Auf internationaler Mission
Der heimische Rennsport befindet sich im Aufwind. Wie ein deutscher Jetski-Fahrer zum Publikumsliebling in Thailand wurde und warum in Abu Dhabi, China oder Katar stets Schwarz-Rot-Gold vom Podium wehte.
Mike Szymura und Frank Wittling – zwei Namen, die Deutschland im Rennsport zuletzt alle Ehre machten. Die beiden Motorsport-Asse sorgten im vergangenen Jahr nicht nur in heimischen Gewässern für beeindruckende Seriensiege, im Dezember krönten beide ihre erfolgreichen Saisons mit Spitzenleistungen bei internationalen Events. Mike Szymura verteidigte beim Finale der Eurofin F4-S Trophy in Abu Dhabi seinen Titel, Frank Wittling scheiterte zwar ausgerechnet aufgrund technischer Probleme bei seinem Unterfangen, die Jetski-Weltmeisterschaft in Pattaya zu gewinnen, stieg allerdings zum Publikumsliebling auf.
»Für die thailändischen Fans vor Ort war ich der Champion der Herzen – das hat man im Fahrerlager, auf der Tribüne und bei den TV-Übertragungen gemerkt«, erklärte der 45-jährige Jetski-Fahrer nach seiner Heimkehr. Dass es nicht zu mehr als dieser emotionalen Auszeichnung gereicht hatte, verdankte der einzige deutsche Starter bei der WM dem Technikteufel, der sich hartnäckig in seinem Jetski eingenistet hatte. »Nachdem ich die ganze Woche herumgeschraubt hatte, musste ich mich leider nach drei technischen Ausfällen der Konkurrenz geschlagen geben«, zeigte sich Wittling enttäuscht. »So ist das eben im Rennsport. Am Ende zählt nur das Ergebnis und da bin ich hinter meinen Erwartungen zurück geblieben, denn ich hatte ein Top-5-Ergebnis angepeilt.« Ein solches Resultat wäre ohne Defekte auch möglich gewesen. Im ersten Lauf lag Wittling auf Rang zwei, im zweiten und dritten Heat führte er das Feld sogar an, als ihm jeweils die Technik einen Strich durch die Rechnung machte. Eine gebrochene Schlauchschelle, Elektronikprobleme samt Motoraussetzern und ein gerissener Antriebswellenschlauch entpuppten sich als Spielverderber im Dreierpack. Für die Defekte rehabilitieren konnte sich Wittling erst im letzten Lauf, den er souverän gewann. Obwohl mit Rang acht in der Endabrechnung seiner Klasse das erwartete Spitzenresultat ausblieb, nahm Wittling auch Positives aus Thailand mit: »Ich konnte das hohe Tempo dieser Klasse locker mitfahren, Konkurrenten überholen und das Feld sogar mit einer halben Runde Vorsprung anführen.« Für Wittling ist daher klar: »Das bestärkt mich in meinem Vorhaben, es nächstes Jahr noch einmal zu versuchen.«
Der internationale Durchbruch, der Wittling im Dezember verwehrt geblieben war, gelang Szymura bereits 2013. In der F4S-Trophy, die im Rahmen der F1-Weltmeisterschaft startet, hatte sich der 21-jährige Berliner damals zum Champion gekrönt. 2014 konnte er diese Krone erfolgreich verteidigen. Vier Saisonsiege in neun Rennen und nur eine Zielankunft außerhalb des Siegerpodestes waren mehr als genug für den neuerlichen Titelgewinn, den Szymura kurz vor Weihnachten in Abu Dhabi fixieren konnte. Nach dem erstmaligen Gesamtsieg im ADAC Motorboot Masters und der Auszeichnung zum Motorsportler des Jahres durch den ADAC Berlin-Brandenburg war der Titel in der internationalen F4S-Trophy die dritte Trophäe, die Szymura im abgelaufenen Jahr stemmen durfte. Ein klassischer Hattrick für den bekennenden Hertha-BSC-Fan. »Diese Saison war einfach klasse für mich und mein Team. Wir haben in diesem Jahr sehr hart kämpfen müssen und wurden für diesen harten Kampf am Ende ausgezeichnet. Ich möchte mich bei meinem Team bedanken, ohne das meine Erfolge nicht möglich gewesen wären«, erklärte Szymura, der seiner Mannschaft 2014 viel zu verdanken hatte. So war etwa nach dem Heimrennen in Berlin der Rennkatamaran bei einem Unfall schwer beschädigt worden, doch schon zwei Wochen später war das Boot wieder so gut in Schuss, dass Szymura damit vier von vier Masters-Rennen in Rendsburg gewinnen konnte.
In diesem Jahr wollen Szymura und Wittling aber nicht nur in internationalen Gewässern für Furore sorgen, in heimischen Gefilden geht es für beide Piloten um die Titelverteidigung im ADAC Motorboot Masters bzw. ADAC Jetboot Cup. Der Startschuss zu diesem Unterfangen erfolgt Mitte Juni in Brodenbach.
Text: Michael Höller