Rhein – Oppenheim bis Wiesbaden
Bei Oppenheim wechselt die Landschaft ihr Erscheinungsbild. Waren bisher relativ flache Ufer die ständigen Begleiter, dominieren weiter talwärts endlose Rebhänge. So darf man sich nicht wundern, dass die Region rund um Oppenheim seit Jahrhunderten mit dem Wein eng verbunden ist. Und noch heute haben ihre weltberühmten Lagen wie Krötenbrunnen, Sackträger und Herrenberg unter Weinkennern einen exzellenten Ruf. Der Besuch eines der ansässigen Weingüter lohnt immer und wird zu einem besonderen Erlebnis. Auch auf diesem Flussabschnitt sind es die Altarme, die einen Rheintörn bereichern. Hier laden stille Plätzen zum Verweilen ein, zum Beispiel der„Ginsheimer Altrhein“. Dieses idyllische Gewässer lässt sich bis zum Bootshaus Haupt auf einer Länge von 1,2 km problemlos befahren. Und beim Bootshaus gibt es schöne Gastplätze zum Übernachten. Nicht anders der anschließende „Bleiaubach“ bei Gustavsburg. Mitten im Grünen unterhält der gastfreundliche Segelclub Mainspitze sein Clubdomizil. Ein „Muss“ für jede Crew, die Ruhe und Erholung sucht. Bei km 496,60 (RU) zweigt der Main nach Osten ab. Eine mögliche Törnvariante, die über den weiterführenden Main-Donau-Kanal bis zur Donau führt. Das österreichische Wien, die Slowakei mit Bratislava und Ungarns Budapest sind Traumziele eines jeden Tourenskippers. Gleich gegenüber der Mainmündung liegt der Winterhafen Mainz. Das Umfeld ist nicht besonders attraktiv, aber der Hafen liegt abseits der Strömung und eignet sich bestens für eine Übernachtung. Außerdem bietet er eine gute Ausgangslage für einen Besuch der Stadt Mainz, denn zum Zentrum sind es nur 500 m Fußweg.
Mosel – Pölich bis Schwebsingen
Bei einem Törn weiter flussaufwärts erreicht man bei Konz die Saarmündung und nur fünf Kilometer weiter das deutsche Städtchen Oberbillig. Es liegt dem luxemburgischen Wasserbillig genau gegenüber. Bis zum Dreiländereck bleibt die Mosel auf einer Strecke von rund 36 km Grenzfluss zwischen dem Großherzogtum Luxemburg und Deutschland (Kondominium). Ab Apach verläuft der Fluss dann auf gesamter Breite durch französisches Staatsgebiet. Im Dreiländereck Deutschland, Luxemburg und Frankreich hat die Mosel mehrere Jahrtausend Geschichte miterlebt. Vorbeigezogen sind Kelten, Franken und Lehnsherren. Es gab kriegerische Auseinandersetzungen, Hungersnot, Armut und Epidemien. Erst im Jahre 1815 wurde der Fluss zur natürlichen Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg. Den wahren Frieden genießen die Menschen in dieser Region erst seit 1945. Heute ist die Mosel das Symbol des zukünftigen, vereinten Europas. Das „Schengener Abkommen“ über die Abschaffung der Grenzen zwischen Deutschland, Frankreich und den Beneluxländern wurde an keinem authentischeren Ort gewählt als in Schengen, gelegen an den Ufern der Mosel inmitten des Dreiländerecks. Es ist auch ein Ort, an dem die verschiedensten Kulturen aufeinander treffen. Die Region war mehrere Jahrhunderte kulturell und wirtschaftlich eng mit seinen Nachbarn verbunden. Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Übrigens: Das deutsche „Platt“, es wird in abgewandelter Form von Einheimischen noch heute gesprochen, reicht bis ins 5. Jahrhundert zurück. So sind Ausdrücke wie „d’Musel“ (die Mosel) oder „Moien an der Letzeburger Musel“ (Willkommen an der luxemburgischen Mosel) dafür bezeichnend.
Rhein – Budenheim bis Koblenz
Der Rheingau: Weinkenner schätzen ihn, Touristen lieben diese, von der Sonne verwöhnte Landschaft zwischen Wiesbaden und Lorch. Der geschätzte Riesling gedeiht hier so prächtig wie kaum anderswo. Steile Weinlagen, meistens terrassenartig angelegt, sind ständige Begleiter eines Bootstörns. Die „Rheingauer Riesling-Route“ zieht sich kilometerweit am Ufer entlang und macht mit unzähligen Weinstuben ihrem Na‧men alle Ehre. Es sind die typischen Weinorte, die diese Region von anderen unterscheidet. Beispiel: Rüdesheim. Östlich begrenzt vom Rheingau, nordwestlich vom Tal der Loreley, zieht dieses kleine Städtchen mit seiner populären Drosselgasse ganzjährig Millionen Touristen aus aller Welt in ihren Bann. Nicht zu vergessen das Niederwald-Denkmal, das den Ort einst berühmt machte. Kaiser Wilhelm I. ließ dieses spektakuläre Bauwerk, auch die „Wacht am Rhein“ genannt, anlässlich seines Siegs über Frankreich in den Jahren 1877 bis 1883 errichten. Das 38 m hohe Denkmal symbolisiert die Wiedererrichtung des deutschen Kaiserreiches. Hauptfigur ist die „Germania“ mit der Kaiserkrone in der rechten und dem Reichsschwert in der linken Hand. Wer Zeit im Gepäck hat, sollte diese geschichtsträchtige Stätte besichtigen. Der „Anstieg“ ist zu Fuß oder mit einer Kabinenseilbahn ab Rüdesheim möglich. Oben angekommen, hat man einen unvergesslichen Blick auf das gesamte Rheintal. Für einen ausgiebigen Landgang bietet der Rüdesheimer Yacht-Club gute Voraussetzungen. Am linken Ufer, nur einen Katzensprung weiter talwärts, lädt auch Bingen an der Nahemündung zu einem Aufenthalt ein.
Rügen – Stralsund bis Hiddensee
Rügen – von Stralsund bis Greifswald
Stralsund - die Zweite. Die Zauberflöte auf der schwimmenden Seebühne im Yachthafen hatten wir schon zu Beginn der Tour von vorne gesehen. Jetzt gab es das gleiche Schauspiel noch ein Mal, allerdings von hinten. Der Wind stand günstig und so konnte man im Cockpit sitzend die Musik genießen. Das Spannende dabei war, den Akteuren der Inszenierung bei ihrer Vorbereitung zu zu sehen. Während die einen Frei- oder Atemübungen vor dem Auftritt machten, rauchten die anderen noch schnell eine Zigarette. Auch für einen weiteren Tag an Land hatte Stralsund genug zu bieten: Eine geführte Stadttour eröffnete interessante Ein- und Ausblicke, die man sonst vielleicht übersehen hätte. Das Tourismusbüro liegt am alten Markt direkt neben dem herrlichen Rathaus, einem restaurierten, mittelalterlichen Profanbau. Wer in den Süden der Bodden von MV möchte, muss zurzeit noch durch die Ziegelgraben Brücke. Vor der Klappbrücke des Rügendamms gibt es jeden Morgen und jeden Abend ein Spektakel der besonderen Art - einen richtigen Stau. Denn die Öffnungszeiten sind aufgrund der stark befahrenen Straße Schiene sehr begrenzt. Trotz festgelegter Öffnungszeiten wird die Brücke erst geöffnet, wenn die Deutsche Bahn die Brücke freigibt. Da die Brücke nicht über UKW erreichbar ist, kann man im Notfall über UKW Kanal 67 bei Stralsund Traffic oder Kanal 11 Stralsund Port Informationen erfragen. Viele Motorbootfahrer haben es gegenüber den Seglern an diesem Nadelöhr leichter. Yachten mit einer Gesamthöhe von 8 Meter können unter der Brücke des Rügendamms, die gleich auf der anderen Seite des Dänholms gelegen ist, hindurchfahren.
Frankreich – Bretagne – Canal de Nantes à Brest
Michel Tual ist ein Mann wie ein Fluss. Genauer gesagt wie der Fluss, an dem er tagtäglich seine Schleuse bedient: „Vier Jahre arbeite ich schon als Éclusier. Ein Jahr habe ich noch, dann gehe ich in Rente.“ An dem Flüsschen Oust und in den verschlafenen, kleinen Dörfern drumherum ist das Leben so beschaulich, als stehe der ganze Landstrich im Département Morbihan kurz vor dem Ruhestand. Zeit spielt hier nicht die große Rolle. Gerade das richtige Terrain für einen Hausboottrip. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 8 km/h bremst selbst eilige Freizeitkapitäne und lädt ein zum gemächlichen Dahingleiten. Während Michel das Schleusentor hinter dem Heck schließt und einströmendes Wasser das Boot in die Höhe stemmt, plauscht er ein wenig. Seine Écluse ist die Nummer 19 von insgesamt 237 Schleusen des Canals de Nantes à Brest. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die 360 km lange Strecke durchgängig schiffbar und verknüpft mehrere Flüsse – darunter auch die Oust – und ein paar wenige echte Kanalstrecken zu einem interessanten Binnenrevier durch eine historisch spannende Gegend. Der Wasserstand hat das richtige Niveau erreicht, das genietete Stahltor klappt auf, Start frei zur nächsten Etappe. Während der Bug sachte aus der schmalen Pforte gleitet, geht Michel schon wieder zurück an die Gartenarbeit. Das Grün vor seinem kleinen Schleusenwärterhäuschen ist gepflegt wie eine Parkanlage. Als Éclusier hat man viel Zeit. Liegestuhl oder Gartenharke stehen zur Auswahl – bis das nächste Boot kommt.
Saale und Unstrut
Der Bereich der oberen Saale ab Weißenfels stromauf sowie die Unstrut sind aber durchaus auch für Motorboote geeignet - vorausgesetzt, sie sind trailerbar. Wir befuhren dieses reizvolle Revier mit zwei 6,5-m langen Kajütbooten. In Weißenfels gibt es eine gute Trailerstelle (Flusskilometer 141,7), welche von Land problemlos erreichbar ist und wo auch ausreichend Abstellflächen für PKW und Trailer vorhanden sind. Wohlgemerkt, keine Marina, sondern schlicht und einfach eine Trailerstelle mitten in der Stadt. Hilfe von Service-Personal gibt es also nicht. Die Wassertiefe ab der Trailerstelle stromauf ist für Boote mit einem Tiefgang von bis zu 80 cm jedoch durchaus ausreichend. Da die Schifffahrtsverordnung obere Saale-Unstrut sowieso nur Boote bis zehn Meter Länge und drei Meter Breite zulässt, sind die Fahrzeuggrößen im wesentlichen auf trailerbare Boote beschränkt. Ab der Einsetzstelle geht es stromauf durch die Stadt Weißenfels. Bereits im Stadtbereich ist nach knapp einem Kilometer die erste Schleuse in Sicht (Brückenmühlenschleuse Km 143,2). Nach der Anmeldung per Knopfdruck oder durch „Schallzeichen“ öffnen sich die Tore. Wie alle Schleusen im Saale-Unstrut-Bereich wird auch diese Schleuse durch einen Schleusenwärter bedient und ist nur von Donnerstag bis Montag in der Zeit von 9 bis 12 und von 13 bis 18 Uhr betriebsbereit. Diese Zeiten sind in der Törnplanung genauso zu berücksichtigen wie die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h. Nach Verlassen der Kammer geht es in einen Verbindungskanal zur nächsten Schleuse. Man kann aber auch nach Steuerbord abdrehen und dem MC Weißenfels einen Besuch abstatten. Die Sportfreunde können für den weiteren Weg viele nützliche Tipps geben. Auch einen Liegplatz für die Nacht wird bei Bedarf gerne zur Verfügung gestellt. Nach dem Passieren der Beuditzschleuse (km 143,9) öffnet sich das Saaletal oberhalb von Weißenfels.
Dänemark – Dänische Südsee
Schwinge
Die Schwinge ist eine von diesen reizvollen Flüssen, die wir Ihnen heute vorstellen. Mitten durch Nordeuropas größtem Obstanbaugebiet schlängelt sie sich quer durch das berühmte „Alte Land“. Von der Unterelbe sind es bis nach Stade noch knapp fünf Kilometer, denn weiter ist dieser kleine Nebenfluss nicht schiffbar. Es ist eine beschauliche Welt, eingebettet zwischen Elbdeich, Obstplantagen und sattgrünen Wiesen. Im Frühjahr verwandelt sich die Landschaft in ein Meer aus Blüten. Doch den Charme des Alten Landes machen nicht nur ihre blühenden Repräsentanten aus. Im nördlichen Niedersachsen, westlich vor Hamburgs Haustür, ermöglichen herrliche Rad- und Wanderwege ein anmutendes Stück Erholung. Überall beweisen hübsche Hofläden ihren Einfallsreichtum bei der Verwendung der heimischen Fruchtausbeute. Beliebtes Törnziel ist das attraktive Stade mit seinen touristischen Sehenswürdigkeiten und kulturellen Angeboten. Das Alte Land wurde geprägt von holländischen Wasserbauern, die bereits im 12. Jahrhundert in diese Region kamen. Mit Hilfe ihrer Kenntnisse gelang es ihnen, Sümpfe zu entwässern, um fruchtbares Land zu gewinnen. Windmühlen, kleine Brücken und die charakteristische Bauweise der in die Länge gezogenen Reihendörfer erinnern noch heute an diese Zeit. Die Schwingemündung liegt bei Elbe-km 654,90 (LU) zwischen den grünen Fahrwassertonnen 103 und 105. Eine gute Orientierung ist das von weitem sichtbare rot-weiß-rot gestrichene Unterfeuer „Stadersand“ bei km 654,70 (LU).