William macht es einem nicht leicht. In keiner Beziehung. Eine Annäherung an den großen Barden ist mühsam. Seine Werke zu verstehen, erfordert die Auseinandersetzung mit dem kryptischen Englisch des 16. Jahrhunderts. Und auch das Leben des Dramatikers scheint ein Buch mit sieben Siegeln. Fragen über Fragen, Rätsel über Rätsel. Das gesicherte Wissen ist äußerst dürftig. Selbst der Weg in das Shakespeare-Mekka Stratford upon Avon ist beschwerlich. Zumindest bei einer Anreise mit dem Narrowboat, denn Grand Union Canal und Stratford upon Avon Canal warten mit einer Menge Schleusen auf. Rund 50 „locks“ sind es auf der Strecke von Warwick nach Stratford. Das heißt 400mal Schleusentore öffnen bzw. schließen. Bei einem Gewicht von rund 2,5 Tonnen pro Tor hat man nach einer Hin- und Rückfahrt gut 1000 Tonnen von Hand bewegt. Dazu kommt noch das Gekurbel an den Schiebern. Eine Reise zum Geburts- und Ruheort von William Shakespeare hat auf diese Weise ein bisschen den Charakter eines Fitnessprogramms. Entsprechend kräftig gebaut waren wohl seinerzeit auch die „Idle Women“. Diese Frauen übernahmen während des Zweiten Weltkrieges in Ermangelung von Männern den Schiffsverkehr auf dem englischen Kanalnetz zwischen Liverpool, Manchester, Nottingham, Birmingham und London. Im langen Niedergang des Binnenschifftransports war diese Zeit ein letztes Zwischenhoch, bevor Zug und Lkw endgültig den Güterverkehr dominierten und die Kanäle verfielen und aufgegeben wurden – die Kanäle, die am Anfang des 19. Jahrhunderts den industriellen Boom in den Midlands befeuerten.
Den ganzen Reisebericht lesen Sie in Skipper 11/2010