Test: NIDELV 950 S-LINE

Mit der Nidelv 950 S-Line debütiert eine »alte Bekannte«. Klingt zwar zunächst etwas merkwürdig, aber stimmt. Die einstige Skarpnes 30, Nor Star 950 und Agder 950 geht nun unter einer neuen Typenbezeichnung an den Start. Exklusivanbieter des klassischen norwegischen Spitzgatters ist die Firma Smelne Yachtcenter aus dem friesischen Städtchen Drachten. 

          

Wer hätte das gedacht? Ein waschechter neuer Spitzgatter, gefertigt in der traditionsreichen Nidelv-Werft, die ja leider vor einigen Jahren fast vollends von der Bildfläche verschwand, nachdem ein zahlungskräftiger chinesischer Investor in Norwegen auf Einkaufstour ging. Und nun hat auch noch die niederländische Firma Smelne Yachtcenter ihre Hände im Spiel? Um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, sei zunächst gesagt, dass der seit 1929 existierende und in Bjorbekk bei Arendal beheimatete Handwerksbetrieb nicht mehr Nidelv Boats, sondern gemäß des Nachnamens der Gründerfamilie nun Nilsen Batbyggeri heißt. An der Fachmannschaft der verbliebenen Bootsbauer hat sich aber, wenngleich derzeit auf kleinerer Flamme als in der Vergangenheit gekocht wird, offenbar nichts Gravierendes geändert. Die speziell in den Niederlanden vorherrschende starke Nachfrage nach guten gebrauchten Booten aus norwegischer Produktion veranlasste Smelne-Chef Wypke Veenje dazu, in 2020 die eingelagerten Bauformen der einstigen Skarpnes 30 beziehungsweise der späteren Nor Star 950 sozusagen als Basis für ein angedachtes Neuboot-Projekt zu erwerben. Inklusive der alleinigen Bau- und Verkaufsrechte, versteht sich. Mit der Familie Nilsen und deren nach wie vor vorhandenem Markennamen Nidelv wurde der passende Kooperationspartner gefunden. Gleich mehrere Einheiten des aus dem Dornröschenschlaf erweckten Klassikers, der den weithin bekannten Nidelv-Schriftzug an den Decksflanken zur Schau trägt, werden noch im Laufe dieser Saison in die Niederlande geliefert, wobei der harmonisch proportionierte skandinavische Spitzgatter sowohl unterhalb als auch oberhalb der Wasserlinie einige markante Detailverbesserungen erhielt. Anzuführen wären hier die strömungstechnisch verfeinerte Rumpfkonstruktion, geklebte und dadurch deutlich größer wirkende Fenster, die umlaufende stählerne Reling sowie das in seiner Gesamtheit behutsam modifizierte Plichtund Kabinenlayout. Wir wissen nicht, wie Sie es sehen – wir sehen es so, dass zumeist der erste Eindruck an Bord entscheidet, ob einem das betreffende Boot dauerhaft sympathisch ist. Diesbezüglich versprüht die 9,46 m lange und 3,30 m breite Nidelv 950 S-Line auf Anhieb einen typisch-nordischen Charme. Ihr akkurat eingepasstes, Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlendes Teakholz-Mobiliar erfreut das Auge des Betrachters. Um es auf den Punkt zu bringen, sieht man sich schlicht und einfach mit einem Wohlfühl-Ambiente konfrontiert, und dank der stimmigen Aufteilung wird das vorgefundene Platzangebot ganz spontan als äußerst angenehm empfunden.

Mit 80,9 kW (110 PS) Antriebsleistung ist die neue Nidelv 950 S-Line ausgesprochen flott unterwegs

Der eigentliche Rundgang beginnt mit dem Betreten des rutschhemmend strukturierten Seitendecks, dessen Trittbreite mit bis zu 28 Zentimetern vermessen wird. Lob verdienen an dieser Stelle die bombenfeste Verschraubung der erwähnten Seereling und die üppige Dimensionierung der Gummi-Rammschutzleiste, die den einen oder anderen Anlegerempler klaglos wegstecken dürfte. Dennoch empfiehlt es sich natürlich, bei Bedarf die passenden Fender auszubringen. Ins Cockpit der gemäß der CE-Norm C für zwölf Crewmitglieder konzipierten Tourenyacht gelangt man bequem über Steuerbord, da voluminöse Staukästen als Einund Ausstiegshilfen Verwendung finden. Sehr gelungen ist die backbordseitige Frischluft-Sitzgruppe, die einen fünfeckigen Tisch mit abgerundeten Kanten und Getränkehaltern inkludiert. Der von einem Softtop überdachte Steuerstand bietet eine gute Sicht in alle Himmelsrichtungen. Für den optionalen Kartenplotter aus dem Raymarine-Programm muss die vorhandene Blende weichen. Multifunktionale Navi-Elektronik gehört unbedingt hierhin, es sei denn, der Skipper fährt nur im persönlichen Heimatrevier Streife. Buchstäblich herantasten muss man sich an die kurioserweise im Schwalbennest verbaute elektronische Schaltung, die allerdings, wie die hydraulische Ruderanlage, butterweich und präzise reagiert. Auf dem Dach der einwandfrei zugänglichen und ausreichend geräumigen achterlichen Zweibett-Kabine besteht die Möglichkeit zum Sonnenbaden, die Liegewiese misst 205 x 79 Zentimeter. Der vordere Wohnbereich ist gegenüber der Cockpit-Ebene um 65 cm vertieft, als Eingangshöhe werden 188 cm protokolliert…(den kompletten Test finden Sie in der Ausgabe 07/22)

 

Technische Details

Länge über Alles: 9,46 m
Breite: 3,30 m
Durchfahrtshöhe: 2,44 m
Tiefgang: 0,82 m
Gewicht: 3.750 kg
CE-Kategorie: C
Max. Personenzahl: 12
Brennstofftank: 290 l
Wassertank: 250 l
Septiktank: 85 l
Baumaterial: GFK
Motorisierung: Yanmar-Einbaudiesel, Leistung 58,8 bis 117,6 kW
(80-160 PS), in Kombination mit einem Wellenantrieb
Grundpreis: 219.000 € mit Volvo D3-110, Leistung 80,9 kW (110
PS). Die Nidelv wird ab sofort mit einem leistungsmäßig identischen
vierzylindrigen Yanmar-Diesel zum gleichen Preis angeboten

Informationen und Werft

Smelne Yachtcenter B.V. (Werft, Exklusivanbieter und Lieferant
des Testbootes), De Steven 26, NL-9206 AX Drachten,
Tel. 0031-512512669, www.smelne.nl

 

Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 07/2022!
Text & Fotos: Peter Marienfeld

 

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