Die niederländische Interboat-Werft ist als absoluter Sloepen-Spezialist bekannt. Mit der in Werder an der Havel ansässigen Firma Kielwasser hat man einen versierten deutschen Vertriebspartner, der uns für den angedachten SKIPPER-Bootshandel-Test eine Intender 700 mit emissionsfreiem Elektro- Antrieb zur Verfügung stellte.
Sloepen, die es, wie man weiß, mittlerweile in unterschiedlichsten Längen und Ausführungen zu kaufen gibt, erfreuen sich nicht nur im Lande der Tulpen und Windmühlen einer enormen Beliebtheit. Auch in Deutschland und Großbritannien sowie in Spanien und Dänemark, um gleich zu Beginn dieses Artikels und in der korrekten Reihenfolge die vier wichtigsten Exportländer der in Zwartsluis beheimateten Werft zu benennen, sind die zeitlos-schönen Wanderboote stark im Kommen. Interboat lieferte seit der Gründung in 1994 etwa 4.000 Bootseinheiten aus. Gegenwärtig setzt sich das Portfolio des von Inhaber Jerry Schuiten gemanagten Unternehmens aus drei Baulinien zusammen, in die sich 14 von Hand laminierte GFK-Modelle einreihen. Das Sortiment reicht von der klassisch anmutenden und 5,70 m langen Interboat 17 bis zur bildhübschen Intercruiser 34, die sich mit ihren 10,50 Metern über Alles stilistisch an einem amerikanischen Lobster-Boot orientiert – und aus jeder Perspektive ein echter Hingucker ist. Unser Testobjekt, die exakt 7,00 m lange und 2,50 m breite Intender 700, erfüllt mit maximal neun Personen an Bord die Einstufungskriterien der CEKategorie C und kann daher bedenkenlos auf küstennahen Gewässern eingesetzt werden. Offiziell erlaubt sind dabei bis zu sechs Windstärken und Wellenhöhen bis einschließlich zwei Metern, was sich für ein offenes Schiffchen dieser Gattung ziemlich heftig anhört, andererseits aber Rückschlüsse auf ein adäquates Sicherheitsniveau zulässt. In bisher sieben Produktionsjahren wurden von diesem populären Modell 270 Exemplare aus der Form gehoben. Mit der motorabhängig ab 1.350 kg schweren Intender 700 präsentierte Interboat seinerzeit erstmals eine Sloep mit »offenem Heck«. Eine Maßnahme, die unserer Probandin einen modernen Touch verleiht und – betrachtet man die durch simples Umklappen der Rückenlehnen entstehende achterliche Liegewiese – auch ergonomische Vorteile mit sich bringt. Ein anderes gelungenes Detail sind die beiden in die 78 cm hohe Bordwand eingeformten Trittstufen, die nicht nur hüftsteifen Zeitgenossen den Einstieg ins selbstlenzende Cockpit und natürlich auch das Aussteigen erheblich erleichtern. Das Platzangebot des symmetrisch gestalteten Innenraumes, der im Bugbereich mit einer weiteren großzügigen U-Sitzgruppe ausgestattet ist, darf man getrost als »bemerkenswert « bezeichnen. Die einen angenehmen Härtegrad aufweisenden, praktischerweise selbsteinklemmenden oder mit Druckknöpfen zu fixierenden Polster sind mit mausgrauem Sunbrella- Stoff bezogen. Verfügbar sind jedoch, was ebenso für die hochglänzende Gelcoat- Beschichtung gilt, mehrere attraktive Farbgebungen. Selbstredend kann man aus den Sitzbänken im Vorschiff in Sekundenschnelle eine vom 148 cm hohen Fahrverdeck überdachte Bedarfsdoppelkoje herrichten. Mit maßgeschneiderten Einlegeteilen misst diese dann 180 x 178 cm. Gut gefallen haben uns die reichlich vorhandenen Schapps, in denen sich lose Ausrüstungsgegenstände aller Art einlagern lassen. Das i-Tüpfelchen wären geeignete Gasdruck-Aufsteller an den Stauraum-Deckeln gewesen, die dann vermutlich auf Extrawunsch zum Equipment zählen. Serienmäßig vorhanden sind auf jeden Fall immerhin zehn Zentimeter breite und sogar von einer Mini-Schanz flankierte Gangborde, solide Edelstahl-Haltegriffe, ein Bugankerkasten mit Wasserabfluss, vier Fenderhaken und sechs passend dimensionierte Belegklampen. Nicht zu vergessen die als Rammschutz und unverzichtbares Stilelement eines Holland- Bootes anzusehende Tauwieling, die internationale Navigationsbeleuchtung und eine integrierte Badeplattform inklusive edelstählerner Teleskop-Leiter.
Der Skipper hat ein steil stehendes Sechsspeichen-Ruder mit 60 cm Durchmesser vor sich. Wer einen Blick auf die perfekt zugängliche Technik der Intender werfen möchte, der hebt einfach die Haube des zentral postierten Motorkastens an. Normalerweise kommen jetzt die von Vetus oder Volvo beigesteuerten Einbaudiesel zum Vorschein, die, je nach Ausführung, entweder 16, 27, 33, 42, 52 oder 75 Pferdestärken mobilisieren. Der kleinste der genannten Selbstzünder soll bereits genügend Schub für bis zu 7,5 kn an die Antriebswelle schicken, während der von den meisten Kunden favorisierte 42-PS-Vierzylinder der Intender zu einer Höchstfahrt um die 13 Knoten verhilft. Volvo Pentas D2-75 setzt den Fahrleistungen mit hurtigen 18 nautischen Meilen pro Stunde oder 34 km/h die sprichwörtliche Krone auf. Von früheren Probefahrten mit einer Intender 700 wissen wir, dass das routiniert verarbeitete Klinkerrumpf-Boot dank seiner Stabilität verleihenden Kiel- Konstruktion mit tadellosen Laufeigenschaften überzeugt. Dennoch bietet sich als luxuriöse Option ein Bugstrahler an, und unseres Erachtens sind die für die Einpark-Assistenz eingeforderten 2.800 Euro sehr gut angelegtes Geld… (den kompletten Test finden Sie in der Ausgabe 07/22)
Technische Details
Länge über Alles: 7,00 m
Breite: 2,50 m
Durchfahrtshöhe: 1,12 m
Tiefgang: 0,70 m
Gewicht: ab 1.350 kg, E-Version ab 1.500 kg
CE-Kategorie: C
Max. Personenzahl: 9
Brennstofftank (mit Dieselmotor): 60 l
Baumaterial: GFK
Motorisierung: Vetus- bzw. Volvo-Einbaudiesel mit Wellenantrieb,
Leistung 11,8 bis 55,1 kW (16-75 PS), oder Kräutler-Elektro-Motor,
Leistung 5,1 kW (mit Lithium-Batterien bis 15 kW auf Anfrage mögl.)
Grundpreis: ab 54.900 mit Vetus-Basisdiesel, Leistung 11,8 kW (16
PS), mit Testmotorisierung ab 61.400 €, Preis des einsatzbereiten
Testbootes inklusive umfangreicher Sonderausstattung 71.350 €
Informationen und Werft
Kielwasser GmbH & Co. KG (Interboat-Exklusivimporteur und
Lieferant des Testbootes), Adolf-Damaschke-Str. 52-55, 14542
Werder/Havel, Tel. 03327-7321630, www.kielwasser-boote.de
Interboat Sloepen B.V., Stouweweg 39, NL-8064 Zwartsluis,
Tel. 0031-383325854, www.interboat.nl
Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 07/2022!
Text & Fotos: Peter Marienfeld
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