Amazonas: Das grüne Wunder

Der Amazonas-Dschungel ist die Lunge unserer Erde. Fünf Jahre hat ihn der Naturforscher Alexander von Humboldt bereist. Und seine Erkenntnisse in 30 (!) Büchern zusammengefasst. Wir waren »nur« eine Woche auf dem Rio Negro, dem größten Nebenfluss des Amazonas, unterwegs. Und könnten mit unseren Erlebnissen mehr als dieses Heft füllen.

Der Mann hat Abenteuer im Blut! Erst arbeitet er in Florenz bei einer Bank. Dann verdingt er sich in Sevilla als Schiffsausrüster. Und schließlich heuert er auf einem Segelschiff an. Der Mann heißt – oder besser gesagt: hieß Amerigo Vespucci und schipperte vor exakt 520 Jahren in einer kleinen Karavelle von Spanien aus die Ostküste Südamerikas entlang. Das ist zweifelsohne eine nautische Meisterleistung. Doch die allein hätte ihm aber kaum einen Logenplatz im Who-is-Who der Maritimgeschichte beschert. Erst die präzise Kartographie seiner spektakulären Entdeckungen stellten ihn auf die Stufe eines Marco Polo, Christoph Columbus und Vasco da Gama. Auch bewies er, dass Columbus sieben Jahre vor ihm nicht den Hinterhof von Indien, sondern einen real-existenten, bis dato völlig unbekannten Kontinent entdeckt hatte. Der ihm zu Ehren übrigens heute Amerika heißt.

Ich sitze in einem Straßencafé in der Altstadt von Salvador hoch über der Baía de Todos os Santos, der Allerheiligenbucht, und warte auf mein Taxi zum Flieger nach Manaus. Rechts und links erheben sich die bonbonfarbenen Patrizierhäuser und goldüberbordeten Barockkirchen des alten Portugal. Knapp ein halbes Jahrhundert, nachdem Vespucci die 1.233 qkm große Bucht am 1. November 1501 entdeckt und sie nach dem Kalenderdatum des christlichen Hochfests – Allerheiligen – benannt hatte, errichtet der Portugiese Tomé de Sauza einen kleinen Militärstützpunkt. Aus seiner Liliputfestung mit einer Handvoll Kanonen wird die Hauptstadt der portugiesischen Kolonie Brasil und damit eine Gelddruckmaschine, die Lissabon märchenhafte Zuckerrohr-, Gold- und Diamantengewinne beschert. Die Arbeitskräfte kommen aus Afrika. Da die indianischen Ureinwohner der Schinderei nicht gewachsen sind, stecken die Portugiesen schwarzafrikanischer Sklaven in die Minen und lassen sie für Gott, König und die eigene Schatulle bis zum Umfallen schuften.

Geblieben von diesem dunklen Fleck in der Geschichte Portugals ist eine architektonische Blaupause des alten Lissabons gepaart mit afroamerikanischen Riten und Rhythmen. Diesen Schmelztiegel der Kulturen erhebt die UNESCO 1985 zum Weltkulturerbe. Damit zählt Salvador da Bahía heute zu den absoluten Must-Sees jeder Brasilien-Reise. 

Szenenwechsel: Nach 5 Flugstunden mit Zwischenstopp in der Hauptstadt Brasilia rückt das braungraue Band des Rio Amazonas ins Bild. Der Pilot folgt dem Fluss. Die Strahlen der frühen Morgensonne legen ein surreales Farbgeflecht aus unzähligen orange- bis purpurroten Lichtreflexen auf die Kronendächer des Regenwalds. Ich mache noch schnell ein paar Fotos, dann fährt der Pilot das Fahrwerk aus und landet in Manaus. Am Ausgang des Airports erwartet mich ein junger Brasilianer. Wir begrüßen uns, er nimmt mir das Gepäck ab und wenig später kurven wir in seinem Van durch die 2-Mio-Metropole Richtung Rio Negro…

 

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Text & Fotos: Gerald Penzl