Knigge an der Slippe
Wir haben alle einmal angefangen und den ein oder anderen Schnitzer hingelegt. Besonders beim Slippen trailerbarer Boote kann durch überlegtes Handeln Unmut bei Sportsfreunden vermieden werden.
Trailerkapitäne sind sich einig: Diese Art des Bootsports hat nur Vorteile. Man ist mobil in der Revierwahl, flexibel beim Liegeplatz und spart sich auch noch das Antifouling. Ein weiterer Pluspunkt ist das Parken von Boot und PKW auf dem eigenen Grundstück, wo man auch zwischendurch etwas basteln kann. Erkauft werden diese klaren Vorteile durch Einschränkungen bei der Bootsgröße und dem Gewicht. Bis zu einer Gesamtbreite von 2,55 Metern ist der Transport auf dem Bootsanhänger ohne besondere Genehmigungen möglich. Bis drei Meter Breite ist eine behördliche Genehmigung notwendig, die aber relativ leicht zu erhalten ist. Alles was breiter als drei Meter ausfällt, überlässt man beim Transport besser einem der darauf spezialisierten Spediteure. Grenzen beim Trailern zeigen auch die Gewichte von Boot und Hänger sowie die Kapazität des Zugfahrzeuges auf. Hand aufs Herz: Nach dem Gewicht gefragt, runden die meisten von uns gerne mal ab. Nicht anders verhält es sich bei den Gewichtsangaben der Werften. Wer mit Überlast am Haken unterwegs ist, riskiert nicht nur eine kostenpflichtige Verwarnung durch die Polizei, es kann auch an einer steilen Slipprampe schon mal die Kupplung abrauchen. Wer auf Nummer sicher gehen will, fährt sein Gespann mit üblicher Ausrüstung an Bord auf eine öffentliche Waage. Die findet sich in fast jedem Wertstoffhof, also auch in Ihrer Nähe. Rechnet man in den Wiegebrief dann noch ein Sicherheitspolster ein, ist man kontrollmäßig stets auf der sicheren Seite.
Wer nicht mehr in den Genuss des »Grauen Lappens«, sprich eines Führerscheins älteren Datums kam, muss seine Fähigkeiten zum Führen eines Gespannes nachweisen. Dazu hat der Gesetzgeber drei Klassen eingerichtet: B, BE und B 96. B erlaubt das Bewegen eines Zuges mit dem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen, B 96 erhöht dieses auf 4,25 Tonnen und mit der Klasse BE dürfen insgesamt sieben Tonnen in Bewegung gebracht werden. Mit dem Besitz der jeweiligen Fahrerlaubnis verfügt der Trailerkapitän allerdings noch nicht über die gewünschte Fahrpraxis. Gerade an Slippstellen geht es schon einmal recht eng zu. Wer zum ersten Mal ein Boot am Slipp zu Wasser lässt, sollte sich nicht unbedingt ein heißes Sommerwochenende aussuchen. Unter der Woche ist dort bedeutend weniger Trubel und etwaige Patzer werden nicht von Sportsfreunden abfällig kommentiert. Um dem »Hafenkino « also kein Futter zu liefern, bitte abseits üben.
Schon beim Üben sollte man sich den operativen Ablauf einprägen. Um die Wartezeiten der anderen Wassersportler zu verringern, entfernt man die der Ladungssicherung dienenden Spanngurte bereits vor der eigentlichen Rampe. Das Gleiche gilt für die Lichtleiste und den beim Transport vorgeschriebenen Propellerschutz. Nur eines sollten Sie nicht machen: auch die Verbindung zwischen Trailerwinsch und Bugöse des Bootes lösen! Das Internetportal YouTube ist voll von lustigen Videos auf die Slippbahn klatschender Boote. Amüsieren können sich daran aber eigentlich nur Unbeteiligte.
Beim Slippen ist Teamwork gefragt. Alleine wird das meist nicht funktionieren, da das Boot, wenn es aufschwimmt, rückwärts vom Trailer manövriert werden muss. Ist ein Steg in der Nähe, kann man dort kurzfristig belegen und das Gespann von der Rampe fahren. Ist aber, wie in den meisten Fällen, kein Steg vorhanden, hat man ein Problem. Besser funktioniert die Prozedur mit zwei Personen. Eine für das Gespann, eine fürs Boot. Noch ein Tipp: Bevor man nach dem Wassern den Karabinerhaken der Trailerwinsch aus der Bugöse löst, den Motor starten und auf Funktion checken. Läuft alles rund, wird die Verbindung gelöst und das Boot vom Trailer gefahren. Gleichzeitig setzt sich das Zugfahrzeug in Bewegung und wird auf dem Parkplatz abgestellt. Jetzt bitte nicht die Lichtleiste, Spanngurte und Propellersicherung neben der Rampe liegen lassen, die gehören zum Zug. Ist alles erledigt, treffen sich Skipper und Trailerchauffeur am verabredeten Ort und genießen einen entspannten Tag auf dem Wasser. Der wird wirklich entspannt vonstattengehen, haben alle Beteiligten an eine Kleinigkeit gedacht: den Lenzstopfen am Boot. Durch das kleine Ventil am Heck der Boote kann in die Bilge gelangtes Wasser leicht abgelassen werden. Allerdings nur an Land, denn bauartbedingt liegt es im Wasser unter der Wasserlinie. Das Teil wird besonders gerne am Anfang der Saison in fiebriger Vorfreude auf den ersten Tag auf dem Wasser vergessen. Und das ist dann »Hafenkino« in Reinkultur. Lassen Sie sich also Zeit, auch an der Slippe.
Den ganzen Artikel lesen Sie in SKIPPER 07/2014
Text & Fotos: Klaus Schneiders