Zurück vom Main (siehe Skipper 03/08), machen wir erneut im Mainzer Winterhafen fest. Hier beginnt der letzte Teil von TAOs Reise. Bei der Abfahrt aus Mainz lacht noch die Sonne. Die Strömung ist anfangs relativ gering, erreicht dann aber Werte von über 5 und stellenweise bis 8 km/h. Bei den gegenwärtigen Dieselpreisen ist das sehr angenehm. Wir fahren also mit langsamer Marschfahrt von rund 8 km/h durchs Wasser und erreichen 13–16 km/h über Grund. Leider verrußt der Motor dabei stärker. Da wir seit der Rhône fast nur noch langsam fahren, hustet er beim Starten schon schwarzen Schleim. Es geht vorbei an den Weinbergen von Rüdesheim, wo gerade die Weinlese begonnen hat. Hier liegen rund ein Dutzend Hotelschiffe - wir können uns vorstellen, wie voll es abends in der Drosselgasse ist. Die Landschaft ist unvergleichlich schön: Die Hänge tragen Weinterrassen, laufend ist irgendeine imposante Burg in Sicht. Wir sind so beschäftigt mit dem Bewundern und Fotografieren der Landschaft und der flachen Felsen im Wasser, dass wir einen schweren Fehler begehen: Wir sehen nicht mehr in die Karte, halten die vor uns liegende Bojenanhäufung für eine Fahrwasserteilung und steuern in den vermeintlich südlichen Arm. Gerade hier liegen besonders eindrucksvolle Klippen - und wir haben eine atemberaubende Fahrt. Plötzlich entdecken wir, dass das rote Zeichen vor uns keine rote Boje, sondern eine Sperr-Tafel ist. Wir sind dabei, in das Binger Loch zu treiben, direkt vor dem Mäuseturm an der Nahe-Mündung. Also drehen wir gegen den Strom, geben Vollgas und steuern ins richtige Fahrwasser. Ab jetzt mehr Konzentration bitte!
Thailand – Andamanensee
Wie runzlige Kartoffeln sehen die Kalksteineilande aus. Aus göttlicher Hand scheinen sie ins Meer gerollt zu sein. Tropisches Grün und Puderzucker-Strände runden diese Kunstwerke der Natur ab. Zudem lockt eine artenreiche, kunterbunte Unterwasserwelt. Das sind die perfekten Zutaten für einen Traumurlaub. Wären da nicht die unzähligen Gleichgesinnten, mit denen wir dieses „Luxusmenü“ teilen müssen… Für den Besuch der Poda-Inselgruppe vor den Toren Krabis wollen wir im Speedboot durch die Andamanensee gleiten. Das ist zwar teuerer als mit den typisch thailändischen Longtails, aber wesentlich komfortabler. 20 Unternehmen bieten ihre schnellen Flitzer für Privat-Touren oder organisierte Ausflüge an. In der Mündung des Klong-Son-Flusses westlich des Nopparat Thara-Strandes ist die Flotte stationiert. Im Openair-Büro müssen wir am richtigen Schalter einchecken. Denn auch das wunderbare Koh Hong mit seiner zauberhaften Lagune und der von den Touristenschwärmen am stärksten heimgesuchte Phi-Phi-Archipel werden von hier angesteuert. Gut vorsortiert sind die Urlauber schnell auf die richtigen Boote verteilt. Die dicken Außenborder brüllen bereits und benebeln den Hafen mit Abgasen. Unsere drei 200 PS starken Yamahas zeigen schon im Flussarm, was in ihnen steckt. Ohne Rücksicht auf Verluste liefern sich die Speedbootkapitäne ein Rennen Richtung offenes Meer. Viel zu schnell rauscht die eindrucksvolle Tropenlandschaft an uns vorbei. Dafür erreichen wir das erste Ziel, Koh Tup, bevor unsere Verfolger eintreffen. Blütenweiße Sandbänke verbinden die kleine Insel mit Chicken-Island und einem Felsbrocken im Meer.
Neckar-Main
Wir übernehmen das Boot in Eberbach, etwa 30 km oberhalb von Heidelberg, und fahren zunächst den Neckar 58 km und sechs Schleusen bergab. Die knapp 69 km auf dem Rhein werden nur in Mainz durch eine Pause unterbrochen. Anschließend geht es 253 km und 21 Schleusen den Main bergauf nach Würzburg, wo wir uns noch einen längeren Aufenthalt gönnen. Insgesamt haben wir vier Wochen Zeit - und stellen fest, dass dies sehr knapp ist, wenn man möglichst viel von den Sehenswürdigkeiten an der Strecke mitnehmen möchte. Wir beginnen unsere Fahrt im südlichsten Zipfel von Hessen. Der Neckar-Kai in Eberbach ist nicht ideal - wir haben Glück, dass sich zwischen einem großen Frachter und der Sliprampe ein Eckchen für die TAO findet. Wegen der Herbstferien ist der angrenzende Parkplatz voller Touristen. So viel Aufmerksamkeit ist uns bald zu viel, zumal wir das einzige Boot sind. Zur Innenstadt sind es nur ein paar Schritte. Zum ersten Mal spüren wir den Reiz dieser Fachwerkstädte mit ihrer Jahrhunderte alten Geschichte und Kultur. Am besten wird man im Stadtmuseum informiert (Eintritt frei). In der Nähe befindet sich auch eine alte Küfer-Werkstatt, die in ein interessantes Museum umgewandelt wurde. Auf ein Eintrittsgeld wird verzichtet, doch für einen geringen Beitrag können wir eine kleine Weinprobe nehmen. Weiter geht es durch die erste Schleuse nach Hirschhorn. Knapp 400 m stromab der Stadt ist ein kleiner Kai mit Sliprampe, der auch bei einigen wenigen Caravans bekannt und beliebt ist. Das Städtchen wurde Ende des 14. Jahrhunderts zu Füßen der Burg erbaut, die noch rund 200 Jahre älter ist. Heute wird sie als Hotel und Restaurant genutzt. Zwischen Stadt und Burg liegt am Hang das ehemalige Karmeliter-Kloster, das ebenfalls einen Besuch wert ist. Die Befestigungsmauern um die Stadt sind noch weitgehend erhalten.
Schweiz – Thunersee
Der rund 48 km2 große See liegt zwischen Interlaken im Süden und Thun im Norden. Des milden Klimas wegen, wird die Region auch als „Riviera des Berner Oberlandes“ bezeichnet. Während auf vielen Alpenseen Motorboote nur begrenzt oder gar nicht zugelassen sind, ist motorisierter Wassersport auf dem 560 m über Meereshöhe gelegenen Gewässer erlaubt. Abgesehen von den Uferbereichen gibt es keine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung, sogar Wasserskilaufen und Wakeboarden ist möglich - und das vor dem grandiosen Panorama der Berner Alpen. Für Bootsurlauber stehen Slipanlagen und Gastliegeplätze zur Verfügung, es gibt sogar einen Campingplatz mit eigenem Hafen (in Schwyzerdütsch „mit Seeanstoß“). Doch erst die Bürokratie, dann das Vergnügen: Wer ein fremdes Boot einsetzen möchte, muss dafür bei der örtlichen Wasserschutzpolizei ein Kennzeichen besorgen. Ein motorisiertes Boot, das länger als 2,5 m ist, muss mit einem schweizer Saisonkennzeichen versehen sein. Dies gilt auch dann, wenn das Boot bereits das in Deutschland vorgeschriebene Kennzeichen führt. Das Saisonkennzeichen kann bei der Seepolizei in Spiez, Telefon 0041- 336558101, erworben werden. Dafür sind einmalig 80 SFr (48 €) fällig. Beim nächsten Gebrauch dieses Bootes in der Schweiz sind dann nur noch 30 SFr (18 €) für eine Verlängerung der Bewilligung zu bezahlen. Eine Haftpflichtversicherung für das Boot ist Pflicht. Der Schiffsführer muss den amtlichen Sportbootführerschein besitzen, der in seinem Heimatland verlangt würde.
Korsika
Unser 4,20 m langes Schlauchboot ist zweifellos nicht das größte Boot, das an diesem Vormittag von Bonifacio in Richtung Lavezzi-Inseln ausläuft. Dafür ist es aber eines der schnellsten. Der 30-PS-Außenborder macht es möglich, manchen Verdränger und manche Segelyacht hinter sich zu lassen. Bonifacios Kreidefelsen - immerhin 65 Meter hoch - bildet eine eindrucksvolle Kulisse bei der Fahrt hinaus aufs offene Meer. Wenn der Mistral bläst, soll es an der südlichen Spitze von Korsika durch den Kap-Effekt ziemlich heftig zur Sache gehen. Doch davon spüren wir an diesem Tag nichts. Höchst waghalsig erscheint es uns hingegen, ohne die mit Getränken gefüllte Kühlbox an Bord aufs Wasser zu gehen. Die korsische Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, was man besonders in einem offenen Boot zu spüren bekommt. Unsere kleine Tochter ist deshalb nicht nur mit Schwimmweste ausgerüstet, sondern trägt auf dem Kopf grundsätzlich eine Kappe. Zudem haben wir sie mit einer ordentlichen Schicht Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 32 eingeschmiert. Nach einer Dreiviertelstunde legen wir schließlich am Ankerplatz Cala Lazavina auf den Lavezzi-Inseln an. Eine etwas merkwürdige Begrüßung ist es allerdings schon, wenn man bei der Einfahrt in diesen Naturhafen erst backbordseitig ein Denkmal für eine gesunkene Fregatte passiert und anschließend nahe eines Friedhofes anlegt. Immerhin sind die toten Soldaten die einzigen dauerhaften Bewohner des kleinen Eilandes. Dafür gibt es im Sommer mehr als genügend Hobbykapitäne, die einen Tagesausflug auf das traumhaften Inselchen mit seinem glasklaren Wasser unternehmen.
Frankreich – Ile d’Oléron
Das wussten schon die alten Römer zu schätzen, zumindest die betuchteren, und genossen auf „Ularius“ die Sommerfrische. Auch Aliénor d'Aquitaine, eine der einflussreichsten Frauen des Mittelalters, besuchte oft die zu ihrem Herzogtum gehörige Insel, auf der bereits im Februar die Mimosen blühen. In erster Ehe mit Ludwig VII. verheiratet, war sie bis 1152 Königin von Frankreich. Nach Annullierung der Ehe heiratete sie Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou und Herzog der Normandie, den späteren Heinrich II., König von England. Somit brachte die Dame das Kunststück fertig, nacheinander Königin zweier Staaten zu sein. Auch ihre Söhne, Richard Löwenherz und John Ohneland, schrieben Geschichte und sorgten für den Stoff zahlreicher Romane und Spielfilme. Heute spielt sich das Leben auf der Ile d'Oléron eher unspektakulär ganz im Rhythmus der atlantischen Gezeiten ab. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn Oléron, wie auch das vorgelagerte Festland mit Marennes, gelten als das Austernzuchtgebiet Frankreichs schlechthin. Das erleichtert nicht nur die Aufstellung von Smutjes Speiseplan, das erfordert auch vom Skipper ein gehöriges Augenmaß bei der Navigation. Die Ile d'Oléron ist mit einer Fläche von rund 175 km2 nach Korsika die zweitgrößte Insel des kontinentalen Frankreichs. Von Nord nach Süd misst das Eiland 34, von West nach Ost 12 Kilometer. Topografisch ist die Insel überwiegend flach, nur im Westen erheben sich einige baumbestandene Dünen. Das macht sie auch für Radfahrer attraktiv, doch fehlen ausgewiesene Radwege, was gerade in der Ferienzeit zu Verkehrsproblemen führen kann.
Spanien – Mallorcas Südwesten
Hügelige Gebirgsausläufer, stille Täler, malerische Badebuchten und mondäne Yachthäfen machen den Südwesten Mallorcas zu einem abwechslungsreichen Revier, das sich besonders gut für einen spontanen Kurzurlaub eignet. Von Deutschland aus bestehen relativ kostengünstige Direktverbindungen von zahlreichen Flughäfen. In zwei bis zweieinhalb Stunden landet man auf der Insel. Dank der kurzen Anreise lässt sich ein langes Wochenende auf dem Meer so voll auskosten. Bereits vier Tage reichen aus, um den Südwesten zu erkunden und einiges zu erleben. Die Küste von Calvià , entlang der wir uns bewegen, erstreckt sich zwischen Palma und Andratx und ist Spaniens wohlhabendste Touristenregion. Durch ihre starke Zerklüftung bietet die Küste eine ganze Reihe herrlicher Ankerbuchten. So muss es einen auch nicht kümmern, dass die meisten Marinas selbst in der Nebensaison nur wenig Platz für Gastlieger bieten. Die Distanzen zwischen den Buchten und Häfen sind kurz. Bereits nach wenigen Seemeilen kann der Anker wieder geworfen werden. So kommt selbst bei einem Kurztörn kein Stress auf. An Land locken nicht nur kulinarische Genüsse. Vom Golfplatz bis zur Tauchbasis findet sich alles, was das Herz begehrt. Navigatorisch ist eine Küstenfahrt im Südwesten der Insel auch von Einsteigern und weniger geübten Skippern zu meistern. Gute Grundkenntnisse in der Schiffsführung und der Navigation sowie auch der Wetterkunde sollten jedoch vorhanden sein, um stets sicher von einem Ankerplatz in den nächsten Hafen zu gelangen.
El Salvador – Rio Lempa
Farbenprächtig, kunstvoll bemalt und auf Hochglanz poliert spiegelt der Bus die Exotik und Kreativität eines Landes wider, das in touristischer Hinsicht noch zu den „weißen Flecken“ unserer Erde gehört. Wer weiß schon etwas über El Salvador? Bürgerkrieg, Guerilleros, Militärjunta, Kaffee und Cholera - damit endet zumeist das Wissen über den kleinsten Staat Zentralamerikas. Mit einer Flä‧che von 21041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie Hes‧sen. Sechs Millionen Menschen leben in dem Land, das an Guatemala und Honduras grenzt. Die Fahrt auf asphaltierten Straßen verläuft angenehm, denn der ausrangierte Bluebird-Bus aus den USA ist klimatisiert. Auch der Service kann sich sehen lassen: Es gibt gekühlte Getränke, gebackene Hähnchenkeulen, Sandwiches mit Käse oder Frikadellen und Kuchen. Und das zu Spottpreisen: Ein 1/4 Liter Bier oder Sandwich kosten umgerechnet 1 €, ein Becher duftender Kaffee ist für 30 Cent zu haben. Während aus dem Radio lateinamerikanische Rhythmen dröhnen, laden schwarz‧‧haarige Schönheiten mit verführerischen Blicken zu einem kostenlosen Quartier ein. Doch Vorsicht! Hier steht man schneller vor dem Traualtar, als dass man in einem Motorboot irgendwo an den Ufern des Rio Lempa dümpelt. Doch nicht nur heiratswillig, auch zuverlässig sind sie, die Salvadoreños. Lorenzo, Besitzer des gecharterten Flitzers, em‧pfängt mich auf dem Marktplatz des kleinen Grenzstädtchens Civitá. „Bienvenito, alles ist vorbereitet, wir können ablegen, nur bei den Behörden sind noch notwendige Formalitäten zu erledigen.“ Flink wie ein Wiesel bahnt er sich den Weg durch die engen Gassen, deren weiß getünchte Fassaden das gleißende Sonnenlicht reflektieren. Marktbuden, in denen Bauern und Trödler lautstark ihre Waren anpreisen, reihen sich nahtlos aneinander. Zwischen Wellblechbuden, Obst- und Gemüseständen eingeklemmt befindet sich das Polizeirevier. Staunen und Gelächter ernte ich, der Deutsche, für mein Vorhaben, den gesamten Fluss bis zur Mündung in den pazifischen Ozean zu befahren. Niemand wisse, wer zuständig sei, um für diese „Expedition“ die notwendigen Dokumente auszustellen.
Griechenland – Ionisches Meer
Das Tier hat sich in einer Angelschnur verfangen und ein Haken steckt tief im Maul. Eine Rettungsaktion wird in Gang gesetzt. Dimitris, der Campingplatz-Manager, informiert die griechische Küstenwache, denn die Meeresschildkröte, die ihr Gelege vorwiegend im Süden von Zakynthos und Kefalonia im feinen Sand vergräbt, steht unter Naturschutz. Die telefonische Ferndiagnose ergibt, dass das Tier rund zwei Jahre alt ist. Es soll in nasse Tücher eingewickelt und zur Notoperation zum Tierarzt gebracht werden, lautet die Anweisung aus dem Athener Schildkrötenhospital. Begegnungen der tierischen Art sind rund um die griechische Insel selten geworden. Nur wenige Meeresbewohner trotzen dem regen Bootstourismus, der sich seit der Fertigstellung der Lefkas-Marina im Jahr 2002 enorm verstärkt hat. Delfine haben wir in diesem Urlaub nicht gesehen. Dafür aber eine Robbe. An der Westküste der Insel Meganisi zieht der friedfertige Meeressäuger gemächlich seine Kreise. Wie ein schwarzes Fass taucht er plötzlich vor unserem Bug auf. Ein Erlebnis, das uns wieder einmal vor Augen führt, dass sich Bootsurlaub und Umweltschutz schlecht vereinbaren lassen. Sind wir doch in den Lebensraum dieser vom Aussterben bedrohten Spezies eingedrungen. Bevor die Fotokamera gezückt ist, verabschiedet sich die Mittelmeer-Mönchsrobbe mit geschickten Drehungen Richtung offenes Meer. In der Überzahl sind allerdings unsere Artgenossen, die die Buchten des kleinen Eilands belagern. An der steilen Westküste kommen die Höhlenforscher auf ihre Kosten. Große und kleine Löcher im aufgefalteten, runzligen Gestein erwecken die Neugier. Hauptattraktion ist die Papanikoli-Höhle, die auch von Ausflugsschiffen angesteuert wird. Deren Kapitäne fahren oft rücksichtslos in die Naturschönheit. Vorsicht und Vortritt lassen sind also angebracht, wenn ein solcher Dampfer naht. Wassersportler, die in Höhlen schnorcheln wollen, sollten sich aus Sicherheitsgründen an anderen Stellen „austoben“.
Mecklenburger Müritz
Weißt Du, wenn ich mit meiner Harley unterwegs bin, will ich einfach nur den Kopf frei kriegen - das funktioniert ganz prima. Und mit meinen Booten klappt das genauso - nur eben auf dem Wasser. Deswegen habe ich mir gedacht, dass man so etwas einfach kombinieren müsste: zuerst Boot fahren und dann Harley - ein Wochenende oder sieben Tage. Willst Du es nicht Mal ausprobieren?“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und stehe drei Tage später bei Lothar bei der Bike & Boat-Marina in Berlin-Köpenick auf der Matte. So grün hatte ich mir die deutsche Hauptstadt gar nicht vorgestellt. Unter den wachsamen Augen von Schröder - wie sollte ein original Berliner Jack-Russell-Terrier auch sonst heißen? - entere ich die Terrasse und genieße bei einem Cappuccino den Ausblick auf die Dahme. „Die ist 95 Kilometer lang, ein Nebenfluss der Spree“, klärt mich Lothar auf. „Hättest Du gedacht, dass Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern als Europas größtes Wassersportrevier gelten?“ Genau das will ich selbst erleben - also Leinen los, Lothar! Am Steg der Marina sind zwei holländische 10-Meter-‧Stahlyachten festgemacht: die „Uttied“, eine klassische Linssen Dutch Sturdy, und die „Electra“, eine moderne Pedro Skiron 35. Zusammen mit dem „1. Offizier“ Klaus Löwenstein von Classic Bike Berlin gehen wir an Bord der „Electra“ und machen es uns auf dem großen Achterdeck gemütlich. Lothar startet den 86 PS-Diesel und das Boot nimmt sanft Fahrt auf. Als wir das Köpenicker Schloss - im 17. Jahrhundert im holländischen Barockstil erbaut - passieren, erzählt mir Lothar, dass es den Hauptmann, dem dieser Stadtteil seine Berühmtheit verdankt, tatsächlich gegeben hat. 1906 war das nahe dem Schloss gelegene Rathaus Schauplatz der „Köpenickiade“ um den arbeitslosen Schuster Wilhelm Voigt. Dieser gab sich als Hauptmann aus, ließ den Bürgermeister verhaften und beschlagnahmte die Stadtkasse. Seither hat sich hier viel verändert - und seit 87 Jahren gehört Köpenick zu Berlin. „3,4 Millionen Einwohner hat die Stadt jetzt,“ erzählt Lothar. Sie ist die bevölkerungsreichste und auch die flächengrößte in Deutschland - und nach London und Paris die meistbesuchte Europas! „Man schätzt, dass jedes Jahr so um die 140 Millionen Tagesbesucher kommen.“ Stimmt, je näher wir dem Bezirk „Mitte“ kommen, umso belebter wird die Spree: Neben Sportbooten und Frachtern sind hier jede Menge Ausflugsdampfer unterwegs.