Fisherman´s Friend
Angeln ist Breitensport, und immer mehr Sportfischer gehen mit einem geeigneten Boot auf die Pirsch. Im SKIPPER-Praxistest nahmen wir ein brandneues GFK-Modell unter die Lupe – die Orkney Longliner 2.
Orkney Boats Limited, beheimatet in der südenglischen Grafschaft West Sussex, gilt als einer der führenden europäischen Produzenten von küstentauglichen Angelbooten und kompakten Pilothouse-Cruisern. Das aktuelle Portfolio der in den frühen 1970er-Jahren gegründeten und heute von Ben Davies gemanagten Werft gliedert sich in fünf Baureihen und umfasst 14 Modelle in Längen von 3,96 m bis 7,93 m. Den Einstieg in die Orkney-Welt markiert eine knuffige Jolle namens Spinner 13, die Rolle des Flaggschiffes übernimmt die von TT Boat Design entwickelte Pilot House 27, die wahlweise mit Einzel- oder Zwillingsmotorisierung zu ordern ist. Prinzipiell werden sämtliche Orkney-Versionen im aufwendigen Handauflegeverfahren gefertigt, das blitzsaubere Gelcoat-Finish verdient eine Bestnote. Die während der Southampton Boat Show im vorigen September als Neuheit präsentierte, genau 4,88 x 1,83 m messende Orkney Longliner 2 tritt die Nachfolge der erfolgreichen Longliner 16 an. Dieser unverwüstliche Angelboot-Klassiker wurde über drei Jahrzehnte nahezu unverändert aus der Form gehoben, mehr als 3.000 Einheiten konnten an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht werden. Als deutscher Exklusivimporteur betätigt sich die in Silberstedt bei Schleswig ansässige Wassersport H. Bonnke GmbH. Inhaber Tom Köhn spendierte seinem Vorführboot für den SKIPPER-Test auf der Schlei einen ganzen Schwung an originalen Extras. Darunter ein maßgeschneidertes Hardtop mit 140 cm Deckenhöhe, das auch nachträglich montiert werden kann und die Einsatzmöglichkeiten der unbelastet 270 kg wiegenden Orkney eindeutigausweitet. Mehr Mühe geben sollte sich eine so erfahrene Werft wie Orkney Boats mit der Verriegelung des vorderen Scheibendurchstiegs, denn der vorgefundene Gummiband-Verschluß ist nicht das Gelbe vom Ei. Im mageren Standard-Lieferumfang des Bootes enthalten sind eine solide PVC-Scheuerleiste mit Niro-Endstücken, galvanisierte Aufnahmen für die Ruderdollen, die 139 cm breite Heckbank mit offenem Unterbau für den tragbaren Benzintank und die Batterie, ein großer Bugankerkasten und drei Aluminium-Klampen. Die mausgraue Bodenbeschichtung des 67 cm Freibordhöhe aufweisenden Cockpits geriet extrem grob, um nicht zu sagen, scharfkantig, und erinnert an ein Fakirbrett. Es wäre also generell ratsam, die passenden Bordschuhe anzubehalten. Was die Seitenstabilität in Ruhelage betrifft, macht die Longliner 2 für ein Wasserfahrzeug dieser Spezies eine gute Figur. Ungeachtet des immerhin acht Zentimeter breiten, als »Notsitz « zu nutzenden Schandecks sollte man für reguläre Sitzgelegenheiten sorgen. Wer die Orkney mit Pinnensteuerung bewegen möchte, der wählt mindestens eine der beiden verfügbaren Kunststoff-Duchten. Mit dem steuerbords montierten Fahrpult bietet sich die Mitbestellung einer vorne angeordneten U-Bank und zweier Sitzkästen an. Selbige schlucken eine größere Menge mitgeführter Kleinteile, wie sie ein jeder Petrijünger im Gepäck hat. Werftseitig nicht vorgesehen sind kurioserweise simple Rutenhalter. Abhilfe schafft hier auf Wunsch die Firma Wassersport H. Bonnke, die übrigens Anfang April eine eigene Angelabteilung eröffnet hat (siehe unter www.schleppfisch.de).
Fazit
Sportfischer und solche, die es werden wollen, finden in der neuen, als einfach ausgestattetes Basismodell ab 7.385 Euro erhältlichen Orkney Longliner 2 einen treuen Begleiter oder, wenn man so will, eine stabile Plattform zum Ausüben ihres Hobbys. Das zweckmäßig gestaltete Angelboot aus Großbritannien kann mit narrensicheren Lauf- und Handlingeigenschaften Pluspunkte sammeln. Optimal bedient ist der kaufwillige Kunde, wenn sich die meisten der als Originalzubehör aufgeführten Extras an Bord befinden. Wir denken da zuallererst an die leider aufpreispflichtige stählerne Kielleiste, würden dann die Steuerkonsole mit mechanischer Ultraflex-Lenkung, die beiden Sitzboxen und zwei solide Sitzbänke mit ins Boot holen. Wenn noch 1.690 Euro in die auf jeden Fall Sinn machende Bugbehausung investiert werden, wäre das gute Stück bis auf die Motorisierung komplett. Farbe ins Spiel bringt die als Option bestellbare dunkelblaue Rumpfkolorierung, die der Longliner 2 gegen die Entrichtung von weiteren 500 Euro sogar einen edlen Touch verleiht. Der mit 3.870 Euro gelistete Suzuki DF 15 ARL, für den ein drehzahlabhängiger Benzinverbrauch zwischen 1,5 und 6,5 l/h als realistischer Kostenfaktor einkalkuliert werden kann, reißt mit seinen elf Kilowatt am Propeller zwar keine Bäume aus, die Antriebsleistung des technisch aufwendigen Langschaft-Außenborders aus Fernost reicht och allemal für einen angemessen zügigen Vortrieb.
Technische Daten
Länge über Alles: 4,88 m
Breite: 1,83 m
Tiefgang (Motor angehoben): 0,19 m
Gewicht: ab 270 kg
CE-Kategorie: C
Max. Personenzahl: 5
Baumaterial: GFK
Motorisierung: Außenborder, Leistung bis 18,4 kW (25 PS)
Grundpreis: 7.385 €
WEITERE INFORMATIONEN UND BUCHUNG
Wassersport H. Bonnke GmbH (Exklusivimporteur und
Lieferant des Testbootes), Tükeslih 11, 24887 Silberstedt,
Tel. 04626-1848990, www.bootszentrum.de
Orkney Boats Ltd, Ford Lane Business Park, Ford, Arundel,
West Sussex, BN18 0UZ, England, www.orkneyboatsltd.co.uk
Den ganzen Test lesen Sie in SKIPPER 05/2014
Text & Fotos: Peter Marienfeld