Von Deutschland auf die internationale Bühne
Auf heimischen Gewässern entdeckten Stefan Hagin und Manuel Saueressig einst ihre Liebe zum Rennsport. 2014 wollen es die beiden Talente im Vergleich mit der internationalen Elite wissen.
Die deutsche Rennboot-Szene befindet sich im internationalen Vergleich im Aufwind. Mehrere heimische Fahrer werden sich 2014 auf internationalen Gewässern mit der starken Konkurrenz messen. In der Formel 2 tummeln sich mit Dominic Stahl, Stefan Hagin und Manuel Saueressig gleich drei deutsche Fahrer, in der Formel 2 Endurance-Serie finden sich mit Yvonne König und Simone Schuft zwei deutsche Pilotinnen und Fabian Kalsow plant sogar sein Comeback in der Formel 1. Ihre Wurzeln im Rennsport haben all diese Piloten in heimischen Gefilden, wo sie einst die Feinheiten des Motorbootsports von der Pike auf lernten und somit den Grundstein für ihre späteren Erfolge legten. Kalsow etwa wurde 2003 zum deutschen Meister in der Klasse Formel ADAC gekrönt. Saueressig und Hagin holten sich sowohl im ADAC Motorboot Cup als auch in der Aufsteigerklasse ADAC Motorboot Masters die Meisterkrone. Dabei war der Motorbootsport bei Hagin ursprünglich nur ein Plan B. »Ich bin früher Go-Kart-Rennen gefahren. Als wir in die Nachwuchsklassen im Formelsport aufsteigen wollten, bemerkten wir, mit welch großem finanziellen Aufwand das verbunden ist«, erzählt der Formel2-Pilot. »Ich wollte aber unbedingt weiterhin Rennen fahren und als wir eine Annonce des ADAC gesehen haben, fasste ich den Entschluss, in den Motorbootsport zu wechseln. Im Gegensatz zum Autorennsport war mein Einstieg bei den Rennkatamaranen absolut finanzierbar.« Ganz so abrupt wie bei Hagin kam der Einstieg bei Saueressig nicht, immerhin veranstaltete sein Vater seit über 30 Jahren die traditionsreichen Motorbootrennen in Brodenbach. »Ich bin da mehr oder weniger hineingewachsen «, gibt Saueressig zu. »Ich habe aber schnell meine Leidenschaft für den Rennsport entdeckt und rasch Erfolge gefeiert. Für Neueinsteiger sind die Rennklassen des ADAC in Deutschland ein idealer Einstieg. Man wird perfekt in den Rennsport eingeführt und ist nie auf sich allein gestellt. Dadurch hat man es später auch viel einfacher, in den internationalen Serien Fuß zu fassen.« Seit dem Vorjahr ist Saueressig in der Formel 2 unterwegs, weshalb er 2014 Spitzenplätze ins Visier nimmt. »Eine zufriedenstellende Leistung wäre, wenn ich konstant in die Punkte komme und vielleicht in ein paar Rennen die Top-Ten erreiche. Zum Saisonfinale nach Südafrika dürfen nur die besten 18 des Jahres – das wäre das große Saisonziel.« Hagin, der schon ein Jahr länger als Saueressig in der Formel 2 fährt, hat noch höhere Ansprüche: »Ich habe ein komplett neues Boot. Dieses Jahr will ich ganz vorne mitfahren. Ich würde mich gerne unter den ersten Drei sehen – das ist durchaus realistisch.« Wie hoch es für die aufstrebenden Talente im Motorbootsport noch geht, wird sich in den nächsten Jahren erweisen. Vielleicht darf Deutschland irgendwann auch wieder einen Weltmeister in der Königsklasse bejubeln. Mit Michael Werner gab es in den Achtzigerjahren bereits einen deutschen Champion in der Formel 1.
Text: Michael Höller, Fotos: Manuel Saueressig, Stefan Hagin