igentlich wollten wir an dieser Stelle von einer Rügen-Umrundung berichten und Ihnen so einen Eindruck von den malerischen Häfen und touristischen Highlights der größten deutschen Insel vermitteln. Doch bereits bei der Pkw-Anreise nach Barth, dem Ausgangspunkt der geplanten Bootstour, rückte dieses Vorhaben in weite Ferne. Ein wolkenverhangener, einheitlich grauer Himmel, gepaart mit heftigen Regenschauern und stürmischem Wind, bot nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine entspannte Erkundungsfahrt im Butenbereich. Also lautet die Devise, erst einmal anzukommen und das Charterschiff in Empfang zu nehmen, das für die nächsten sechs Tage unser schwimmendes Domizil sein soll. Im Barther Wirtschaftshafen sind wir mit Detlev Möhr (67), dem Inhaber der Yacht Charter Barth GmbH, verabredet. In freundlicher Atmosphäre findet die obligatorische Übergabeprozedur statt. Während der akribischen Einweisung erklärt uns der seit 2002 in Zingst lebende Unternehmer - und zwar tatkräftig unterstützt von Ehefrau Angelika - was an Bord seiner 11,80 m langen und 3,90 m breiten „Claudia I“ unbedingt zu beachten ist. Das Equipment des niederländischen Stahlkreuzers, einer VEHA 39, wurde auf die Anforderungen eines Küstenreviers zugeschnitten und beinhaltet unter anderem Seenotmunition, Rettungswesten, umfangreiches Kartenmaterial und einen am Ruderstand installierten, zumindest für den auswärtigen Freizeitkapitän absolut unverzichtbaren GPS-Plotter. Dass dieses auch für den Laien verblüffend einfach zu bedienende Gerät einwandfrei funktioniert, wird uns an Ort und Stelle demonstriert.
Lesum
Wegen der landschaftlichen Schönheit und etlicher Möglichkeiten, die Freizeit auch an Land abwechslungsreich zu gestalten, sind oft Wochenendausflügler in diesem Revier zu Gast. Darüber hinaus nutzen viele Freizeitkapitäne, die auf großer Tour sind, das schöne Gewässer für einen erholsamen Zwischenstopp. 20 Clubs und einige private Anbieter unterhalten Steganlagen an der Lesum und bieten rund 600 Booten feste Liegeplätze. Sie säumen in lockerer Folge zwei Flussränder, die unterschiedlicher nicht sein können. Herrschaftliche Villen ehemaliger betuchter Bremer Kaufleute schmücken das „Hohe Ufer“, während vis-a-vis das Werderland völlig platt ist. Ein Deich verwehrt den Blick in die weite Marschlandschaft. An vielen Stellen lugen die Dächer der Häuser über den grünen Wall. Auf der Deichkrone befindet sich eine beliebte Rennstrecke für Skater und Radler. Bei Niedrigwasser erscheint es dem Bootsfahrer, als würden sie über ihm förmlich durch die Landschaft fliegen.Am Lesumhang lädt Knoops Park zu ausgiebigen Spaziergängen und manch kulturellem Hochgenuss ein. Höhepunkt ist der jährlich stattfindende „Sommer in Lesmona“ mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Dabei kann der Wassersportler vom Steg aus lauschen oder das Konzert besuchen und währenddessen gepflegt picknicken. Der Titel des Events ist vom gleichnamigen Roman von Marga Berck abgeleitet. Ihre authentischen Briefe schildern die unerfüllte Liebe zwischen der Kaufmannstochter und ihrem Cousin Percy. Der Stoff wurde mit Katja Riemann in der Hauptrolle verfilmt.
Montenegro – Bucht von Kotor
Im Hafen des kleinen, kroatischen Fischerdörfchens Cavtat wartet schon eine Della Pietà 58 Hard Top auf uns. Im Gegensatz zu Deutschland scheint hier die Sonne bei angenehm warmen Temperaturen. Unsere Stimmung steigt entsprechend. Unser Ziel ist die Bucht von Kotor im benachbarten Montenegro. Nach nur 20 Seemeilen entlang der attraktiven Steilküste, die wir uns mit einer kleinen Stärkung in Form von leckeren Schinken- und Käsespezialitäten aus der Region verkürzen, ist die kroatische Landesgrenze erreicht. Die markante Festung von Prevlaka kennzeichnet die Einfahrt in nördlicher Richtung. Nach dem Umfahren des Kaps zeigt sich die Einfahrt in die prächtige Naturbucht von Kotor mit ihrem steilen Gebirgssaum und wir verstehen, warum Montenegro seinen Namen trägt, den in der Tat erscheinen die Berge im Schatten schwarz und ziemlich mächtig. Mit Superlativen muss Montenegro nicht geizen. Die 1300 Meter tiefe Tara-Schlucht ist der längste und tiefste Canyon Europas, die Bucht von Kotor ist zudem der größte Naturhafen im östlichen Mittelmeer und die tiefste, fjordähnliche Landschaft in Südeuropa. Beide Naturstätten stehen auf der UNESCO-Welterbe-Liste. Was in der landschaftlich reizvollen Umgebung fehlte, war eine passende Marina. Mit dem Porto Montenegro wurde ein Großprojekt im Mittelmeer in Angriff genommen. Die Ziele sind so hoch gesteckt, wie die Berge um die malerische Bucht. Neben Liegeplätzen sollen auch Wohnungen und Geschäfte entstehen.
Polen – Oberländischer Kanal
Wie es sich für Männer der See gehört, reisen wir mit dem Schiff aus Danzig an. Erstes Ziel ist die alte Hansestadt Elbing. Eigentlich sind wir auf dem Weichsel-Werder-Ring unterwegs, denn auch dieses Revier ist völlig neu in der Liste der Charterstrecken, doch das ist eine andere Geschichte, die sie demnächst im Skipper lesen können. In Elbing erwartet uns ein besonderer Leckerbissen der Schifffahrt, denn hier beginnt der Oberländische Kanal. Der historische Wasserweg ist ein einzigartiges Stück Ingenieurskunst und ein Exot der Hebetechnik. Ähnliches findet sich weltweit kaum noch. Lediglich der Big Chute Marine Railway im Trent-Severn-Wasserweg in Ontario in Kanada und der Morris-Kanal in New York wären hier anzuführen, doch letzterer ist nicht mehr im Original erhalten. Die rund 100 Höhenmeter, die es von Elbing zur Eylauer-Seenplatte zu überwinden gilt, werden auf einer Strecke von 9,6 Kilometern in fünf Etappen mit Wagen auf Schienen zurückgelegt. Das alles geschieht ausschließlich mit Wasserkraft. Diese wird verwendet, um die Schiffe auf den Rollwagen an Drahtseilen über die grüne Wiese nach oben zu ziehen. Was dem normalen Touristen bisher nur mit den örtlichen Ausflugsschiffen möglich war, können Freizeitkapitäne ab sofort auch mit dem Charterschiff in Eigenregie erleben. Der polnische Anbieter Vistula Cruises hat dazu eine Reihe neuer Yachten vom Typ Haber 33 Reporter im Angebot, die das polnische Limit für die Führerscheinfreiheit von 10 kW (13,6 PS) nicht überschreiten. Die Fahrt ist also auch möglich, wenn kein Bootsführerschein vorhanden ist.
Griechenland – Saronischer Golf
So mancher Seebär trägt die Erkenntnis schon länger mit sich herum, dass jeder Tag auf See ein verlorener Tag im Hafen ist. Um die Häfen länger genießen zu können und die Fahrzeiten kurz zu halten, sind RIBs (Reinforced Inflatable Boats) genau das Richtige - dachten sich jedenfalls die griechischen Wasserratten Panagiotis Vasiliadis und Takis Marinos von Rent-a-RIB (www.rent-a-rib.gr). Nur sind Schlauchboote eben nicht Schlauchboote, und um den Bedürfnissen nach angemessener Seegängigkeit und entspannter Reise in den aufblasbaren Weggefährten gerecht zu werden, mussten schon größere Exemplare der Gattung angeschafft werden. Eine hochseetaugliche Motorisierung war ebenfalls Pflicht. Die größten Boote messen deshalb über acht Meter Länge, die kleinsten immerhin noch knapp sechs Meter. Alle werden von Suzuki-Außenbordern mit bis zu 221 kW (300 PS) angetrieben. Da die Sicherheit bei den Griechen ganz oben auf der Prioritätsliste steht, sind alle Boote zusätzlich mit einem zweiten Hilfsmotor ausgerüstet, der im Notfall den sicheren Weg zur nächsten Insel garantiert. Auch an der Ausstattung wurde nicht gespart. Kartenplotter, Süßwasser-Dusche, Eisbox und ein Sonnendach, was selbst bei Vollgas noch einsatzfähig ist, sind immer an Bord. Natürlich gibt es auch genügend Stauraum für das Reisegepäck. Für die Beschallung ist eine Stereoanlage samt kräftiger Lautsprecher montiert. Dem sonnigen Urlaubsvergnügen steht also nichts im Wege. Nur als Wohnung sind die offenen Schlauchboote kaum geeignet. Zwar lassen sich auf den Liegeflächen auch lauschige Nächte in einsamen Buchten verbringen, wobei ein Camperverdeck bei manchen Modellen sogar etwas Schutz bietet.
Niederlande – Südholland
Ich habe Jan auf der Düsseldorfer boot kennen gelernt. Er stand mit einem Heineken in der Hand am Pavillon einer holländischen Yachtagentur und gab ein paar Episoden aus seinem Leben zum Besten. Er stellte mir ein Bier hin und fragte mich, ob ich schon mal mit einem Hausboot durch Südholland geskippert wäre. Bevor ich antworten kann, kramt er ein Notizbuch aus der Tasche, blättert und sagt: „Anfang Mai. Da machen wir eine Art Betriebsausflug. Von unserer Basis an den Loosdrechter Seen aus am Freitag übers Wochenende nach Amsterdam.“ Jetzt, drei Monate später, stehe am Bootssteg der Basis. „Gude Daag“, grinst er und deutet auf eine Pénichette 1020 FB. „Kennst Du Dich damit aus?“ Ich nicke. „Gut“, antwortet er, „wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm. Der Kahn ist völlig unproblematisch. Damit kommt auch die eingefleischteste Landratte zurecht.“ So geadelt, drehe ich mit ihm erst einmal ein paar Schnupperrunden auf dem See. Was tummelt sich an diesem lauschigen Frühlingsabend nicht schon alles auf dem Wasser? Vom Ruderboot über Jollenkreuzer und Fahrtensegler bis hin zu hochseetauglichen Motoryachten hat sich wohl die halbe Provinz Utrecht auf dem rund 650 ha großen Freizeitvergnügen versammelt. Jeder kennt jeden und entsprechend groß ist das Hallo. Punkt 9.00 Uhr am nächsten Tag liftet die Mijnden-Schleuse die ersten Boote von den Loosdrechter Seen in die Vecht. Mancher der Skipper schaut noch etwas übernächtig aus - hat gestern Abend vielleicht zu tief ins (Genever-)Glas geschaut? Aber der Schleusenwärter Leo Oor ist ein Gutmensch. Wenn es bei der Einfahrt in die Schleusenkammer mal hakt oder zwickt, greift er die Bugleine und bringt das Boot in Position. Ein Ruderschlag nach rechts, ein paar Schraubendrehungen, und schon zieht Südhollands Wasserlandschaft alle Register.
Kroatien – Palagruža
Das kroatische Seegebiet macht um die Insel extra einen Bogen: Palagruža ist 68 sm vom Festland entfernt, zum italienischen Sporn sind es nur knapp 30 Meilen. Auf vielen Seekarten erscheint das kleine Eiland gerade mal als winziger Punkt. Auf dem rauen und unzugänglichen Palagruža gibt es nur ein Gebäude - auf einem 90 Meter hohen Berg thront seit 1875 ein Leuchtturm. Doch gerade die unberührte Natur - sowohl über als auch unter Wasser - und die Abgeschiedenheit der geschichtsträchtigen Insel ziehen uns an. So haben wir einen Törn von Rovinj in Kroatien nach Palagruža unternommen. Unsere Erlebnisse an Bord unseres 25 Jahre alten, gerade mal 5,60 langen Sportboots Chris II der Marke Kammin möchten wir Ihnen nun schildern. „Das ist doch Wahnsinn“ - mit diesen Worten kommentieren Freunde und Verwandte unser Törnvorhaben. Doch das sind wir mittlerweile gewöhnt. Die Reaktionen auf unsere Tour im Jahr 2004 nach Montenegro waren ähnlich optimistisch. Davon lassen wir uns aber auch jetzt nicht abschrecken. Zu groß ist die Neugier auf diese unerforschte Insel, die am weitesten entfernt vom kroatischen Festland liegt. Seit Jahren verbringen wir unsere Urlaube in Kroatien, haben die Küste mit Segel- und Motorboot erkundet und dabei festgestellt, dass dieser winzige Fleck in der Seekarte von uns noch unentdeckt ist. Genau dort wollen wir hin! Weil unser Boot keine Kajüte hat, in der wir uns bei Wind und Wetter verkriechen können, gehört zumindest wetterfestes Ölzeug zur Grundausstattung. Für die Sicherheit sind zudem Funk und Handys auf der Chris II. Den Platz an Bord teilen wir uns außerdem mit unserer Tauchausrüstung. Sechs Tage und 540 Seemeilen liegen vor uns...
Obere Saar
Die Quelle, oder besser die Quellen der Saar liegen an den Hängen des 1008 m hohen Donon in den Vogesen. Die Weiße Saar entspringt in 640 m Höhe, die Quelle der Roten Saar liegt etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt auf 800 m. Nach 30 Kilometern vereinigen sich beide Flüsschen bei Hermelange und schlängeln sich durch die nördlichen Vogesen zu Tal, um bei Konz in die Mosel zu münden. Zwischen Quelle und Mündung breitet sich eine seit Jahrtausenden bewohnte und bewirtschaftete Kulturlandschaft aus, die einen Besuch allemal lohnt. Bergbau, Eisenhütten und Stahlwerke prägten lange Zeit das Gesicht des Saarlandes. Schon die Römer unterhielten Gruben, in denen Kupfererz abgebaut wurde. Zeugnisse der römischen Zeit finden sich fast überall. Aber auch die Kelten hinterließen ihre Spuren in Form von mächtigen Ringwällen. Und wer glaubt, Menhire seien nur in der Bretagne zu finden, der wird angesichts des Gollensteins bei Blieskastel eines besseren belehrt. Mit rund 6,60 m Höhe ist der etwa 4000 Jahre alte Gollenstein der größte noch stehende Menhir Europas. Es gibt also viel zu sehen im Saarland, doch wir wollen uns hier auf den oberen Lauf der Saar und den Saar-Kanal konzentrieren. Dieser wurde als Saar-Kohlen-Kanal aufgrund eines Staatsvertrages zwischen Preußen und Frankreich in der Zeit von 1862 bis 1866 errichtet. Die 63 km lange Wasserstraße stellte die Verbindung der auf preußischem Boden liegenden Steinkohlegruben mit dem Rhein-Marne-Kanal her. Die preußische Kohle konnte so schnell und preiswert nach Lothringen und über Straßburg zum Rhein transportiert werden. Auf ihm wurde aber auch lothringisches Eisenerz in die Hütten an der Saar geliefert. Da sowohl das Kanalbett als auch die Schleusen nach den damals üblichen Freycinetmaßen gebaut wurden, verlor die Wasserstraße spätestens in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts ihre wirtschaftliche Bedeutung.
Dänemark – Mön
Seinen ländlich-verträumten Charme fernab aller Großstadt-Hektik konnte sich Mön, das etwas abseits vom Touristenstrom liegt, stets bewahren. Etliche deutsche Urlauber, unter denen nicht wenige Freizeitkapitäne sind, wissen das entspannte Szenario zu schätzen und verbringen hier ihre Ferien. Auch, weil es beim allseits beliebten „Inselhüpfen“ zwischen Lolland-Falster, Fünen, Langeland, Aerö, Seeland, Mön und zahllosen winzigen Eilanden auf dem Hoheitsgebiet unseres nördlichen Nachbarn ständig etwas Neues zu entdecken gibt. Eine ruhige Wetterlage vorausgesetzt, ist Mön als östlicher Vorposten des rot-weißen Königreiches nur ein bis zwei Tagesschläge von schleswig-holsteinischen oder mecklenburgischen Marinas entfernt. Autoreisende können sich während der kurzen Fährpassagen von Rostock und Puttgarden auf Fehmarn bis in die Ankunftshäfen Gedser und Rödby frische Seeluft um die Nase wehen lassen. Über die in nördlicher Richtung nach Kopenhagen führende Europastraße geht es eine knappe Stunde weiter bis zur vorgelagerten Insel Bogö. Ein schnurgerader Damm schafft dann die Verbindung nach Mön. Dort erwartet den Besucher neben der typisch-dänischen Beschaulichkeit eine bunte Mixtur von Sehenswürdigkeiten. Das absolute Highlight für Sightseeing-Touristen und Fotomotiv No. 1 ist sicherlich Möns Klint. Der imposante, fast acht Kilometer lange Kreidefelsen erhebt sich majestätisch aus dem Meer, das an sonnigen Tagen in karibisch anmutenden Türkistönen schimmert. Entstanden ist Möns Klint in grauer Vorzeit. In Millionen von Jahren lagerten sich auf dem Meeresgrund die kalkigen Überreste von Algen und Schalentieren ab, die sich nach und nach unter unvorstellbarem Druck aufschichteten. Der höchste Klippenpunkt Dronningestolen, zu deutsch, Königinnenstuhl, misst immerhin 128 m. Bei klarer Sicht tauchen am Horizont die schwedische Westküste und die Insel Hiddensee auf, und zumindest mit dem Fernglas sind das Leuchtfeuer Darßer Ort und die Umrisse von Rügen zu erkennen.
Frankreich – Canal de Nantes à Brest
Anders als die schon recht anspruchsvollen Reviere an den Küsten des Ärmelkanals und der Biskaya, gestaltet sich ein Törn durch das Herz der Bretagne ausgesprochen ruhig und entspannt. Die Fahrt führt durch eine uralte Kulturlandschaft, die allerorten Besiedelungsspuren aus sechs Jahrtausenden aufweist. Deshalb sollte neben den Unterlagen für das Revier im Speziellen auch ein guter Reiseführer für die Bretagne allgemein an Bord sein. Menhire, Hünengräber und monolithische Kultstellen eines immer noch unbekannten Volkes, die in der Sprache heute noch präsenten Kelten sowie der über Jahrhunderte geführte Kampf gegen die Vorherrschaft der französischen Könige ist ein fruchtbarer Boden für Sagen und Legenden. Diese finden sich in der Bretagne fast an jeder Stelle: König Artus und die Ritter der Tafelrunde, der Zauberer Merlin, Tristan und Isolde, dazu Zwerge, Feen und böse Hexen. Dass Asterix, Obelix und die verwegene Dorfgemeinschaft von ihren Schöpfern in der Bretagne angesiedelt wurden, liegt wohl auch an diesem geschichtlichen Hintergrund. Die Bretonen unterscheiden ihr Land in Argot und Armor, das Land des Waldes und das Land des Meeres. Kein Ort liegt weiter als 60 Kilometer vom Meer entfernt. Die Küste säumen namhafte Hafenstädte wie St. Malo, St. Brieuc, Brest, Lorient und Nantes an der Mündung der Loire. Sie spielten im Laufe der Geschichte eine wichtige Rolle sowohl im Handel, im Krieg aber auch als Stützpunkt der gefürchteten Korsaren. Wenn alle Orte so nah am offenen Meer liegen, weshalb wurden dann die Kanäle quer durch das Herz der Halbinsel gegraben? Die ursprünglichen Pläne gehen auf die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen mit England zurück. Immer wieder blockierte die britische Flotte die Hafenstädte und unterbrach so den Handel und die Versorgung. Eine binnenländische Verbindung zwischen Brest und Nantes sollte die Folgen der Blockaden mildern. Realisiert wurden die beiden Binnenwasserstraßen aber erst zwischen 1824 und 1838.