Kunst, Kohle & Kanäle

300 Jahre sorgte die Kohle in Belgien und Nordfrankreich für Arbeit und Brot. Dann schlossen die Zechen und der wirtschaftliche Exitus nahm seinen Lauf. Heute präsentiert sich die einstige Montanregion als herrliche Ferienlandschaft.

Fragen Sie mich bitte nicht nach meiner Schulzeit. Sie war – um es auf den Punkt zu bringen – grauenhaft! Ganz oben auf meiner persönlichen Schreckensliste stand unser Deutschlehrer. »Ein Punkt ist ein Punkt«, schwadronierte er noch in der Oberstufe, »und der beendet in der Regel einen Satz.« War ich froh, als ich mein Abi hatte und diesen Nonsense nicht mehr hören musste … bis, ja bis Véronique jetzt im Auto nach Kortrijk zwei Flaschen Gerstenbräu aus der Tasche zaubert und mir mit großer Geste überreicht. Paralysiert starre ich auf das Etikett. Da steht, ich traue meinen Augen nicht … in weißen Lettern »OMER.« Was in aller Welt macht der Punkt hier hinter dem »R«? Véronique lacht und klärt mich auf. »Omer mit Punkt«, sagt sie, »ist das Premiumbier unserer Brauerei Bockor gleich um die Ecke. Omer ohne Punkt ist … na rate mal … der Name eures Schiffes. Also, Prost auf die Omers mit und ohne Punkt!« Da liegt sie, die Omer (ohne Punkt!), eine schneeweiße Linssen Grand Sturdy 30.9 AC und damit die navigable Basis für eine 10-Tage-Tour der – soviel sei schon verraten – besonderen Art. Die Formalitas ist schnell erledigt, dann stellt uns Véronique dem Hafenmeister vor. Daniel – so heißt der Herr über die Liegeplätze – erkundigt sich nach unseren Plänen. »Erst nach Lille«, antworte ich, »dann weiter nach Lens, Douai, Arras und über Tournai wieder zurück.« »Gut«, sagt er, legt eine Kunstpause ein und deutet auf die beiden mittelalterlichen Festungstürme am Ende des Kais. »Lille«, doziert er, »kann warten, jetzt schaut ihr euch erst mal Kortrijk an.« Okay, denken wir uns … und stehen nach wenigen Schritten in einer bilderbuchschönen Phalanx aus historischen Bürgerhäusern …

Den ganzen Artikel lesen Sie in SKIPPER 02/2014
Text & Fotos: Gerald Penzl