Unterwegs im Seen-Land
Die Fluss- und Seenlandschaft im deutschen Nordosten gilt als größtes europäisches Binnenrevier für den Wassersportler. Wir gingen mit einer modernen Charteryacht auf Entdeckungsreise.
Bekanntlich sind weite Landstriche der Region zwischen Elbe und Ostsee geprägt von einem regelrechten Labyrinth aus Seen, Flüssen und Kanälen. Allein an der Müritz und im Berliner Umland gibt es Dutzende von kommerziellen Boots- und Yachtvercharterern, die zum Teil auf eine beträchtliche Flottenstärke verweisen können. Auf Nummer sicher geht der Freizeitkapitän ohne eigenes Boot beispielsweise bei Yacht Charter Heinzig. Das seit 1997 existierende, von Wolfgang Heinzig (67) und Ehefrau Karin sehr engagiert geleitete Familienunternehmen mit Sitz im niedersächsischen Apen hat für die kommende Saison 28 Leihschiffe am Start. Es handelt sich zumeist um erstklassig ausgestattete Stahlkreuzer aus niederländischer Produktion. Neben der Basis im brandenburgischen Töplitz, wo 20 Yachten stationiert sind, befinden sich die restlichen acht Heinzig-Boote im Yachthafen Priepert am idyllischen Ellbogensee, also ganz im Süden der Mecklenburgischen Seenplatte. Von dort aus kann man, falls kein amtlicher Befähigungsnachweis zum Führen eines führerscheinpflichtigen Bootes vorliegt, mit dem sogenannten »Charterschein« in See stechen. Die Aushändigung dieser zeitlich begrenzten Fahrerlaubnis erfolgt nach einer mehrstündigen Einweisung und der Entrichtung von 80 Euro Gebühr. Wir haben ab Töplitz gebucht und übernehmen von Wolfgang Heinzigs nettem Serviceleiter Jörn Gaeth eine professionell gepflegte und daher absolut neuwertige Gruno 35 Retro Classic. Der schmucke Holland-Verdränger mit dem Namen »Arabella« misst 11,40 m über Alles, wartet mit vier plus zwei Kojen auf, wird von einem 83,8 kW (114 PS) leistenden Vetus-Deutz-Diesel angetrieben und erreicht eine Höchstfahrt von achteinhalb Knoten. Dass der Skipper auf nützliche Dinge wie eine hydraulische Ruderanlage, kräftige Bug- und Heckstrahler sowie auf das verfeinerte AquaSirius-Navigationssystem zurückgreifen kann, ist bei Yacht Charter Heinzig eine Selbstverständlichkeit. Nach dem Verstauen von Gepäck und Proviant werden die Leinen gelöst. Es heißt zunächst nicht Kurs Potsdam und Berlin, vielmehr geht es in entgegengesetzter Richtung auf die Ortschaft Ketzin und die Stadt Brandenburg zu. Ziel der ersten Tagesetappe ist der Breitlingsee. Der kleine Hafen des weithin sichtbaren Restaurants »Malge – Gasthaus am See« wird ins Visier genommen, und kurz darauf sitzen wir entspannt, aber hungrig und durstig, im Biergarten, der, genau wie das Hauptgebäude, »ostalgischen Charme« versprüht. Speis´ und Trank wird prompt serviert und schmeckt prima, eine gute Einstimmung auf das abendliche WM-Finale mit der deutschen Mannschaft gegen Argentinien. Doch Public Viewing fällt aus. Das liegt zum einen am miserablen Wetter und ist zum anderen der Tatsache geschuldet, dass das Lokal unmittelbar vor dem Anpfiff die Pforten schließt. Also wird der Bordfernseher aktiviert, Mario Götzes Siegtreffer bejubelt und am Morgen in Weltmeister-Stimmung der Rückzug angetreten. Mittags passieren wir nacheinander Brandenburg, Ketzin, Töplitz und die Blütenstadt Werder an der Havel, lassen gleich darauf das Resort Schwielowsee und Albert Einsteins einstige Sommerresidenz Caputh an Steuerbord vorbeiziehen. Schon haben wir den Templiner See unterm Kiel und Potsdam vor dem Bug, das Stadtgebiet lockt mit historischen Bauwerken wie der Kirche St. Nikolai und dem zauberhaften Schlosspark Sanssouci. Angelaufen wird die Marina am Tiefen See, und wir haben Glück, dass die Betreiberin Andrea Burchardi mitten im Sommer und ohne Reservierung einen halbwegs geeigneten Liegeplatz freischaufeln kann. Unser Potsdamer Restaurant-Tipp ist das »Mövenpick – Zur Historischen Mühle«, und zwar insbesondere am Montag. Pünktlich um 18 Uhr beginnt der »Italienische Abend« mit einem äußerst leckeren Dolce-Vita-Buffet.
Den ganzen Artikel lesen Sie in Ausgabe 01/2015.
Text & Fotos: Peter Marienfeld