Man muss kein Albert Einstein oder Stephen Hawking sein, um sich komplexe mathematische und physikalische Gesetze für das richtige Setup in den ADAC Motorboot-Rennserien zunutze zu machen.
Skipper stellt das Data Recording-System MyChron vor, dessen unkomplizierte Handhabung es auch Hobbysportlern ermöglicht, Motorbootsport und High-Tech kinderleicht zu verbinden.
Data Recording ist eigentlich ganz einfach«, sagt Ulli Mesch, der mit seiner Firma memotec die weltweit marktführenden Systeme von AIM vertreibt. »Wir nehmen Sensoren, machen damit aus physikalischen Größen elektrische Signale, die wir mit einem Datalogger speichern. Mit Hilfe der Mathematik werden die gemessenen Werte dann auf dem PC berechnet.« Ganz so einfach ist es allerdings dann doch nicht. Denn welcher Sportler hinter dem Lenkrad würde zur Berechnung von Rundenzeiten oder der richtigen Propellerstellung und Trimmung schnell den berühmten Satz des Pythagoras aus dem Hut ziehen können?
ADAC Motorboot Masters-Pilot Uwe Brettschneider arbeitet bereits seit 2008 mit Data Recording-Systemen. Bei der Auswertung der Daten am Laptop nutzt er anhand von Grafiken und Zahlenkolonnen Werte zu Drehzahl, Ölund Wassertemperatur sowie der Geschwindigkeit, um sich noch besser auf die Rennen vorzubereiten. Aber nicht alle Recording-Möglichkeiten werden genutzt, denn bis zu maximal 500 Signale können – wie in der Formel 1 – theoretisch ausgelesen werden. »Mir gibt es ein Gefühl der Sicherheit, und es lassen sich schnell Rückschlüsse für das richtige Setup ziehen«, erklärt Uwe Brettschneider. »Andererseits interessieren mich zum Beispiel die g-Kräfte weniger. Mir ist es egal, ob ich mit 4 g gefahren bin. Damit könnte ich höchstens prahlen.«
Das ursprünglich für den Kartsport entwickelte Data Recording-System ist einfach in der Bedienung und äußerst zuverlässig. Das bestätigt Ulli Mesch: »Die Belastung für die Geräte ist nirgends größer als im Kartsport – Vibrationen, Dreck, Sonneneinstrahlung, Wasser. Was bei Kartrennen hält, kann überall eingesetzt werden.« Also auch im Motorbootsport, wo das Anzeigegerät am Lenkrad untergebracht wird. Und dort vollführen sie mathematische Magie: »Im Gerät ist ein GPS verbaut, das in den Himmel schaut und mit Satelliten kommuniziert«, erklärt Mesch. Und das mit bis zu 24 Satelliten gleichzeitig. »Diese Satelliten geben viermal in der Sekunde aus, wer er ist, wo er ist und wie spät es ist. Anhand der Laufzeit, die das Signal vom Absenden bis zum Empfang benötigt, werden dann in Echtzeit aus 288 Informationen pro Sekunde Geschwindigkeit, Drehzahl, Quer- und Längsbeschleunigung berechnet«, so Mesch weiter. Die Positionsveränderung bis zum nächsten Signal wird pro Sekunde zehnmal bestimmt: »Das ist sehr viel Mathematik, die in sehr kurzer Zeit abgearbeitet, als Information im Speicher abgelegt und für den Piloten im Display angezeigt wird.«
Die wichtigsten Formeln und Werte sind in der Software hinterlegt und können auf dem Display angezeigt oder nach dem Rennen auf dem PC oder Laptop ganz in Ruhe ausgewertet werden. Das Data Recording-System gibt es seit 25 Jahren bereits in der fünften Generation, statt eines Memory Sticks werden die Daten inzwischen per WLan ausgelesen. Auch eine App für mobile Endgeräte ist in der Planung. Und am Himmel steht der nächste Umbruch an, wie Ulli Mesch erklärt: »Wenn das europäische Satellitennavigations-System Gallileo startet, können wir auf 36 Satelliten gleichzeitig zugreifen. Unsere Geräte sind dafür vorbereitet und erreichen dann eine Präzision im Millimeterbereich.«
Aber weder ADAC Motorboot Masters-Piloten noch Hobbysportler werden mit all der Mathematik, Physik und Technik alleingelassen – sollten Probleme auftreten, ist es Dank der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten ganz einfach, per Teamviewer auf die Datalogging-Geräte zuzugreifen, die ab etwa 400 Euro auch für den Hobbybereich erschwinglich sind. Auch in der Nachwuchsserie ADAC Motorboot Cup sind die Data Recording-Geräte beliebt: Die amtierende Meisterin Denise Weschenfelder oder auch Max Winkler setzen auf High-Tech und den Satz des Pythagoras.
Text- und Bildquelle: ADAC (Nicola Schnitzler)