Die Eylauer Seenplatte zählt zu den Highlights der polnischen Binnenreviere. Wer sie von der Ostseeküste aus ansteuern will, wird auf sogenannte Rollwagen verladen und künstlich aufgeschüttete Rampen heraufgezogen.
Ein frischer Wind streicht über den Mały Jeziorak See, verweht die Gischt der ufernahen Wasserfontäne und legt sich als feiner Nebel auf die sonnengebräunte Haut der Tretbootausflügler. Wir sind rund 100 Kilometer südöstlich von Danzig im Städtchen Iława, sitzen auf der Seeterrasse des Hotels Stary Tartak und lassen uns das Frühstück schmecken. Ein Bowrider legt am Hotelsteg an. »Dzien dobry, guten Morgen «, begrüßt uns der Skipper und fragt, ob wir die beiden Deutschen seien, die eine Omega Buster 800 gechartert hätten. Und damit eine Woche über die Eylauer Seenplatte schippern wollen? Wir nicken.
»Ich bin Filip«, stellt sich der junge Pole vor, »frühstückt erstmal in Ruhe. Dann packen wir euer Gepäck ins Boot und fahren zur Basis.« Ich hatte unser navigables Ferienapartment im Internet gebucht. Und keine große Charterfirma erwartet. Doch anders als gedacht, ist der vermeintliche Däumling am südlichen Ende des Jeziorak Sees ein ausgewachsenes Wassersportunternehmen. Filip registriert mein Erstaunen. »Wir sind«, erklärt er nicht ohne Stolz, »ein großer Yachthafen mit Seglerhotel, Kneipe und Ausrüstungsshop. Natürlich vermieten wir auch Boote. Aber«, betont er, »wir bauen sie zum Teil auch selbst. Eure Omega Buster 800 ist eine Eigenkonstruktion auf Basis der in Polen sehr beliebten Omega-Segeljolle.«
Nachdem wir das Gepäck in dem GFK-Verdränger verstaut haben, rollt Filip die Revierkarte aus. »Der Jeziorak See«, sagt er, »ist zwar nur 33,2 qkm groß. Aber 27,5 Kilometer lang. Und damit der längste Binnensee Polens. Ihr quert ihn am besten der Länge nach Richtung Norden. Aber passt auf den Kłobuk auf!« Wer das ist, frage ich. Filip lacht. »Ein übler Kobold«, anwortet er, »der sich nachts heimlich an Bord schleicht und die Kombüse leer futtert. Und wenn‘s ihm nicht geschmeckt hat, fackelt er vor Wut das Boot ab. Also Vorsicht!«
Ist der Jeziorak ein See? Oder doch »nur« ein Fluss? Die Frage ist rein rhetorisch: Wie die meisten seiner Artgenossen in dieser einst zu Ostpreußen gehörenden Region ist auch der Jeziorak ein Wiegenkind der letzten Eiszeit. Als vor gut 10.000 Jahren die Temperaturen in Nordeuropa stiegen, schmolzen die Eispanzer hier wie Butter in der Sonne. Auf ihrem Weg Richtung Ostsee frästen die Schmelzwasser tiefe Rinnen in die Landschaft und legten so den Grundstein für ein Wassersportparadies, das – man höre und staune – heute rund 60 bilderbuchblaue Perlen zählt…
Den kompletten Artikel lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 09/2019!
Darin haben wir außerdem für Sie ausführliche Reiseinfos, die Törn-Route und alle wichtigen Adressen.
Text & Fotos: Gerald Penzl