Reportage Seewolf

Einst segelte er um die Welt – heute ist der Tegernsee sein Revier.

Kapitän Andreas Feichtner erwartet einen wie der Nordatlantik: nicht stürmisch, nein, sondern ruhig, gleichgültig, kalt. Ein Interview? Na, raunt Feichtner. Eine oberbayerische Ohrfeige. »Des gibt bloß Probleme.« Will er nicht, darf er nicht. Nicht über seine Arbeit. Alles klar. Sein Leben? »Scho eher.« Freiheit? »Na gut.« Ein Lächeln kräuselt Feichtners Gesicht. Der Kapitän der »Tegernsee« kurbelt am Steuerrad, greift nach dem Mikrofon und sagt: »Große Seerundfahrt. Nächster Halt: Gmund.« Volle Kraft voraus.

Feichtner, 53 Jahre alt, in Wind und Wetter ergrauter Seewolf, brummt: »Wo soll ich anfangen?« Ruhig raspelt er mit der Rechten über den weißen Drahtwollebart, der ihm im Gesicht klebt wie getrocknetes Meersalz. »Ich war viel unterwegs.« Vier Jahre lang mit der legendären Gorch Fock über den Nordatlantik, über 62 000 Seemeilen, zwei Mal Bermudadreieck. »Und immer seekrank«, sagt Feichtner und grinst. »Schnitzel essen, speiben, Schnitzel weiteressen.« Landgang in 32 Auslandshäfen. »Und in jedem kenne ich eine Bar.« Kein schlechter Beginn für eine Geschichte. »Und jetzt?«, murmelt Feichtner. »Jetzt fahr ich Rentner und Touristen über den See.«

Der Tegernsee. Sehnsuchtsort der Münchner Schickeria, überfülltes Ausflugsziel, atemberaubende Natur.  »Hier bin ich geboren«, sagt Feichtner. Hier ist er aufgewachsen, hier hat ihm sein Vater das Segeln beigebracht. »Optimist«, sagt Feichtner. Der Name der Bootsklasse. »Als achtjähriger Bub auf dem Tegernsee segeln. Hinkommen, wo sonst keiner hinkommt!« Feichtner nimmt einen tiefen Schluck von seinem »Beruhigungstee«, Earl Grey mit Orange. »Für an Achtjährigen is’ des des große Meer.«

Text: Tobias Scharnagl

Den ganzen Artikel lesen Sie im SKIPPER 10/2016.

 

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