Andreas Lewerken – Ein Macher an der Havel

Als der Tischler Andreas Lewerken vor fast vier Jahrzehnten in Havelberg eine kleine Werkstatt für Holzgestaltung einrichtete, hatte er eine Vision. Der junge Mann wollte einmal eine Firma mit 50 Mitarbeitern haben. Heute stattet seine »Kiebitzberg«-Gruppe Luxusyachten und Kreuzfahrtschiffe mit hochwertigen Inneneinrichtungen aus – und baut moderne Alu-Schiffe auf eigener Werft …

Über Havelberg ziehen Schäfchenwolken hinweg. Der Himmel ist blau. Hoch über der Stadt thront der Dom St. Marien zu Havelberg. Die 7.000 Einwohner zählende Stadt an der Mündung der Unteren Havel in die Elbe bietet eine Fülle von Postkartenmotiven. Die charmante Altstadt-Insel mit Hafen und der jährlich stattfindende Pferdemarkt ziehen Tausende Besucher an. Wohl nur Einheimische und Insider wissen, dass es im idyllischen Elb-Havel-Winkel mit der »Kiebitzberg«-Gruppe« eine Firma gibt, deren Produkte auf Luxuslinern wie der »Queen Mary II«, der AIDA-Flotte und auf über 80 Viking-Flusskreuzfahrtschiffen durch die ganze Welt gefahren werden. Hinter diesem Erfolg steht ein Visionär, der einst in Thüringen zur Schule ging. Von seinem Büro über der Havel hat Andreas Lewerken (56) einen traumhaften Blick auf die pittoreske Silhouette von Havelberg und den Dom. Wir haben uns in der Kiebitzberg-Schiffswerft verabredet.

Aufgewachsen unter der Obhut der Mutter in Suhl, beginnt sich der Junge schon früh für ein unangepasstes Leben abseits des verordneten sozialistischen Einheitstrotts zu interessieren. »Ich war
der Jüngste von vier Geschwistern und praktisch ein Nachzügler. Der Älteste von uns war mein Bruder Heinz-Werner. Er war 16 Jahre älter als ich, wurde später Direktor der Dresdner Rüstkammer. Leider verstarb er im März 2018, wurde 72 Jahre alt«, erzählt Andreas Lewerken nachdenklich. Wohl auch unter dem Einfluss der älteren Geschwister genießt Andreas eine musische Erziehung, lernt Waldhorn und Gitarre zu spielen und entwickelt erste kreativ-künstlerische Ideen. Noch als Schüler bekommt er eine Kleingewerbeerlaubnis zur Herstellung von Schmuckartikeln. Der Junge erkannte schnell, wie man sein Taschengeld dank sozialistischer Planwirtschaft aufbessern konnte, denn diese verwaltete vornehmlich den Mangel. Mit kleinen Dingen, die es kaum zu kaufen gab, konnte man jedoch ordentlich Kasse machen. Und weil ihm der Berufswunsch Holzbildhauer verwehrt blieb, wurde er Tischler. »Natürlich lernte ich in einem Privatbetrieb «, fügt er verschmitzt hinzu.

Renate & Andreas Lewerken auf der Treppe vor ihrem ArtHotel in Havelberg

 

Mit dem Erwachsenwerden findet Andreas Zugang zu einer Szene, deren Motto »Schwerter zu Pflugscharen« später die halbe Republik umkrempeln sollte. In den von den DDR-Oberen und der Stasi mit Sorge beobachteten Kreisen einer Anti-Staatsjugend fühlt sich der junge Thüringer wohl. Er reist und trampt durchs Land, besucht die beliebten Kirchen-Blueskonzerte von Bands wie Engerling oder Stefan Diestelmann. Es ist eine Szene, die man auch mit »Hippies in der DDR« beschreiben könnte. So lernt er 1980 bei einer Feier im sachsen-anhaltinischen Havelberg die junge Krankenschwester Renate Staemmler kennen, deren Vater zu dieser Zeit Dompfarrer in Havelberg ist. Die Liebe trifft den Suhler mitten ins Herz. Statt einem Leben im Plattenbau in Suhl bevorzugt das junge Paar die herrlichen Havelniederungen. Andreas zieht also in die Domstadt, wo er Renate 1981 heiratet. Zeitgleich beginnt der junge Tischler damit, in einem Nebengebäude des Pfarrhauses eine Werkstatt für Drechslerei und Holzgestaltung einzurichten. »Schon damals, als 18-Jähriger, als ich Renate kennenlernte und noch nicht selbständig war, träumte ich davon, einmal eine Firma mit 50 Mitarbeitern zu haben. Sie teilte meine Visionen, denn sonst hätten wir das kaum stemmen können«, erklärt Andreas offen…

Den kompletten Artikel lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 07/2019!
Text: Rex Schober