In regelmäßiger Folge ergänzt Deutschlands populärste Yachtwerft, die bekanntlich auch auf dem Segelboot-Sektor extrem erfolgreich agiert, ihre momentan von 28 bis 46 Fuß reichende Motorboot-Flotte. Mit der 10,80 m langen Sport 34 HT, die mit einer optionalen Heckstegverlängerung sogar 11,70 m über Alles misst, hat der in Giebelstadt bei Würzburg beheimatete Großserienhersteller einen weiteren vielversprechenden Newcomer am Start. Erstmals öffentlich zu sehen war die 6300 kg schwere Bavaria Ende Mai beim Match Race Germany, einer international besetzten Segelveranstaltung auf dem Bodensee. Selbstverständlich wird unsere Testkandidatin auch im Rahmen der Interboot und auf anderen bedeutenden europäischen Herbstmessen zu bewundern sein. Die Bavaria Yachtbau GmbH produziert ihre Konstrukte auf besonders rationelle Weise in einer der fortschrittlichsten Bootsfertigungsanlagen der Welt. Die von computergesteuerten Fräsrobotern vorbehandelten Rumpf- und Decksegmente gelangen über ein Schienentransportsystem an diverse Baustationen, wobei der gesamte Ablauf automatisiert und in exakt definierte Arbeitsumfänge unterteilt ist. Gleichmäßig temperierte Laminierhallen sorgen für einen kontrollierten Aushärtungsprozess des GFKs. Dass ausschließlich hochwertige Rohmaterialien Verwendung finden, versteht sich von selbst. Seit geraumer Zeit kooperiert Bavaria mit der BMW-Tochter DesignworksUSA, die für das ebenso sportive wie elegante Erscheinungsbild der aktuellen Modellgeneration zuständig ist.
Windy 44 Chinook
Neben der Längenangabe in Fuß hat jede Windy auch noch einen „richtigen“ Namen als Modellbezeichnung. Bei der 44 lautet dieser Chinook, was indianischen Ursprungs ist und sowohl einen Indianerstamm als auch einen föhnartigen Fallwind in den Rocky Mountains bezeichnet. Die im aufwändigen Handauflegeverfahren gefertigte GFK-Konstruktion zeigt sich über jeden Zweifel erhaben. Auch die Auswahl der übrigen Materialien überzeugt, und die gesamte Verarbeitung hinterlässt einen guten Eindruck.
Vri-Jon Open Kuip 49 R
Vri-Jon Yachts b.v. gilt im Kreise der renommierten niederländischen Stahlyacht-Schmieden als feste Größe. Inhaber Jan Jonas (58), der die Werft anno 1985 in Meppel gründete und seit 1987 in Ossenzijl, einer beschaulichen Ortschaft im Grenzgebiet der Provinzen Friesland und Overijssel ansässig ist, hat sich auf die Produktion hochwertiger Motorkreuzer mit ganz eigenem Charakter spezialisiert. Nebenbei betreibt die Familie Jonas einen modernen Yachthafen - die unter Stammliegern und durchreisenden Skippern sehr beliebte Contessa Marina. Bisher lieferte Vri-Jon Yachts rund 250 Bootseinheiten in Längen zwischen 10 und 18 Metern aus. Die Modelle der drei aktuellen Linien entstehen in enger Abstimmung mit den Auftraggebern. Dabei werden auch Sonderwünsche realisiert, soweit dies technisch machbar erscheint.
Merry Fisher 6 Marlin
Die französische Großserienwerft, die bereits mehr als ein halbes Jahrhundert existiert, gehört zu den bekanntesten Bootsherstellern in Europa. Angesiedelt in der Ortschaft Les Herbiers im Département Vendée, konnte das erfolgreiche Unternehmen bisher rund 80 000 GFK-Boote unterschiedlichster Prägung verkaufen. Neben den luxuriösen Prestige-Yachten, die mittlerweile in neun Ausführungen und Längen zwischen 10,80 und 19,50 m erhältlich sind, umfasst das aktuelle Portfolio die Motorboot-Baureihen Cap Camarat, Leader, NC und eben Merry Fisher, deren kleinere Einheiten aus polnischer Fertigung stammen. So auch die 6,30 x 2,54 m messende Merry Fisher 6 Marlin, die nach genau definierten Standards bei Ostróda Yacht in Ermland-Masuren entsteht.
Frauscher 650 Alassio
Die Modellpalette der Traditionswerft umfasst derzeit sieben konventionell angetriebene Motorboote, fünf Boote mit Hybridtechnologie und sechs reine Elektroboote. Hier erstreckt sich die Spanne von der 540 Portofino bis zur 750 St. Tropez. Die jüngste im Bunde ist die 650 Alassio, die sinnigerweise 6,50 m über Alles misst und 2,17 m breit ist. Für das Design zeichnet erneut Wolfgang Gebetsroither, für die Konstruktion Georg Nissen und die technische Entwicklung Thomas Gerzer verantwortlich, ein eingespieltes Team. Werftüblich werden alle Boote im Handauflegeverfahren aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt, wobei Isophtalsäureharz zum Einsatz kommt. Serienmäßig wird die 650 Alassio mit weißem Rumpf und ebensolchem Deck geliefert. Das schicke Blau ist aufpreispflichtig und schlägt mit 1928 € zu Buche. Standard ist der Cockpitboden mit europäischem Thermoholz. Wer dieses Material auch auf der integrierten Badeplattform und den Decks bevorzugt, wird um weitere 2998 € erleichtert. Damit ändern sich zwar nicht die Fahreigenschaften des Bootes, aber das Auge fährt ja bekanntlich mit ... Frauschertypisch zeigt sich auch die Alassio mit der in den Rumpf integrierten Badeplattform, die aufgrund der Bootslänge entsprechend kurz aber durchaus brauchbar ausfällt. Eine klappbare Badeleiter ist mittig angeschlagen, der hilfreiche Handgriff findet sich wiederum auf de Optionsliste. Eine große, bequem gepolsterte Sonnenliege überdeckt den Maschinenraum, der an Bord unserer Probandin eigentlich kein solcher ist. Hierunter werden lediglich die Batterien, das Ladegerät und der Spannungswandler zugängig. Der eigentliche Motor in Form des Mastervolt Podmaster 10 ist unter dem Boot angeflanscht. Dazu später mehr. Den hinteren Cockpitabschluss bildet eine viersitzige Bank. Fahrer und Beifahrer nehmen in lose gestellten, aber standfesten Schalensitzen Platz. Unter dem Armaturenbrett hat die Werft der Alassio eine große Ablagebox mit auf den Weg gegeben, in Vertiefungen können kleinere Gegenstände hinter der durchgängigen, getönten Windschutzscheibe vor dem Fahrtwind sicher abgelegt werden. In der Serienausführung ist das Deck mit einer rutschhemmenden Struktur versehen. An Bord des Testbootes zieren Seiten- und Vordeck ein Belag aus dem angesprochenen Thermoholz. Für die Festmacher stehen insgesamt drei Klampen zur Verfügung, eine auf dem Vorschiff und zwei versenkbare seitlich achtern. Fender können an der niedrigen achterlichen Reling und den in Höhe der Windschutzscheibe verbolzten Halterung für das ebenfalls optionale Biminitopp angeschlagen werden.
Linssen Grand Sturdy 430 MK II
Der Rumpf der Grand Sturdy 430 MK II wird aus 6 und 5 mm starkem Schiffbaustahl gefertigt, für die Decks und die Aufbauten kommt 4,4 mm starkes Material zum Einsatz. Die aufwändige Versiegelung des Kaskos ist eine der Stärken der Werft. Überhaupt liegen viele den Wert steigernde oder erhaltene Detaillösungen eher im verborgenen. Dazu zählt unter anderem die effektive Geräuschdämmung und die modular aufgebauten Installationen im Maschinenraum, die eine etwaige Fehlersuche erleichtert. An Bord unseres Testbootes wurden auf Wunsch der Eignerfamilie zahlreiche Änderungen gegenüber der Serienfertigung umgesetzt.
Adagio Europa 51.5
Adagio Yachten werden in zwei Baureihen auf Kiel gelegt. Unter der Bezeichnung Sundeck stehen fünf Boote mit Achterkabine in drei Längen von 12,97 bis 14,60 m zur Auswahl. Unter der Bezeichnung Europa werden klassische Trawleryachten mit überdachtem Cockpit gefertigt. Die Bandbreite reicht hier vom Modell Adagio 48 bis zur Adagio 58. Unsere Probandin reiht sich hier mit ihren 15,70 m Länge über Alles als zweitkleinste Einheit ein. Damit wäre sie für den Besitzer des Amtlichen Sportbootführerscheines Binnen 71 cm zu lang, doch Importeur Koejac hat eine spezielle Variante im Programm, die die vom Gesetzgeber vorgegebenen Maße erfüllt. Die Qualität der GFK-Verarbeitung hinterlässt einen guten Eindruck und auch die technischen Installationen im Maschinenraum sprechen für die Professionalität der chinesischen Bootsbauer. Abgesehen von den Antriebssträngen, der Klima‧anlage und dem Generator werden alle technischen Kompo‧nen‧ten wie Navigationselektronik und Pantry-Ausstattung von Koejac in Straßburg in Absprache mit dem Kunden zusammengestellt und zur Werft geliefert. Und was die dann auf den Weg nach Europa schickt, kann sich durchaus sehen lassen.
MV-Marin 6600 FC
Boote von MV-Marin gehören zu den Neuheiten auf dem deutschen Markt. Dabei handelt es sich um ein speziell in den nordischen Ländern wohlbekanntes und durchaus bewährtes Fabrikat. Der von Veli-Matti Vitikainen geleitete Bootsbaubetrieb mit 20 Mitarbeitern befindet sich - unweit der russischen Grenze - in der südkarelischen 72 000-Einwohner-Stadt Lappeenranta. Seit der Werftgründung im Jahre 1974 wurden mehr als 6000 MV-Marin-Einheiten produziert. Sechs für Außenbordmotorisierung vorgesehene GFK-Modelle in Längen zwischen 15 und 22 Fuß bilden das aktuelle Portfolio. Die nach CE-Kategorie C zertifizierte und demnach für den Einsatz in küstennahen Revieren taugliche MV-Marin 6600 FC („FC“ steht für „Family Cruiser“) kommt auf die Abmessungen 6,60 x 2,60 m. Genau genommen macht die geringe Überbreite eine Sondergenehmigung erforderlich, falls auf öffentlichen Straßen getrailert werden soll. Offiziell präsentiert im Januar 2006, konnte der kompakte Kreuzer, für dessen Entwurf der finnische Konstrukteur Karl-Johan Strahlmann verantwortlich zeichnet, schon über 300 Mal verkauft werden.
Stingher 800 GT
Im norditalienischen Cologno Monzese fertigt man seit 1987 neben Custom-Build-Booten die beiden Serien Predator und Stingher. Letztere Baureihen umfassen derzeit nicht weniger als 19 Modelle, die in unterschiedlichen Ausstattungsvarianten angeboten werden. Sämtliche Fertigungsschritte sowohl beim GFK als auch bei der Schlauchfertigung werden im eigenen Haus durchgeführt, und beides hinterlässt einen qualitativ guten Eindruck. Alle GFK-Bauteile sind auf der Innenseite mit einem Schutzanstrich versiegelt. Die Verbindungslinie zwischen Schlauch und GFK-Rumpf ist mit einem speziellen Schmutzschutz versehen, so dass das Beschädigungsrisiko wesentlich verringert wird.
Formula 292 Fas³tech
Tatsächlich ist die schiere Leistung auf dem Wasser das ganz große Plus dieses in seiner Gesamterscheinung unverwechselbaren Macho-Spielzeugs, das bereits vor zehn Jahren debütierte und mittlerweile 550 Mal aus der Form gehoben wurde. Als zweitkleinstes der aus vier Modellen bestehenden Fas³tech-Range kommt die mit Zwillingsmotorisierung knapp 3200 kg schwere 292 auf eine Länge von 8,89 m. Die maximale Breite wird mit 2,51 m angegeben, so dass ein Trailertransport sogar ohne Sondergenehmigung möglich wäre. Bevor wir auf die vielen Talente der rassig gestylten Probandin eingehen, hier zunächst einige Informationen über das weltweit bekannte Erfolgsfabrikat Formula und die traditionsreiche US-Werft Thunderbird Products. Das 1956 in Miami gegründete und ab 1988 in der Kleinstadt Decatur im Bundesstaat Indiana angesiedelte Renommierunternehmen mit gegenwärtig 270 Mitarbeitern befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie Porter. Unter der Regie von Managing Director Scott Porter, der auf ein 32 000 m2 messendes Betriebsgelände mit modernsten Produktionsanlagen verweisen kann, entstehen pro Saison ungefähr 600 Bootseinheiten in Längen zwischen 24 und 48 Fuß. Als Formula-Chefkonstrukteur betätigt sich die Designer-Legende John Adams, und dies seit nunmehr 40 Jahren. Deutscher Alleinimporteur der Formula-Boote, die aktuell in 27 Ausführungen erhältlich sind, ist Powerboat-Experte Alfred Zurhausen, Inhaber der in Gelsenkirchen ansässigen Poker-Run-Boats GmbH & Co. KG. Das absolut neuwertige Testboot stammt aus dem Fuhrpark des Mainzer Fachhändlers Thomas Keller von Boote Unlimited International.