Bootsbau Schubert offeriert mit der Variant 707 Edition 2.0 ein neues Modell, das allerdings sehr stark an die bewährte und nach wie vor erhältliche »dachlose« Variant 707 angelehnt ist. Wir haben das klassisch gestylte Wanderboot in Kombination mit einem 110,3 kW (150 PS) leistenden Suzuki DF150 APL für Sie ausprobiert.
Der hohe Wiedererkennungswert einer jeden Variant sei ihm extrem wichtig, so dass der originelle und durchaus werbewirksame Nostalgie-Look der Boote auch in Zukunft beibehalten werden müsse. Das sagt Bootsbau- Schubert-Inhaber Martin Krebs, der als Bootsbaumeister und Werftchef selbstverständlich weiß, wovon er spricht. Der 36-jährige Mecklenburger trat im Januar 2015 die Nachfolge von Firmengründer und Variant-Konstrukteur Jürgen Schubert (82) an, der übrigens nach wie vor direkt an der Einfahrt zum Betriebsgelände in Plate am Störkanal wohnt. Martin Krebs ging einst bei Jürgen Schubert in die Lehre, das Zauberwort heißt also Kontinuität. »Traditioneller und moderner Bootsbau verbinden sich bei uns auf besondere Weise. Wir sind und bleiben bodenständig und authentisch, und genau das weiß die mittlerweile aus ganz Deutschland kommende Variant-Kundschaft zu schätzen«, erklärt der ambitionierte junge Mann, der aktuell zwölf Mitarbeiter beschäftigt und uns berichtet, dass er seine kultigen Schiffchen sogar schon nach Schweden, in die Schweiz, nach Österreich und in die Niederlande auslieferte. Neben der Neuboot-Fertigung gehört das Thema »Refit« zum Firmenrepertoire, wobei – was die verwendeten Materialien Holz und glasfaserverstärkten Kunststoff betrifft – stets ausgebildete Spezialisten zur Stelle sind. Natürlich führt man sämtliche Reparatur- und Serviceleistungen auch an Fremdfabrikaten aus. In Ehren ergraute, mitunter historisch wertvolle Holzboote werden nach den Wünschen des Auftraggebers professionell überholt oder fachgerecht restauriert. Unlängst ersetzten die Schubertschen Bootsbauer den im Laufe der Zeit weich gewordenen und daher maroden Heckspiegel eines 33 Jahre alten, ansonsten aber penibel gepflegten und entsprechend gut dastehenden britischen GFK-Sportbootes. Nach der aufwendigen Frischzellenkur strahlt die betagte Fletcher 147 GTO nun mit der Frühlingssonne um die Wette. Ein Strahlen zaubern so manchem Bootsliebhaber auch die Variant-Modelle 505, 606 und 707 ins Gesicht. Das sympathische Wanderboot-Trio verkörpert nicht nur sichtbare Solidität und ehrliches Handwerk mit dem Gütesiegel »Made in Germany«, es sind wahre Hobby-Objekte mit Seele, Charme und Charakter. Eine Variant gilt zwar zurecht als Nischenprodukt, doch unter bekennenden Fans erfreuen sich vor allem die beiden Entwürfe mit Kabine eines regen Zuspruchs. Von der 6,06 m langen Variant 606 liefen in den vergangenen 25 Jahren 168 Einheiten vom Stapel, während die wie ihr kleineres Pendant als offene Classic- oder Hardtop-Ausführung verfügbare 707 genau 40 Mal über die Ladentheke ging. Interessant ist, dass die regulär 7,12 x 2,50 m messende 707er mit Volvo-Innenborder und Duoprop-Antrieb, als Außenborder-Version oder mit einem flach bauenden Lombardini-Mittelmotor geordert werden kann. Der ökonomische Italo-Diesel mobilisiert 29,4 kW (40 PS), mit denen die große Variant ein »artgerechtes « Spazierfahrttempo um die acht Knoten (15 km/h) erreicht. Die Bestückung mit dem kompakten vierzylindrigen Selbstzünder ist daher unseres Erachtens zumindest eine Überlegung wert.
Diese Einschätzung gilt auch für die brandneue 707 Edition 2.0, wobei Martin Krebs mit der zum Testen vorbereiteten und bis auf die eingesparte Hydrauliklenkung hervorragend ausgestatteten Baunummer 1 ans leistungsbezogene Limit ging. Am Heckspiegel hängt nämlich Suzukis DF150 APL, ein 2,9-Liter-Viertakter mit bissigen 150 Pferdestärken. Vor dem Ablegen einige Fakten zu diesem Boot. Der unbelastet knapp zwei Tonnen schwere Halbgleiter wurde gemäß Datenblatt für eine bis zu sechsköpfige Besatzung konzipiert. Seinen handlaminierten, recht hochbordigen und moderat aufgekimmten Klinkerrumpf bezieht die Werft von einem regionalen Spezialbetrieb. In Plate folgen dann alle anderen Arbeitsschritte bis zur Übergabe. Das akkurat eingepasste Mahagoni-Mobiliar ist achtfach hochglanzlackiert, der Bodenbereich besteht aus feinem Echtteak. Ein auf stabilen Doppelrohrstützen ruhendes Kunststoffdach überspannt das gesamte Cockpit. Als Novitäten zu werten sind die aus unserer Sicht nicht unbedingt vorteilhafte geschlossene Bugreling, die extragroßen Heckstege, eine sehr dekorative, in den Holzboden eingefügte zweifarbige Kompassrose und das mit einer Klappleiter kombinierte Fluchtluk. Womit wir uns nun in der behaglich gestalteten Bugkabine mit bis zu 187 cm Stehhöhe aufhalten. Die bequem gepolsterten Sitzbänke können als Einzelkojen genutzt oder mittels Einlegeelementen zur 188 x 215 cm messenden Doppelschlafstatt umfunktioniert werden. (den kompletten Test finden Sie in der Ausgabe 06/22)
Technische Details
Länge über Alles: 7,70 m
Breite: 2,50 m
Durchfahrtshöhe: 2,35 m
Tiefgang (Antr. angehoben): 0,36 m
Gewicht (o. Motor): 1.950 kg
CE-Kategorie: C
Max. Personenzahl: 6
Kojenzahl: 2 (mit Unterflurkabine +2)
Brennstofftank: 140 l
Wassertank: 105 l
Septiktank: 130 l
Baumaterial: Rumpf und Cockpitdach GFK, Aufbauten Mahagoni
Motorisierung: Außenborder, max. Leistung 110,3 kW (150 PS),
Volvo-D3-140 Innenborder mit Duoprop-Antrieb, Leist. 103 kW (140
PS) oder Lombardini-Einbaudiesel mit Welle, Leist. 29,4 kW (40 PS)
Grundpreis (o. Motor): 81.990 Euro, Preis des Testbootes inklusive
umfangreicher Sonderausstattung und fahrfertig montiertem Suzuki-
DF150-Außenborder 165.542 €
Informationen und Werft
Bootsbau Schubert GmbH (Werft und Lieferant des Testbootes),
Büdnerecke 2, 19086 Plate, Tel. 03861-2155,
www.bootsbau-Schubert.de
Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 06/2022!
Text & Fotos: Peter Marienfeld
Alle weiteren Bootstests finden Sie HIER!