden-Diesel in Wallung kommen und sich schlussendlich 27,7 Knoten herauskitzeln lassen…

 

Technische Daten

Länge über Alles: 13,55 m
Breite: 4,55 m
Durchfahrtshöhe: 4,35 m
Tiefgang: 1,13 m
Gewicht: 13.650 kg
CE-Kategorie: B
Indienststellung: Juni 2019
Max. Personenzahl: 12
Kojenzahl: 6
Brennstofftank: 1.100 l
Wassertank: 450 l
Septiktank: 170 l
Baumaterial: Schiffbaustahl
Motorisierung: 2 x Volvo IPS500, elektr. gesteuerte Sechszylinder-Turbodiesel, Leistung jeweils 272 kW (370 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 27,7 Knoten (51 km/h)
Brennstoffverbrauch: Durchschnittlich 20 l Diesel (pro Maschine) pro Stunde (Angabe der Firma Yacht- und Charterzentrum)

Charterpreise
(Zuzüglich Betriebskosten nach Verbrauch)
Vor- beziehungsweise Nachsaison: ab 4.750 € pro Woche
Hauptsaison: bis 5.750 € pro Woche

Zulässiges Fahrtgebiet
Start- und Zielhafen ist die Marina Heiligenhafen. Von dort
kann die gesamte Ostsee und nach Absprache mit dem
Vercharterer auch die Nordsee befahren werden

Weitere Informationen und Buchung
Yacht- und Charterzentrum GmbH
Am Yachthafen 1
23774 Heiligenhafen
Tel. 04362-7323
www.charterzentrum.de

Den kompletten Charterboot-Test lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 09/2019
Text: Peter Marienfeld