Das ökologische Bewusstsein der Menschen im Elsass ist hoch. Zu den aktuellen Umweltprojekten zählen zehn Stromtanksäulen entlang der Wasserstraßen von Harskirchen nach Straßburg. Für das emissionsfreie Fahrvergnügen stand uns eine akkubetriebene Nicols Estivale Sixto Green zur Verfügung. Steigen Sie ein und stromen Sie mit uns die »grünen Abschnitte« des Saarkanals sowie des Rhein-Marne-Kanals entlang in die UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt der EU-Metropole.
Dumm gelaufen! Wir haben ohne Probleme Petite-Rosselle erreicht, dort das Bergwerkmuseum Musée Les Mineurs in Augenschein genommen und uns unter Tage über den einstigen Kohleabbau in Lothringen informiert. Wieder im Auto, habe ich Harskirchen ins Navi eingegeben. Nach 20 Kilometern quittiert das Ding den Dienst. Nicht dass es kaputt ist, nein, ich habe einfach vergessen, die neueste Kartensoftware aufzuspielen. Und so irrlichtern wir jetzt ohne elektronischen Pfadfinder durch die dunklen Eichenwälder von Fénétrange. »Port du Nicols?« Der Radfahrer am Straßenrand schüttelt den Kopf. »Non! Je ne sais pas!« Okay, denke ich mir, wenn er die Charterbasis nicht kennt, vielleicht weiß er ja, wie wir zum Canal de Sarre (Saarkanal) kommen. Und tatsächlich, kaum fällt der Name des kleinen, historischen Wassersträßchens, strahlt er und beschreibt uns den Weg. Eine halbe Stunde später sind wir am Ziel. »Das ist unser Boot«, deutet Katrin auf eine Nicols Estivale Sixto Green.
Während der Rest der Nicols-Flotte wie Perlen aneinander gereiht am Pier vertäut liegt, klemmt unsere Estivale … ja, lieber Leser, jetzt werden Sie staunen … an einer 22-KW-Stromtanksäule. Im Klartext: Der Vater unseres rund 140 km langen Törns von Harskirchen über Sarrebourg und Saverne nach Straßburg ist ein flüsterleiser, CO²-freier Elektromotor. »Bonjour«, begrüßt uns Basisleiter Sébastien. »Euer Boot ist startklar, die Akkus sind voll, der Kühlschrank auch und das Wetter bleibt die nächsten Tage eitel Sonnenschein.« Nach einem Crashkurs in Sachen E-Antrieb drückt er uns eine Art Kreditkarte in die Hand. »Damit könnt ihr unterwegs Strom tanken und bezahlen.« »Wie oft«, erkundige ich mich«, muss die Estivale an die Steckdose« »Keine Sorge«, lacht er, »die Akkus haben eine Gesamtkapazität von 60 KW. Damit seid ihr bei einer Maximalgeschwindigkeit von 8 km/h auf den Kanälen gut 7 Stunden unterwegs.«
Akku Go! Die ersten Kilometer auf dem rund 150 Jahren alten Kanal sind Beschaulichkeit pur. Dichter Wald wechselt mit grünen Wiesen, sanfte Hügel als Vorboten der Vogesen geben sich ihr Stelldichein. Die kleinen Schleusen mit ihren hübsch herausgeputzten Wärterhäuschen werden – nicht wie zu Zeiten der Kohlefrachter, von Hand, sondern – per Funk bedient. Dazu hatte uns Sébastien eine Fernbedienung mit auf den Weg gegeben. Auf Tastendruck öffnet sich die Schleuse, wir laufen ein und starten den Schleusengang mit einem Ruck an einer blauen Stange am Beckenrand. Bei der dritten Schleuse, der Écluse 14 kurz vor Mittersheim, gibt es ein Problem. Die Fernbedienung wird ihrem Namen nicht mehr gerecht, wir müssen bis auf Tuchfühlung an den Empfänger, erst dann funktioniert sie. »Vermutlich«, argwöhnt Katrin, »sind die Batterien leer.« Ohne Werkzeug lässt sich das Gerät jedoch nicht öffnen, also bleibt nichts als Gottvertrauen oder … ein Anruf in der Basis…
Wir haben für Sie den kompletten Artikel in SKIPPER Bootshandel 03/2020!
Zu finden sind ausführliche Reiseinformationen, Wissenswertes zu Charterbetrieben, Land und Leuten sowie die Törn-Rute mit Karte!
Text & Fotos: Dr. Gerald Penzl