Die Qual der Wahl
Die einen sind schnell, die anderen eher behäbig unterwegs. Trumpft die eine Seite mit Pferdestärken auf, macht die andere leistungsmäßig eher in Understatement. Alles eine Frage des Standpunktes.
Wer wassersportlich in Sachen Wasserski oder Wakeboard engagiert ist, wird stets ein Gleitboot fahren. Hinter einem Verdränger wäre dies nur auf einem Türbrett möglich, aber angesichts der Geschwindigkeit von etwas mehr als 10 km/h scheint dies keine große sportliche Herausforderung. Was unterscheidet einen Gleiter von einem Verdränger? In Ruhelage verdrängen beide Bauarten exakt die Wassermasse, die ihrem Gewicht entspricht. Nehmen die Boote Fahrt auf, schieben beide Typen eine Bugwelle vor sich her. Mit zunehmender Geschwindigkeit steigt diese an und erhöht den Widerstand. Aufgrund der Rumpform wird ein Verdränger diesen selbsterzeugten »Wasserberg« niemals überwinden können. Selbst dann nicht, wenn er mit reichlich Motorenstärke ausgestattet wird.
GLEITER
Ein Gleitboot ist durch seine Rumpfform und eine dem Bootsgewicht angepasste Motorisierung aber in der Lage, dieses Wellensystem zu überwinden. Der Großteil des Rumpfes hebt sich mit zunehmender Geschwindigkeit aus dem Wasser, verringert so den Widerstand und lässt die Welle hinter sich. Wurden in den 60er Jahren meist nur kleine Sportboote als Gleiter konzipiert, werden heute sogar ausgewachsene Motoryachten der 30-Meter-Klasse gebaut. Die benötigen dann aber richtig Power, um diesen Fahrzustand auch zu erreichen. Die notwendige Motorstärke zum Erreichen der gewünschten Geschwindigkeit ist denn auch ein Hauptthema in der Diskussion der Anhänger beider Fraktionen. Es ist eine Binsenweisheit: Rufe ich viel Leistung ab, muss ich dafür ein Energieäquivalent in Form von Brennstoff durch die Zylinder jagen. Die Rechnung für den Fahrspaß bekomme ich dann an der Tankstelle. Ein Blick auf die Tabellen in unseren Testartikeln zeigt dies sehr deutlich. So verbraucht die ab Seite 32 beschriebene Formula 382 Fas³tech mit ihren beiden V-10-Ilmor-Triebwerken unter Volllast erblassende 447 l in der Stunde. Dann haben die zusammen 1.038 kW (1.450 PS) das Boot aber auch auf knapp 84 Knoten katapultiert, man legt in einer Stunde also 156 Kilometer zurück. Reduziert man die Geschwindigkeit und ruft weniger Pferdchen ab, reduziert sich der Verbrauch entsprechend. Beim Extremsportler Formula wird die größte Reichweite im Drehzahlbereich um 3.000 min-1 erreicht. Dann laufen 110 Liter durch die Zylinder und pro Stunde werden rund 60 Kilometer bewältigt. Zugegeben, dies ist ein Extrembeispiel, zeigt aber sehr deutlich den Zusammenhang von Geschwindigkeit, abgerufener Leistung und Verbrauch. Der besteht auch bei den Verdrängern, allerdings in ganz anderen Dimensionen.
Den ganzen Artikel lesen Sie in SKIPPER 03/2014
Text & Fotos: Klaus Schneiders